Silberband 114 - Die Sporenschiffe
einmal der Hypertaster brachte ein Ergebnis.
Vor ihm öffnete sich ein meterbreiter Spalt in der Energiewand. Er schwebte mit dem Knitter im Schlepp hindurch und erblickte durch ein Tor in dem Turm wieder einen Ausschnitt der goldenen Stadt.
Es musste einen einfachen Weg geben, diese rätselhafte Stadt zu erreichen. Dort, davon war er überzeugt, erwartete ihn das Wesen, das ihn aus der Todeskammer befreit hatte.
Der Vario stoppte abrupt, bevor er das Tor erreichte.
Seine Vorsicht erwies sich als angebracht, denn hinter der Öffnung flammten jäh Hochenergiestrahlen auf. Er wäre unweigerlich in den Tod geflogen, hätte er in dem Moment das Tor durchquert.
Freund Hilfreich muss sicher gewesen sein, dass ich nicht so unvorsichtig sein würde, dachte Argyris leicht amüsiert. Andernfalls hätte er mich bestimmt gewarnt oder diese Falle desaktiviert!
Die Hochenergiestrahlen erloschen. Dennoch wagte sich der Vario nicht weiter vor. Er konzentrierte sich auf die Ortung und maß nach einiger Zeit Energiefelder an, die weit hinter der Öffnung einen Umlenkeffekt bewirkten. Nur wegen dieser Abweichung sah er die Stadt scheinbar vor sich.
Aus der Wirkungsweise der Lichtbrechung errechnete er die wahre Position der Stadt, und genau darauf schwebte er zu. Ihn störte nicht, dass er geradewegs durch die Mauern des Turmes hindurchfliegen musste. Und tatsächlich, als er eigentlich gegen die Wand hätte prallen müssen, löste sich der Spuk auf.
Anson Argyris sah nun zweifellos das richtige Tor vor sich – und unmittelbar dahinter eine seltsame Gestalt.
Sie war rund vier Meter groß, eine aufrecht auf zwei Beinen gehende massige Echse. Der runde Schädel hatte etwas durchaus Menschliches, doch die am Rücken angesetzten stilisierten Vogelschwingen sorgten für einen zwiespältigen Eindruck – und das alles bestand aus blankem schwarzem Stahl ...
Ein Roboter!
Argyris war fasziniert von dieser Erscheinung. Da ihm das Äußere des Roboters keinesfalls zweckbedingt erschien, musste diese Gestalt wohl den Wesen nachempfunden sein, die sie konstruiert hatten.
Ein uraltes, wahrscheinlich längst ausgestorbenes Volk ...
Der Roboter bewegte sich nicht. Sein Rundschädel saß nicht auf einem Hals, sondern lag in einer schüsselförmigen Vertiefung zwischen den Schultern. Weder ein Ortungsband noch Augenzellen waren zu erkennen, lediglich ein senkrecht verlaufender Stahlwulst. Der gut drei Meter lange stählerne Echsenschwanz stützte den Körper ab.
Ist das jener sagenhafte Ritter der Tiefe, Armadan von Harpoon?
Argyris zweifelte daran. Trotzdem schwebte er auf das Tor zu. Er glitt ungehindert hindurch und sah mit einem Mal die Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung vor sich.
Wenige Meter vor dem geflügelten Roboter, dessen schwarze Hülle einen starken Kontrast gegen den sich im Hintergrund aufwölbenden goldfarbenen Energieschirm bildete, verharrte der Vario und entließ den Knitter aus seiner Obhut.
»Mein Name ist Anson Argyris«, sagte er, an den Roboter gerichtet. »Mein Begleiter nennt sich Charlie. Danke, dass du uns aus der Todesfalle gerettet hast, Freund Hilfreich.«
»Ich bin nicht dein Freund – und ich heiße nicht Hilfreich«, antwortete die schwarze Echse in fehlerfreiem Interkosmo. »Ich bin der große Langweiler, aber du wirst dich nicht langweilen, Anson Argyris. Vielmehr wirst du dich sehr anstrengen müssen, um das Duell mit mir wenigstens ein paar Tage lang zu überstehen.«
»Was für ein Duell?«, fragte der Vario.
Sein Gegenüber antwortete nicht, sondern drehte sich um und ging auf den Energieschirm zu. Vor ihm bildete sich eine Strukturlücke. Er schritt hindurch und tauchte bald darauf im Gewirr der goldenen Stadt unter.
»Der Kerl muss verrückt sein«, sagte Argyris. »Ein Roboter, der sich den großen Langweiler nennt, muss einfach einen Knacks in der Positronik haben. Noch dazu fordert er mich zum Duell heraus. Aber schön, zeigen wir es ihm! Komm, Charlie!«
Er flog auf die Stelle in dem Energieschirm zu, an der sich der Strukturriss gebildet hatte. Wie vor dem großen Langweiler, so öffnete sich auch für den Vario und Charlie eine Lücke – und schloss sich hinter ihnen wieder.
Ein Störfeld baute sich um ihn herum auf, und es überlagerte nicht nur einen Großteil seiner Ortung, sondern blockierte zudem Funktionen seiner positronischen Gehirnkomponente. Nur die Tatsache, dass der Vario über eine hochwertige biologische Gehirnkomponente verfügte und in der Lage war, die
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