Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
kommen können, der die Befehlsgewalt über das Wachfort oblag.
Hargus Clamd hielt jäh den Atem an. Wells wusste nicht, dass er es nur mit Robotern zu tun hatte, er glaubte an eine garbeschianische Besatzung. Wenn der Orbiter jetzt die richtigen Schlüsse zog, musste er die Wahrheit erkennen.
Doch Wells hatte seine Ruhe und Überlegenheit verloren. Gehetzt schaute er um sich, denn SKARABÄUS feuerte bereits mit nahezu allen Offensivwaffen. Im nächsten Moment warf sich der Orbiter herum und eilte zum Hauptschott.
Clamd führte den Orbiter durch Sektionen zurück, die Wells vorher nicht zu Gesicht bekommen hatte. Hier lagen weitere Opfer der ersten Angriffswelle. Der Orbiter achtete allerdings kaum mehr auf die entstellten Toten, er schien genug gesehen zu haben.
Auf der schmalen Multifunktionsplatte vor Julian Tifflor erschien eine knappe Textnotiz. Gefechtspause bei SKARABÄUS; Orbiter im Wachfort, las der Erste Terraner.
Die Projektion wechselte wenige Augenblicke später. Ein ausführlicher Bericht des Kommandanten der Heimatflotte folgte. Tifflor ließ sich nicht anmerken, was ihn da an seinem Platz im Plenarsaal erreicht hatte. Schließlich machte er eine kurze Notiz auf Folie und winkte einen der Saaldiener zu sich heran.
Mit einem knappen Kopfnicken deutete er zu Helen Reijsbergen hinüber, die noch am Rednerpult stand und dicht davor war, das Geheimnis um Jen Saliks Plan preiszugeben.
»Überreichen Sie ihr die Notiz!«, bat Tifflor.
Der Saaldiener trug die zusammengefaltete Schreibfolie zum Rednerpult. Tifflor war sich dessen bewusst, dass die Szene im Trivid übertragen wurde und einige Verwunderung hervorrufen würde. Die ersten Medienleute auf der Pressetribüne wurden ohnehin schon aufmerksam. Ihre Schwebekameras richteten sich fast ausnahmslos auf die Oppositionsführern!. Im Plenarsaal machte sich eine angespannte Atmosphäre breit. Jeder schien zu spüren, dass Helen Reijsbergen zu einer Entscheidung gedrängt wurde.
Die Parteivorsitzende verstummte. Sie las die Notiz und blickte zu Tifflor herüber. Ihre Augen verengten sich.
Der Erste Terraner nickte ihr zu.
Reijsbergen schob die Folie zwischen die Seiten ihres Stichwortmanuskripts. Ruckartig hob sie den Kopf und wandte sich wieder den Parlamentariern zu.
Julian Tifflor hatte Mühe, sich weiterhin so zu geben, als seien die Regierung und seine Position als Erster Terraner nicht im Geringsten gefährdet. Jetzt kam es auf Helen Reijsbergen an. Sie durfte auf keinen Fall preisgeben, welche Rolle das Wachfort SKARABÄUS spielte.
Die Frau wusste ihre Situation zweifellos richtig einzuschätzen. Sie wusste aber auch, dass es nicht nur um sie ging, sondern vor allem um das Schicksal der Menschheit. Tifflors handschriftliche Notiz lauteteschlicht und einfach: Orbiter sind im Wachfort! Das Überleben der Menschheit steht auf Messers Schneide.
Tifflor war beileibe kein Freund derart dramatischer Sätze, diesmal ging es ihm jedoch darum, die Politikerin vor einer verhängnisvollen Enthüllung zu bewahren.
Heman Heigh, der Vorsitzende der Fortschritts-Sektion, stellte den Antrag auf eine Zwischenfrage. Tifflor versteifte sich, denn der Parlamentspräsident genehmigte die Zwischenfrage.
Heigh nutzte die beklemmende Stille, die mit einem Mal im Plenarsaal herrschte. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf ihn. Heigh wollte um jeden Preis Mitglieder seiner Partei in die neue Regierung bringen, sich selbst natürlich vorneweg. Dass er kein Mittel scheute, seine Ziele zu verwirklichen, war Tifflor längst bewusst.
Als Hargus Clamd zusammen mit Ingor Wells das obere Drittel der Station betrat, sah er, dass andere Orbiter sich ebenfalls zu ihrem Schiff zurückzogen. Seine Gedanken waren bei Gust. Er hoffte, dass er den Ingenieur aufspüren konnte, bevor dieser an Bord des Keilraumschiffs ging - »Es ist gut«, sagte Wells, als sie sich einem aufwärtsgepolten Antigravschacht näherten. »Ich brauche dich nicht mehr.«
Der Kommandant blieb stehen und blickte der Brak-Type nach. Am liebsten hätte er den Mann zurückgehalten, bis er wusste, wo Raylor Gust sich befand. Doch genau das durfte er keinesfalls tun, jede Aktion gegen den Orbiter musste verhängnisvolle Folgen haben.
Dabei würde es nicht weniger verhängnisvoll sein, wenn der Schwachstromingenieur die Seiten wechselte. Genau das durfte keinesfalls geschehen. Clamd fürchtete, dass Gust bei einem Verhör widerstandslos sein Wissen preisgeben würde.
Ihm blieb keine andere Wahl, als dem
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