Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
geübten Schwimmer eine große Distanz. Armadan von Harpoon, wie er sich nennt, war jedoch bewusstlos, als er gefunden wurde. Wie hat er sich gerettet?«
»Er behauptet, er sei geschwommen, und als er endlich das Land erreichte, hätten ihn die Kräfte verlassen.«
»Was sagen die Mediker dazu?«
»Sie sind sich unschlüssig.«
»Wie lange war der angebliche Ritter bewusstlos?«
»Dazu gibt es keine brauchbare Aussage.«
Niktasch wiegte abschätzend den Kopf. »Der Roboter hat den Mann gerettet und sich danach zurückgezogen. Wir sollten glauben, dass er zerstört worden sei. Dass wir den Gleiter bergen würden, konnte er nicht vorhersehen.«
Lyrta Rufur gab sich einen Ruck, als ihre Gedanken abschweiften.
»Du wirst den Kommandanten der SELOU-BAL festnehmen und in sicheren Gewahrsam bringen!«, ordnete sie an. »Eine Vollmacht für dich wird rechtzeitig bei der Hafenbehörde vorliegen.«
Erst Minuten später fand sie Zeit, ihre Überlegungen zu sortieren, die durch Niktaschs Hypothese beflügelt worden waren.
War es möglich?
Die Stimme aus dem Nichts ... ein Roboter der Garbeschianer?
Der Besuch des Mannes, der sich als Ritter der Tiefe ausgab, war der Arbeitslenkerin unangenehm. Sie zog in Erwägung, ihn abzuweisen, entschied sich letztlich jedoch aus taktischen Gründen gegen einen solchen Schritt.
Als der Fremde eintrat, bemühte er sich, würdevoll zu erscheinen. Er bewegte sich gemessenen Schrittes und hatte eine Miene aufgesetzt, die Weisheit und Intelligenz zum Ausdruck bringen sollte. Lyrta Rufur unterdrückte mit Mühe ein Lachen. Als Schauspieler taugte der Mann ebenso wenig wie als Ritter der Tiefe.
Wie am Tag zuvor setzte er sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Er warf der Frau einen ernsten, fragenden Blick zu. »Nun?«, sagte er nur.
»Nun - was?«
»Ich habe gestern Wünsche geäußert. Sind sie erfüllt?«
»Ich habe getan, was mir möglich war«, antwortete Rufur. »Die LUR-Flotte steht zu deiner Verfügung.«
»Und weiter? Was ist mit den anderen Welten der Anlage? Mit welchem Schiff werde ich nach Martappon fliegen?«
»Alle Planeten sind informiert, die Antworten der dortigen Befehlshaber stehen aber noch aus. Ich nehme nicht an, dass du nach Martappon aufbrechen willst, bevor dir von dort zu erkennen gegeben wurde, dass du willkommen bist?«
Der Fremde verlor die mühsam aufgesetzte Würde. Seine Miene verzerrte sich zur wütenden Grimasse.
»Ich? Auf Martappon willkommen?«, stieß er hervor. »Du siehst die Dinge nach wie vor nicht in der richtigen Perspektive. Einem Ritter der Tiefe ist unbedingt Gehorsam zu leisten. Du kannst das offenbar nicht und bist unfähig, dein Amt auszufüllen.«
Lyrta Rufur beobachtete ihn genau. Sein Ausdruck schwankte mit einem Mal zwischen rückhaltloser Gehässigkeit und wildem Triumph. Diese Reaktion, fand sie, war keineswegs eine unkontrollierte Explosion aufgestauter Wut. Der Mann legte es vielmehr darauf an, ihr zu schaden.
»Es war dein Gebot, das mich zur Arbeitslenkerin machte«, sagte sie ruhig.
»Mein Gebot - ausgedrückt in einer Prozedur genetischer Manipulation und einem mentalen Programm. Dabei können sich vielleicht Fehler eingeschlichen haben. Nicht nur das. Sie haben sich eingeschlichen!«
Lyrta Rufur lächelte. Es war Zeit, das Druckmittel anzuwenden, das ihr die Stimme aus dem Nichts genannt hatte.
»Du hast viel gelernt seit gestern Abend«, sagte sie. »Wenigstens kennst du schon die richtigen Worte für die Vorgänge, die hier stattfinden. Wer war dein Lehrer, Harden Coonor?«
Der Ritter taumelte, als habe ihn ein wuchtiger Schlag getroffen. Sein Gesicht wurde fahl, die Augen quollen geradezu aus ihren Höhlen hervor. Ungläubig starrte er die Arbeitslenkerin an. Als er sich endlich wieder in der Gewalt hatte, wandte er sich um und verließ wortlos den Raum.
Harden Coonor wusste später nicht mehr, auf welchem Weg er sein Quartier erreicht hatte. Seinen Namen aus Rufurs Mund zu hören war ein Schock für ihn gewesen. Allerdings ärgerte er sich bereits über seine Reaktion. Irgendwie hätte er auf Rufurs Bemerkung antworten müssen, doch er war in dem Moment wie erschlagen gewesen. Sein Verhalten musste dér Frau verraten haben, dass sie auf seinen wunden Punkt gestoßen war. Mit seiner Reaktion hatte er die Situation überhaupt erst schlimm gemacht.
Nur von dem Vario konnte Lyrta Rufur den Namen erfahren haben. Coonor hatte sich seit seinem Erwachen aus der Bewusstlosigkeit kaum mehr Gedanken über
Weitere Kostenlose Bücher