Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Besatzungsmitglieder in kurzer Zeit hierher zu bringen«, bemerkte Mallagan. »Wahrscheinlich liegt hinter dem Schott ein zentraler Versammlungsraum.«
Er ging auf den Durchgang zu. Die schweren Flügel schoben sich vor ihm zur Seite und gaben den Blick auf eine kuppelförmige große Halle frei. Im Halbrund angeordnete Sitzreihen stiegen terrassenförmig nach hinten an.
Kaum hatte sie die ersten Schritte in die Halle gemacht, da schrie Scoutie auf und fuhr herum. Mallagan konnte sie gerade noch am Weglaufen hindern. »Keine Panik!«, sagte er heftig.
Im arenaförmigen Rund der Halle lagen Kranen, Tarts, Lysker, Prodheimer-Fenken und Ais. Ihre Zahl war schwer zu schätzen, und jede Festlegung mochte falsch sein. Um die dreitausend waren es, vermutete Surfo Mallagan. Sie hatten sich in der Halle zusammengefunden und waren in tiefe Bewusstlosigkeit versunken.
»Scoutie hat recht, wir müssen hier weg!«, drängte Faddon. »Ich will nicht wie alle in diesem Haufen zu einem atmenden Leichnam erstarren.«
»Unsinn!«, herrschte Mallagan den Gefährten an. »Ich spüre keinen Einfluss, der mich zwingen würde, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Und das, obwohl hier fast alle Besatzungsmitglieder des Nestes und der Schiffe liegen dürften.«
»Wir wissen also nun, was aus ihnen geworden ist, leider nicht, warum sie bewusstlos sind«, sagte Faddon.
Mallagan bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. »Wenn überhaupt, dann werden wir in der Hauptzentrale Aufschluss erhalten.«
»Dann sollten wir schnell gehen«, drängte Scoutie. »Aber weiter als bis in die Zentrale bringt mich niemand.«
Aus dem Seitenkorridor, in den die Betschiden abbiegen wollten, erklang unvermittelt das Trappeln unzähliger Füße. Mallagan und seine Gefährten zogen sich hastig zurück.
Sekunden später tauchte ein Lysker aus dem Korridor auf. Das entfernt krakenähnliche, schwarz bepelzte Wesen rannte in panischer Hast über die Verteilerscheibe. Seine vier Beine trommelten auf den Boden, die Atemmaske war verrutscht.
»Komm hierher!«, rief Brether Faddon.
Der Lysker wandte nur kurz den Kopf, er schien die Betschiden nicht einmal zu sehen. Wie von Furien gehetzt verschwand er in einem der anderen Korridore.
Scoutie wollte aufspringen, aber Mallagan hielt sie zurück. »Der Lysker wird verfolgt!«, raunte er.
Schon waren dumpfe, stampfende Schritte heran. Überrascht ließen die Betschiden ihre Schocker sinken, denn der Verfolger war kein Aychartan-Pirat.
»Ein Krane ...« Scoutie seufzte.
Der Krane, der gerade den Verteiler überquert hatte, wirbelte herum und riss seine Waffe hoch. Die aus einer grauen Mähne aufragenden spitzen Ohren schienen sich deutlich zu bewegen.
Da sich die Verteilerscheibe in Richtung der Betschiden drehte, kam der Krane schnell näher. Kurz bevor der groß gewachsene Wolfslöwe die Fremden zwangsläufig entdeckt hätte, wandte er sich um, lief entgegen der Bewegungsrichtung des Verteilers und sprang auf das erste wegführende Band.
»Ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Brether Faddon holte tief Luft. »Wieso verfolgt ein Krane einen Lysker – und warum hatte der Lysker solche Furcht?«
Keiner wusste auch nur entfernt eine Antwort.
Geraume Zeit später erreichten sie das Hauptdeck und stießen auf einen toten Kranen. Die massige Gestalt war von einem Energieschuss halb verbrannt. Der Krane hatte die Finger in den Boden gekrallt, seine zurückgezogenen Lippen entblößten zwei kräftige Zahnreihen. Sein Unterleib war verkohlt.
»Das ist grauenhaft.« Scoutie war bleich geworden. Sie sah sich um, als befürchtete sie, selbst Opfer eines heimtückischen Angriffs zu werden. Tatsächlich erklang nicht zu weit entfernt die krachende Entladung eines Strahlschusses. Kurz darauf wurde erneut geschossen.
»Das kam von dort!« Brether Faddon deutete mit dem Schocker auf einen der nächstgelegenen Korridore. »Worauf warten wir?« Er lief los.
Mallagan folgte ihm dichtauf – und sah die beiden Tarts den Bruchteil eines Augenblicks eher als der Freund. Heftig stieß er Faddon zur Seite. Keine Sekunde zu früh, denn eines der Echsenwesen feuerte sofort. Der Strahlschuss fauchte dicht über Faddon hinweg. Mallagan löste da bereits seinen Schocker aus. Der Tart versteifte sich und stürzte schwer.
Der andere hatte schon am Boden gelegen und keine Anstalten getroffen, die Betschiden ebenfalls anzugreifen. Mallagan sah die von einem Strahlschuss stammenden schweren Verbrennungen allerdings erst, als
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