Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
bestimme über mein Leben!«, entgegnete der Betschide heftig. »Wir drei befanden uns an Bord des aychartanischen Schiffes, als die SANTONMAR das Feuer eröffnete. Hat daran niemand gedacht?«
Mallagan war zum Anführer der drei geworden, die vor nicht allzu langer Zeit den Dschungel ihrer Heimatwelt Chircool verlassen hatten. Freiwillig? Nicht ganz vielleicht. Sie waren auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren ... nach einem riesigen Raumschiff namens SOL.
»Dein Verstand ist verwirrt, Rekrut«, sagte Dabonudzer schroff. »Ich bin dein Vorgesetzter, du hast mir keine Vorhaltungen zu machen, geschweige denn Erklärungen zu fordern. Es gibt nur einen Umstand, der dein Verhalten entschuldigen könnte.«
»Und der wäre?«, fragte Mallagan zynisch.
»Wurdet ihr von den Piraten verhört?«
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
»Viel, Rekrut. Ihr habt die Spoodies verloren und seid nun nicht mehr Herr eurer Sinne.«
Surfo Mallagan ließ die Schultern sinken. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, zornig zu sein. Was der Zweite Kommandant vermutete, war richtig: Sein Spoodie war abgefallen, seitdem machte ihm das Denken zunehmend Schwierigkeiten.
Schwerfällig vollführte Mallagan eine bestätigende Geste. »Unsere Symbionten starben, als das Verhör begann. Wie gefährlich kann das schon sein? Wir hatten früher auch keine Spoodies ...«
»Die Folgen sind verschieden«, sagte Dabonudzer. »Aber ich hoffe, es wird nicht gleich zum Äußersten kommen. Spätestens in vierzig Stunden haben wir eine Hilfsflotte hier, dann werden euch neue Spoodies eingesetzt.«
»Und wenn keine Hilfe ...?«
»Sie wird kommen.«
Surfo Mallagan gab sich vorerst zufrieden. Das Abfallen seines Spoodies mochte die Denkfähigkeit beeinträchtigen, es gab ihm indes ein Gefühl der Unabhängigkeit.
Weniger streitlustig als zuvor fragte er: »Weiß der Zweite Kommandant, was die Aychartaner planen? Wenn bereits gewiss ist, dass binnen vierzig Stunden eine kranische Hilfsflotte hier erscheint, dann könnten die Piraten auf den Gedanken kommen, den Schiffen eine Falle zu stellen.«
»Das wäre gegen ihre Mentalität«, sagte Dabonudzer. »Die Aychartaner meiden den offenen Kampf. Im Übrigen sehe ich, dass ihr Felsenschiff sich zurückgezogen hat. Der Verlust des Beibootes hat sie demnach nicht provoziert.«
»Welches Beiboot?«, wollte Scoutie wissen.
»Wahrscheinlich konntet ihr das gar nicht bemerken.« Dabonudzer lachte bellend. »Ich konnte auf der anderen Seite des Wracks ein Geschütz in Betrieb nehmen und das winzige aychartanische Fahrzeug abschießen, als es noch sehr nahe war. – Natürlich erst, nachdem es euch abgesetzt hatte«, fügte der Krane spöttisch hinzu.
Ein Stöhnen erklang im Helmempfang. Mallagan erschrak, als er Faddons schmerzverzerrtes Gesicht sah. »Brether – was ist los?«
Die Antwort blieb unverständlich. Dabonudzer stand da schon neben Faddon und schüttelte ihn an den Schultern. Der Krane erzielte gleichwohl nur eine schwach abwehrende Reaktion damit.
»Euch Betschiden trifft es schlimmer als andere«, stellte er fest. »Wahrscheinlich kann Faddon mit Medikamenten geholfen werden, aber zuvor muss ich ihn untersuchen.«
»Eine sehr gute Idee«, spottete Mallagan. »Wir öffnen seinen Raumanzug und legen ihn für die Untersuchung hier auf den Rumpf.«
Dabonudzer reagierte mit einer abwehrenden Geste. »Folgt mir!«, verlangte er.
Das Beruhigungsmittel wirkte schnell. Brether Faddon lehnte sich zurück und schloss die Augen. Der Kommandant hatte seinen Schädel untersucht und das Haar abrasiert, wo der Spoodie gesessen hatte. Die dünne, zwei Zentimeter lange Narbe sah aus, als sei sie schon am Verheilen.
Der Krane zog eine Injektionsampulle aus seinem breiten Gürtel, gab Faddon die Injektion in den Nacken und warf die leere Ampulle in den Abfallschacht. »Sobald der Schmerz auch bei euch auftritt, müsst ihr mir das sagen!«, verlangte er von Scoutie und Mallagan. »Je schneller das Gegengift verabreicht wird, desto nachhaltiger die Wirkung.«
»Du sagtest anfangs, es gäbe kein flugfähiges Beiboot mehr an Bord.« Surfo Mallagan hatte sich zurückgehalten, bis Faddon behandelt war, nun starrte er den Kranen durchdringend an. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wenn das kein funktionsfähiges Beiboot ist, in das wir uns zurückgezogen haben, dann muss einer von uns beiden ziemlich verrückt ...«
»Die VACCOM sitzt im Hangar fest. Es gibt zwar ein Leck im
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