Silberband 114 - Die Sporenschiffe
nachdenkliches Schweigen, und das war eindrucksvoller als der Jubel, den Herkas geerntet hatte. Es kam völlig überraschend für Maina, als der Alte plötzlich vor sie hintrat, ihre Hand ergriff und sie zum Rednerpult führte.
»Aber was ...«, versuchte sie einzuwenden, doch Dommerjan schnitt ihr das Wort ab.
»Ich habe kein Konzept kennengelernt, das eine tiefere und ehrlichere Beziehung zu ES hat als diese Frau«, verkündete er und wandte sich dann direkt an sie: »Maina, lass uns an deinen Einsichten und Erfahrungen partizipieren und sage uns, was zu tun ist.«
Damit ließ er sie allein.
»Ich fürchte, ich kann euch nicht helfen«, eröffnete Maina den Versammelten. »Lange Zeit habe ich damit verbracht, nach einem gangbaren Weg zu suchen, aber ich habe ihn nicht gefunden. Ich habe Einsichten gewonnen, jedoch keine Antworten. Entgegen vielen Strömungen, die ich als Modetrends bezeichnen möchte, bin ich der Ansicht, dass unsere Bestrebungen weiterhin sein müssen, uns eines Tages zusammenzuschließen und ein Multibewusstsein zu bilden. Ich weiß aber auch, dass dies ein beschwerlicher Prozess sein wird, denn uns fehlt ein integrierender Faktor. Was dies sein mag, weiß ich nicht. Ich stimme Dommerjan zu, dass wir uns in Geduld üben und unseren Glauben an und unsere Hoffnung auf ES beibehalten müssen.« Mehr hatte Maina nicht zu sagen.
Die Konzepte waren im Aufbruch. Nach Maina meldete sich niemand mehr zu Wort, nicht einmal Herkas, der schon bei ihren letzten Worten den Kreis verlassen hatte und verschwunden war.
Der Exodus dauerte die ganze Nacht, und am nächsten Morgen war der Redeplatz verlassen. Sogar die Askosaner schienen die Lust am Feiern verloren zu haben, sie fanden es nicht einmal der Mühe wert, die Zeltstadt abzubauen.
Maina streifte einsam durch die Geistersiedlung. Hier waren nun alle Hoffnungen auf eine Entscheidung zerronnen. Sie war traurig, dass sie den Konzepten nur die eigene Ungewissheit hatte vermitteln können.
In einer der leeren Straßen kam ihr der Junge entgegen.
»Ich habe versagt, Dommerjan«, klagte sie.
»Finde ich gar nicht«, widersprach er. »Meiner Meinung nach warst du großartig. Du hast den Konzepten eine Motivation zum Ausharren gegeben. Mehr kann man nicht erwarten.«
Irgendwie fand Maina es deprimierend, dass sie nicht mehr hatte tun können, als den Status quo aufrechtzuerhalten. »Alles wird beim Alten bleiben«, sagte sie schließlich. »Und das stimmt mich traurig.«
»Wir könnten einen neuen Anfang machen«, schlug das Konzept Dommerjan vor. »Wir zwei, du und ich. Wollen wir uns zusammenschließen – zu deinen Bedingungen?«
»Warten wir damit noch ...«
»Worauf sollen wir warten?«
»Auf ES, auf die Superintelligenz.«
BASIS
»Bully ist mit der MEGALIS eingetroffen«, meldete Jentho Kanthall.
»Das ist gut«, sagte Rhodan unbeeindruckt. So sensationell konnten die Entdeckungen des Freundes gar nicht sein, dass sie ihn von dem Problem der Sporenschiffe abzulenken vermocht hätten. Ungeduldig fragte er: »Besteht endlich Funkkontakt?«
»Wir sind unablässig auf Sendung«, sagte Kanthall, ohne die Frage direkt zu beantworten. Wäre von der HORDUN-FARBAN eine Antwort gekommen, hätte Rhodan sowieso umgehend davon erfahren.
Seit der Terraner auf die BASIS zurückgekommen war, wurde mit höchster Sendeleistung versucht, eine Funkverbindung zu dem Sporenschiff herzustellen. Aber wer immer die HORDUN-FARBAN kommandierte, er reagierte nicht.
»Die Sporenschiffe halten weiterhin ihren Kurs«, stellte Roi Danton fest.
Rhodans Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Gegen die sechs Gigantschiffe, die noch dazu eine unbekannte Anzahl UFOs an Bord hatten, konnte die BASIS nichts ausrichten.
Übers ganze Gesicht grinsend, betrat Reginald Bull in die Hauptzentrale. »Ich habe gehört, dass ihr der HORDUN-FARBAN einen Besuch abgestattet habt«, wandte er sich an Rhodan. »Was ist? Keine Spur von Kemoauc?«
»Soviel wir wissen, hast du Kemoauc als Ungeborenen aufgefischt«, bemerkte Atlan.
Bull winkte ab. »Spotte ruhig. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass es sich bei dem Fötus um Kemoauc handelte. Wer konnte vorher wissen, dass eine Inflation an Föten besteht? Ich bin der Meinung, dass Kemoauc doch damit zu tun haben muss.«
»Wir haben endlich Kontakt!«, rief Kanthall. »Die HORDUN-FARBAN antwortet!«
Im Funkholo erschien das Abbild eines Hominiden, der Scallur oder Jagur hätte sein können. Auffallend waren der
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