Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
schüttelte kaum merklich den Kopf. »Solange ich zurückdenken kann, hat keines unserer Schiffe jemals Kurs auf Kran genommen. Außerdem stehen uns in diesem Sektor zu wenig Einheiten zur Verfügung. Ich mache euch daher einen anderen Vorschlag: Ihr geht an Bord des ersten Schiffes, das diesen Sektor mit Kurs auf eines unserer Flottennester verlässt.«
»Du bist froh, uns loszuwerden?«
»Ehrlich gesagt – ja. Aber das ist auch in eurem Sinn.«
»Noch etwas«, sagte Mallagan. »Wir kennen Gerüchte über ein riesiges Raumschiff namens SOL. Hat es jemals ein Krane gesehen?«
»Das ist eine Sage, mehr nicht.«
»Was weiß man hier über das Orakel von Krandhor?«
»Vielleicht ist es ebenfalls nur eine Sage.«
21.
Auf dem großen Orterschirm erschien die riesige Konstruktion des Nestes der 17. Flotte. Das kuppelförmige Oberteil wurde durch die kranzförmige Start- und Landeplattform vom unteren Hangarbereich getrennt.
Kommandantin Daccsier runzelte das Stirnfell. Die Antwort auf das Erkennungssignal der BRODDOM ließ lange auf sich warten.
»Neuer Funkspruch!«, befahl Daccsier. »Wir ersuchen um Landeerlaubnis.«
Der Funker bestätigte. »Keine Antwort!«, rief er kurz darauf. »Im Nest rührt sich absolut nichts.«
»Die Plattform ist leer«, stellte Sudha fest, die Stellvertretende Kommandantin. »Überhaupt ist im Umkreis des Nestes kein Schiff zu orten.«
»Das Schiff stoppen! Relativer Stillstand zum Nest. Bereithalten für Fluchtmanöver!«
»Du denkst an Aychartan-Piraten?«, fragte Sudha.
»Und an andere Feinde des Herzogtums. Vielleicht haben die Piraten das Nest besetzt.«
Unbewegt beobachtete Daccsier die Anzeigen. »Wendemanöver einleiten!«, ordnete sie schließlich an. »Kursberechnung für den Weiterflug zum nächsten Nest. Die Daten für das Lichtbahnmanöver sofort einspeisen!«
»Die drei Betschiden!«, rief Sudha. »Wir sollten sie im Nest abliefern.«
»Das können wir hier wohl nicht mehr. Es sei denn ... Wir schicken sie mit einem Beiboot zum Nest, damit sie sich dort umsehen. Das entspricht zweifellos ihren Fähigkeiten.«
»Einsatzbesprechung?«, sagte Brether Faddon grollend, als Scoutie, Mallagan und er in die Zentrale gerufen wurden. »Wir sind wohl gut für alles, was gerade anfällt.«
»Meiner Schätzung nach müsste das Schiff allmählich im Nest ankommen«, wandte Scoutie ein. »Worauf warten wir denn noch?«
Als sie Minuten später die Hauptzentrale betraten, erkannten sie schnell, dass die BRODDOM keineswegs schon gelandet war. Das Schiff hielt vielmehr respektvolle Distanz.
Mallagan spürte ein flaues Gefühl im Magen. »Was ist mit dem Nest los?«, fragte er die Kommandantin.
»Unsere Anrufe bleiben unbeantwortet, deshalb habe ich den Anflug gestoppt. Für weitere Entscheidungen fehlen mir Informationen. Da ihr euch vielfach bewährt habt, erteile ich euch den Auftrag, die Lage zu erkunden.«
»Du befürchtest, dass das Nest von Gegnern besetzt ist«, wandte Scoutie ein. »In diesem Fall schickst du uns in den Tod, Daccsier.«
»Die Beurteilung der Lage und die entsprechenden Entscheidungen überlasse mir!«, sagte Daccsier erhaben. »Vergiss nicht, dass ihr nur Rekruten der Herzoglichen Flotte seid.«
Das Beiboot ähnelte entfernt einem nicht voll entfalteten Pilzkopf. Auf den Sitzen lagen die braunen Raumanzüge bereit, daneben Waffengürtel.
»Schocker und Impulsstrahler«, bemerkte Mallagan. »Dazu Reservemagazine in den Gürteltaschen, außerdem Konzentratnahrung. Es scheint, als sollten wir in einen länger währenden Kampfeinsatz geschickt werden.«
Sie legten die Raumanzüge an. Surfo Mallagan nahm wie selbstverständlich den Platz des Piloten ein. Scoutie kümmerte sich um den Funk.
»AINOOR an BRODDOM! Beiboot klar zum Start.«
Auf dem kleinen Monitor erschien Daccsiers mähnenumrahmtes Gesicht. »Ich erteile Startfreigabe. Viel Erfolg!«
»Statt nur Erfolg hätte sie uns ruhig Glück wünschen können«, murmelte Scoutie.
Mallagan manövrierte das Beiboot aus dem Hangar. In der Überwachung erschien ein aus den Ortungsdaten hochgerechnetes Abbild des Nestes der 17. Flotte. Für eine optische Erfassung war die Distanz zu groß.
Die 17. Flotte sollte aktuell über sechshundert Raumschiffe umfassen. Trotzdem war in der Überwachung eines schon deutlich: Das Nest wirkte verlassen ...
Gedankenverloren tastete Surfo Mallagan über seine Buhrlo-Narbe, die sich als glasartige Verdickung von der Nasenwurzel über die Stirn bis
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