Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
der Raumhafenbeleuchtung gesteuert wurde. Sekunden darauf erloschen einige der Lampen, die den TSUNAMI-36 bestrahlten.
Icho Tolot rannte auf das Raumschiff zu und drang durch eine offene Frachtschleuse ein. Er hörte die Stimmen mehrerer Männer, die an der Schleuse gearbeitet hatten und sich über den Lichtausfall beschwerten. Ansonsten wunderte er sich über die Ruhe, die an Bord herrschte. Groß schien die Zahl der Besatzungsmitglieder nicht zu sein. Er würde den Start abwarten und danach die Besatzung überwältigen.
Nach etwa einer Stunde hob der TSUNAMI-36 ab. Icho Tolot atmete auf, denn er wusste, dass er seine Verfolger nun endgültig abgeschüttelt hatte.
Er verließ die Kammer und machte sich auf den Weg zur Hauptleitzentrale, um das Schiff unter seine Kontrolle zu bringen. Als er einen der Gänge erreichte, die direkt zur Zentrale führten, hatte der TSUNAMI-36 die Erde längst verlassen und Kurs auf den Rand des Sonnensystems genommen.
Ein Holoschirm zeigte ein anderes Raumschiff. Tolot blieb stehen, als er bemerkte, dass jener Raumer näher kam, und er beschloss, das offenbar bevorstehende Manöver abzuwarten.
Minuten später stellte er fest, dass das anfliegende Raumschiff das genaue Zwillingsstück des TSUNAMI-36 zu sein schien.
In Terrania City, von wo Icho Tolot sich mittlerweile weit entfernt hatte, schaltete Merlin Sanders eine beginnende Trividwiederholung aus. Sie hatte die Nachrichten gehört und erfahren, dass Spezialeinheiten nach wie vor nach Icho Tolot suchten.
»Ob die wirklich glauben, dass sie ihn so bald aufspüren werden?«, fragte sie Addison Uptigrove, der soeben in den Wohnraum kam.
»Das ist mir egal«, antwortete er mürrisch.
Ein sanfter Glockenton zeigte an, dass jemand an der Wohnungstür wartete. Merlin war so munter, als habe sie keinen anstrengenden Tag hinter sich. Sie ging zur Tür, öffnete und kam mit Fellmer Lloyd in den Wohnraum zurück.
»Merlin hätte mir beinahe die Hölle heiß gemacht«, sagte der Mutant zu Uptigrove. »Um sie zu beruhigen, bin ich schnell vorbeigekommen.«
»Ja und?«, fragte Merlin Sanders. »Ist das alles?«
»Ich habe einen Scheck dabei.«
Merlin seufzte, und sie setzte sich, als sie die Summe sah, die Addison Uptigrove und ihr als Entschädigung gezahlt wurde. »Damit lässt sich einiges anfangen«, sagte sie zufrieden.
Das Herzogtum
von Krandhor
17.
Vor Surfo Mallagan war die Rumpfverkleidung der SANTONMAR großflächig aufgerissen. In der Tiefe trieb der Leichnam eines Tarts langsam durch die eisige und luftleere Stille des Wracks.
Ein leichtes Zittern durchlief die immer noch mächtige Konstruktion. Mehrere hundert Meter entfernt breitete sich eine glühende Gaswolke aus, verflüchtigte sich aber ebenso schnell.
»Eine Sekundärexplosion«, vermutete Mallagan. »In einigen Bereichen herrscht offenbar bis jetzt große Hitze.«
»Wohin ist das Boot verschwunden, das uns abgesetzt hat?«, fragte Brether Faddon.
Mallagan blickte um sich. Der Planet St. Vain schob sich soeben hinter dem träge rotierenden zerfetzten Stahlkoloss in die Höhe. Scheinbar eine Handbreit neben dem Planeten hing ein winziger Lichtpunkt in der Schwärze des Alls, das Felsenschiff der Aychartaner. Ihr Beiboot war längst aus der Sicht verschwunden, mit dem bloßen Auge schon gleich nach dem Abdrehen nicht mehr zu sehen gewesen.
Das Felsenschiff beschleunigte nun ebenfalls, die Piraten verließen den Schauplatz ihres Sieges.
Ein überraschter Ausruf hing plötzlich im Helmempfang. Scoutie, die junge Jägerin der Betschiden, hatte ihn ausgestoßen, weil aus dem aufgerissenen Schiffsrumpf eine Gestalt in kranischem Raumanzug schwebte. Die Helmscheibe ließ hellgraues Mähnenhaar erkennen. Surfo Mallagan erkannte Dabonudzer, den Zweiten Kommandanten.
Die SANTONMAR hatte auf das Schiff der Aychartaner gefeuert, obwohl die Betschiden sich als Gefangene an Bord des Piratenraumers befunden hatten. Heißer Zorn stieg in Mallagan auf, nicht zuletzt, weil der Krane grüßend die Hand hob, als sei überhaupt nichts vorgefallen.
»Lass die Floskel, Verräter!«, blaffte Mallagan. »Warum hast du auf uns schießen lassen? Heraus mit der Sprache! Als Zweiter Kommandant wirst du wohl wissen, warum wir geopfert werden sollten.«
»Halt den Mund, Rekrut!« Dabonudzers Reaktion war eiskalt und beherrscht.
»Der Erste Kommandant bestimmt über den Einsatz seines Schiffes, er braucht weder deinen Rat noch deine Vorwürfe.«
»Und ich
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