Silberband 116 - Der Auserwählte

Titel: Silberband 116 - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan

Vom Netzwerk:

lähmen.«
    »Heißt das, wir sitzen hier fest?«
    »Es heißt, wir müssen warten, bis geeignete Bedingungen eintreten.«
    Rhodan hustete. Der übel riechende Qualm würgte ihn. »Warten meinetwegen. Aber nicht hier. Die Luft hat kaum noch Sauerstoff. Kennst du das Gelände?«
    »Wir sind in der Stadt am Berg.«
    »Dann nichts wie hinunter! Die Feuersbrunst saugt die Atmosphäre der Umgebung an, und die Hitze treibt sie in die Höhe.«
    »In der Tiefe lauert Gefahr«, warnte Laire.
    »Zum Teufel mit der Gefahr! Hier oben ersticken wir!«
    Sie liefen die breite Straße hinab. Solange sie sich in der Mitte hielten, konnten sie die Hitze von beiden Seiten gerade noch ertragen. Die Straße mündete auf einen weiten Platz, und hier waren die Flammen schon so weit entfernt, dass Rhodan über die ausgebrannten Ruinen hinweg ins Land sehen konnte. Erst jetzt erkannte er die Ursache des Infernos.
    Überall stiegen die Rauch- und Flammensäulen aktiver Vulkane auf. Der Planet befand sich im Zustand der Auflösung. Sein inneres Gleichgewicht war erheblich gestört. Magmamassen brandeten gegen die Kruste und durchbrachen sie an Tausenden von Stellen. Das Dröhnen und Krachen in der Luft rührte ebenso vom Wüten der Brände her wie von den Beben, die diese Welt in unaufhörlicher Folge erschütterten.
    »Die geeigneten Bedingungen treten am besten bald ein!«, rief Perry dem Roboter zu. »Lange werden wir das nicht überstehen.«
    Sie fielen in einen schnellen Laufschritt. Die Neigung der Straße wurde geringer, mittlerweile mussten sie schon am Fuß des Berges sein. Der Qualm verfinsterte den Himmel, aber trotzdem war die Luft wieder sauerstoffreicher und die Hitze nicht mehr ganz so unerträglich.
    Laire blieb stehen.
    »Hört ihr das?«
    Über das Toben der Elemente hinweg glaubte Perry Rhodan, ein dünnes, schrilles Heulen wahrzunehmen. »Was ist das?«, fragte er.
    »Das Volk der Ebene stürmt die Stadt.«
    »Volk? Ich dachte, hier hätte sich längst alles entstofflicht?«
    »Das Volk der Ebene besteht aus künstlichen Geschöpfen, Androiden würdet ihr sie nennen. Sie wurden von den eigentlichen Bewohnern
    dieser Welt erschaffen. Seit Jahrzehntausenden leben sie ohne Disziplin und haben sich zu Barbaren zurückentwickelt.«
    Rhodan griff nach seiner Waffe. Es war eine eher instinktive Bewegung. »Können sie uns gefährlich werden?«, fragte er.
    »Ihre Bewaffnung ist primitiv: Knüppel, Speere, Schwerter und Stangen. Aber sie sind ein Millionenheer.«
    Am Rand des Blickfelds war plötzlich Bewegung. Perry sah ein Wesen, halb Hund, halb Fledermaus, mit großen, dreieckigen Ohren, aber aufrecht gehend. In einer der klauenförmigen Hände trug das Geschöpf eine mit einer gezackten Metallspitze versehene Stange. Rhodan riss den Strahler hoch und feuerte. Der Angreifer stieß einen gellenden Schrei aus und verschwand im Dunst. Ob der Schuss überhaupt getroffen hatte, war nicht zu erkennen gewesen.
    »Wir machen uns besser aus dem Staub!«, rief Rhodan. »Dort - in die Seitenstraße hinein.«
    Sie merkten bald, dass die wilde Horde ihnen folgte. Die Straße verlief eben am Fuß des Berges entlang. Hier hatte sich das Feuer inzwischen erschöpft. Überall standen nur noch qualmende Mauerreste. Immer wieder drang ein dumpfes Dröhnen aus dem Untergrund empor.
    »Am besten suchen wir uns ein Versteck und hoffen, dass sie an uns vorbeistürmen«, stieß Rhodan im Laufen hervor.
    Ein merkwürdiges Licht geisterte durch den Qualm. Es durchlief binnen weniger Sekunden alle Farben des Spektrums. Ohne Zweifel eine elektrische Entladung, vielleicht eine Art Nordlicht. Intensiver Ozongeruch breitete sich aus.
    Rhodan fuhr herum, als er hinter sich ein Geräusch zu hören glaubte. Laire, der sich nur wenige Schritte hinter ihm befunden hatte, war gestürzt und lag reglos am Boden.
    »Steh auf und lauf weiter!«, herrschte Perry den Roboter an.
    Laire rührte sich nicht.
    »Besser konnten wir es uns gar nicht wünschen.« Atlan stieß eine deftige Verwünschung aus. »Erst schleppt er uns auf diesen Planeten, der bald auseinanderbrechen wird, und dann macht er schlapp.«
    »Es muss mit der Entladung zu tun haben.« Perry blickte in die Höhe, aber das geheimnisvolle Leuchten war verschwunden. »Es läuft hier nicht alles so, wie es die Kosmokraten geplant haben. Fass mit an!«
    Der Roboter war überaus massiv. Mit Mühe schleppten sie ihn in die Deckung einer nur noch nachqualmenden Mauer. Dort kauerten sie, während das animalische