Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Reijsbergen hatte Mühe, sich auf ihr Konzept zu konzentrieren.
Tifflor blickte sie nachdenklich an. Er hoffte, dass sie ihre Rede beenden und auf weitere Angriffe verzichten würde. Ihre Argumente fürchtete er nicht, denn sie verringerte ihre Erfolgsaussichten für die Abstimmung selbst. Doch das spürte sie ebenfalls, und deshalb wurde sie schon wieder gefährlicher. Sobald ihr immer weniger zuhörten, bestand die Gefahr, dass sie Saliks Plan verriet, um sich erneut Gehör zu verschaffen.
Unvermittelt verstummte sie. Im Saal lag der Geräuschpegel mittlerweile auf einem ungewöhnlich hohen Level. Die Oppositionsführerin klammerte sich geradezu an den Kanten des Rednerpults fest.
Tifflor erkannte, dass sie unmittelbar davor stand, die Wahrheit zu verraten, um sich selbst und den groß angelegten Misstrauensantrag zu retten.
»Raylor ist im Begriff durchzudrehen«, sagte Jennifer Talzjew betroffen. Sie hatte zuerst bemerkt, dass der Schwachstromingenieur verschwunden war, und sofort den Kommandanten informiert.
»Ich suche ihn.« Clamd zögerte nicht eine Sekunde lang. »Bereiten Sie inzwischen den Start vor!«
Hargus Clamd war davon überzeugt, dass Gust in Panik geraten war und auf eigene Faust versuchte, sich zu retten. Dabei hatte der Mann nur zwei Möglichkeiten: Entweder vertraute er den Orbitem, oder er brachte irgendwie die Space-Jet an sich, um allein zu fliehen.
Ein Schott öffnete sich vor ihm, Clamd wäre beinahe mit einem der Roboter zusammengestoßen. Er sah einen schwarzhaarigen Hünen mit ausdrucksvollen Augen vor sich und vergaß für einen Moment, dass der andere die Maschine war und er selbst in einer Maske aus Metall steckte. Er setzte zu einem ärgerlichen Verweis an, doch in dem Moment wich ihm der Kampfroboter aus.
Clamd erkannte seinen Fehler und die Gefahr, in die er sich gebracht hatte. Deshalb lief er, ohne innezuhalten, weiter. Jedes Zögern, jeder neugierige Blick auf den Hünen hätte ihn zwangsläufig verraten.
Der Weg bis zum nächsten Schott dehnte sich schier endlos. Der Kommandant glaubte bereits, die tödliche Glut eines Strahlschusses im Rücken zu spüren. Seine Beine wurden schwer wie Blei, jeder Schritt brauchte eine qualvolle Überwindung.
Endlich öffnete sich das Schott vor ihm. Er lief hindurch und drehte sich um, als sich der schwere Flügel schon hinter ihm schloss. So sah er gerade noch, dass der Roboter bereits weitergegangen war.
Clamd atmete auf.
Minuten später betrat er den Hangar. Für einen Moment hatte er befürchtet, Gust könne schon mit der Space-Jet geflohen sein. Er sah mehrere Besatzungsmitglieder. Sue Annelois hatte einen Werkzeugbehälter geöffnet und hielt Teile einer Robotermaske in Händen. Obwohl Clamd ihr Gesicht verborgen blieb, glaubte er, die Betroffenheit der Frau spüren zu können.
»Raylor hat alles abgelegt«, sagte die Programmspezialistin, als sie den Kommandanten bemerkte. »Er muss verrückt geworden sein. Wahrscheinlich glaubt er, sich unmaskiert zwischen den Robotern bewegen zu können.«
Clamd antwortete nicht. Jedes Wort erschien ihm in dem Moment überflüssig. Außerdem brauchte Annelois keinen Zuspruch. Natürlich hatte auch sie Angst, aber sie schaffte es immer wieder, diese Angst zurückzudrängen, ohne andere damit zu belasten. Er drehte sich um und lief zurück. Wenn Gust nicht in den Hangar zurückgekommen war, dann befand er sich auf dem Weg zu den oberen Decks, wo die Orbiter an Bord kommen würden.
Eine Gruppe von acht Kampfrobotem näherte sich ihm. Sie waren mit schweren Strahlern bewaffnet und liefen nicht weniger schnell als er. Einige von ihnen hatten stark gerötete Gesichter, als treibe ihnen die Anstrengung das Blut in den Kopf. Sie schwitzten sogar. Clamd sah sie blinzeln, nicht anders, als es jeder Mensch getan hätte, dem der Schweiß in den Augen brannte.
Vorsichtshalber trat er zur Seite und ließ die Roboter vorbei. Langsamer als zuvor ging er weiter. Nach wenigen Metern blieb er aber schon wieder stehen und wandte sich um. Die Roboter waren verschwunden.
Nachdenklich blickte Clamd auf das Schott, das sich hinter ihnen geschlossen hatte.
Entsetzt erkannte er, dass er im Begriff war, sich an die von den Maschinen ausgehende Gefahr zu gewöhnen. Er fühlte sich kaum noch von ihnen bedroht und achtete nicht einmal mehr auf sie. Aber die Roboter veränderten sich nicht, ihre Programmierung kannte keine Gewöhnung und damit keine Minderung äußerer Reize. Sie waren zu Gegnern des Menschen
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