Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Ammoniak-Gebilde eingebetteten Fötus in einer optischen Vergrößerung fest.
»Die Funkverbindung zur MEGALIS ist unterbrochen«, erklärte der Pilot. »Wir müssen zurück, sonst sind wir in dem Mahlstrom verloren.«
»Ich will dieses Geheimnis ergründen«, beharrte die Frau. »Es muss eine Erklärung dafür geben, wie ein humanoides Lebewesen in das Ammonier-Kollektiv kommt. Fliege ihm nach!«
Sie maß starke mentale Impulse an, die eindeutig von dem ringsum wachsenden Ammoniak-Gebirge stammten. Hier entstand ein Kollektiv, das größer wurde als alle bisher durch die Fernortung angemessenen. Die bizarren Gebilde veränderten so schnell wie Wolken ihre Gestalt. Ihr Wachsen konnte sogar schon durch die Panzertroplonfront beobachtet werden.
»Sheila, wir sind eingeschlossen!«, rief Panatheik plötzlich. »Ich muss versuchen, an einer Stelle durch die Kristalle durchzubrechen ...«
»Folge nur dem Fötus-Kristall!«, fuhr die Biologin ihn an. »Bleib an ihm dran, egal wie!«
Das verfolgte Objekt tauchte in eine Kristall-Schlucht ein und verschwand.
»Es ist aussichtslos«, sagte Panatheik. »Die Schlucht schließt sich; wir kommen da nicht durch.«
Die Frau setzte zu einer heftigen Reaktion an, doch dann lächelte sie plötzlich und entspannte sich. »Meinetwegen tu, was du nicht lassen kannst. Das Erreichte macht mir ohnehin niemand mehr streitig.«
Sie nahm an ihren Messgeräten Feineinstellungen vor, bis die letzte Störstrahlung eliminiert war.
»Um uns ist Leben, Pana!«, sagte sie schwärmerisch. »Eine fantastische Form von Leben.«
Der Pilot schien ihr gar nicht zuzuhören. Er wich einer wuchernden Kristallwand aus und beschleunigte den Shift mit Höchstwert, aber da blinkten schon die ersten Warnanzeigen.
»Wir werden langsamer statt schneller!«, fluchte er.
Die Geschwindigkeit reichte nicht mehr aus, um eine Bresche durch die Kristalle zu schlagen. Außerdem verrieten die Massetaster, dass sich die letzte vergleichsweise dünne Kristallschicht bereits verdickte. Der Pilot zog den Shift herum. Mit durchdringendem Knirschen streifte der Flugpanzer ein Hindernis. Wolken von Kristallen stoben auf, verwitterten sofort und trieben als Gasschleier davon.
»Wir stecken fest!« Panatheik beugte sich zu der Biologin hinüber und schüttelte sie an der Schulter. »Wir sitzen in der Falle. Diese verdammten Kristalle haben unseren Antrieb lahmgelegt.«
»Ich höre sie«, murmelte Sheila Winter verträumt. »Soll ich ihre Botschaft verstärken, damit du sie auch vernimmst?«
Sie nahm eine neue Justierung vor, bis ein fast melodiöses Summen und Pfeifen die Kuppel erfüllte.
»Das sind Störgeräusche, sonst nichts!«, behauptete der Pilot.
»Warte, bis der Translator sich mit der Sprache der Ammonier vertraut gemacht hat. Dann steht einer Verständigung nichts mehr im Wege.«
»Unsinn!« Panatheik reagierte heftig darauf. »Wenigstens haben wir eine ausreichende Energiereserve, um auszuharren, bis die Kristalle wieder diffundiert sind.«
»Dieses Kollektiv wird sich nicht so schnell verflüchtigen«, behauptete die Biologin überzeugt. »Es hat erkannt, dass von uns keine Gefahr droht, und sucht den Kontakt. Merkst du es denn nicht?«
Der Pilot schüttelte den Kopf. Die Kristallgebilde rückten unaufhaltsam näher. An einigen Stellen hatten sie den Shift schon erreicht, verdampften jedoch an seiner Hülle.
Panatheik schaltete den Schutzschirm ein. Das heißt, er löste den Vorgang zwar mehrmals rasch hintereinander aus, aber der energetische Schutz stabilisierte sich nicht.
Inzwischen hatten sich am Bug des Fahrzeugs erste Kristalle gebildet. An der Projektormündung des Desintegratorgeschützes wuchs bereits ein kopfgroßer Klumpen.
Entschlossen löste der Pilot eine Salve aus, es gab jedoch keine Reaktion.
Die Innentemperatur sank.
»... kein ... Stör...räusche ... Sprache ...«, erklang es aus dem Translator. »... sprechen ... sprechen ... verstehen ... Verständigung ... wir hören ... ihr hören ...«
»Es klappt!«, rief die Biologin freudestrahlend. »Die Ammonier suchen den Kontakt. Sie vertrauen uns!«
»Aber ich traue ihnen nicht.« Panatheik wandte den Blick nicht von den Anzeigen der Lebenserhaltungssysteme. Die Innentemperatur war um fünf Grad Celsius gesunken. »Sie wollen uns hinhalten, bis wir erfrieren. Doch so weit lasse ich es gar nicht erst kommen.«
Er verschwand im hinteren Bereich des Shifts. Sheila Winter nahm das nur unbewusst wahr, denn sie lauschte den
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