Silberband 119 – Der Terraner
richtigen Träger gefunden zu haben. Aber auch dann würde ES die Unsterblichkeit nur behutsam verleihen ...
Graffiti
Sein Name ist Walter Hansen. Er ist Ingenieur und Technischer Leiter der Fabrik. Seine Aufgabe besteht in der Überwachung der Abwasser- und Kläranlagen. Kurz nach Mitternacht betritt sein Vorgesetzter den nur spärlich beleuchteten Kontrollraum. Es ist ein ungewöhnlicher Besuch zu einer ungewöhnlichen Zeit.
»Wir müssen Schleuse sieben öffnen«, erklärt der nächtliche Besucher ohne Umschweife.
Hansen starrt ihn verwirrt an. »Aber Schleuse sieben sperrt die Tanks zwölf bis achtzehn. Darin befinden sich über zehn Tonnen reiner Säure.«
Etwas unwillig wiederholt der andere: »Haben Sie mich nicht verstanden, Walter? Wir öffnen Schleuse sieben!«
»Die Säure würde unbehandelt in den Fluss gelangen ...«, wendet Hansen ein.
Sein Vorgesetzter nickt. »Keine Sorge, die Aktion ist gedeckt. Mein Gott, machen Sie nicht so ein Gesicht, Walter. Wissen Sie, was jeden Tag in den Fluss eingebracht wird? Glauben Sie, zehn Tonnen Dreck mehr oder weniger würden daran etwas ändern?«
»Ich weiß nicht, ob ich es kann«, sagt Hansen niedergeschlagen. »Es könnte den endgültigen Tod des Flusses in diesem Abschnitt bedeuten.«
Der andere winkt ab. »Sie wissen, wie dringend wir die Tanks zwölf bis achtzehn benötigen. Wenn wir den Dreck nicht loswerden, müssen wir Schicht drei einstellen. Das sind achtundfünfzig Arbeitsplätze, Walter. Sehen Sie es aus dieser Sicht. Wollen Sie, dass achtundfünfzig Menschen keine Arbeit mehr haben?«
Hansen fühlt sich in die Enge getrieben.
»Denken Sie auch an Ihre eigene Position«, sagt sein Vorgesetzter leise. »Wenn Sie es nicht tun, wird sich ein anderer dazu bereitfinden.«
Hansen geht wie benommen zur Schaltanlage. Minuten später öffnen sich die Schleusen, zehn Tonnen Säure strömen in den Fluss.
Walter Hansen ist ein Terraner.
Die Straße zum Kosmos
In kosmischen Zeitmaßstäben gesehen währt das Leben eines Menschen eine Millisekunde, und selbst die Dauer der gesamten menschlichen Existenz beträgt unter diesen Aspekten nicht mehr als einige Augenblicke. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Ereignisse in unserem Universum einem menschlichen Beobachter chaotisch und sinnlos erscheinen müssen. Mit ihren begrenzten Sinnen, die ihnen nur einen winzigen Ausblick auf die Wirklichkeit erlauben, versuchen die Menschen kosmische Zusammenhänge zu begreifen und zu überschauen. Dieser ohnmächtige und vielleicht gerade deshalb bewunderungswürdige Versuch wird Wissenschaft und Forschung genannt. Gefangen auf seinem kleinen Planeten, den er in seinem Zwiespalt von Emotion und Ratio zu vernichten droht, ringt der Mensch um Erkenntnisse, die ihn letztlich vor immer neue und größere Rätsel stellen.
Dieses verbissene Suchen nach letzten Wahrheiten lässt die Menschen ahnen, dass ihre Welt nur Teil einer unüberschaubaren universellen Ordnung ist, in der es Mächte und Existenzformen gibt, die darin eine bestimmende Rolle spielen.
Stellen wir uns vor, die Menschheit würde eines Tages durch Umstände, die wir uns mit unserem beschränkten Auffassungsvermögen noch nicht erklären können, in den Sog kosmischer Ereignisse geraten. Ein neuer Abschnitt menschlicher Geschichte würde dann beginnen, die Geschichte des Menschen in der Zukunft.
Am 19. Juni 1971 starteten vier mutige Männer an Bord eines vergleichsweise klapprigen »Raumschiffs«, das den romantischen Namen STARDUST trug, in das bisher wohl größte Abenteuer der Menschheit – zum ersten Mondflug. Einer dieser vier Astronauten war Major Perry Rhodan ...
3.
Der Mann
Die innere Unruhe, die ihn überhaupt erst veranlasst hatte, an diesen Ort zu kommen, legte sich nicht einmal nach dem dritten Glas Synthowein – aber sie ließ sich nun leichter auf Personen und Dinge in der unmittelbaren Umgebung projizieren.
Perry Rhodan hatte, wie so oft, wenn er Terrania verließ, seine Identität mit Biomolaufklebern verändert. Er konnte sicher sein, dass ihn niemand erkennen würde, aber vielleicht war die Maskerade ohnehin überflüssig. Rhodan stand am Ende des Kontaktbalkens, an dem außer ihm zwei Frauen und ein halbwüchsiger Arkonide lehnten.
Eine Musikkugel schwebte heran. »Hast du einen innigen Wunsch?«, säuselte sie. »Tanzmusik, Mentalmelodie oder eine Traumsequenz?«
»Verschwinde!«, sagte Rhodan schroff.
Der Roboter schwebte davon, hinüber zu
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