Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
er sich über den Verwundeten beugte.
»Seht euch das an!« Scoutie, die nun aufschloss, deutete weiter nach vorn. Ein weiterer toter Krane lag im Bereich der nächsten Abzweigung.
»Schwer zu sagen, ob die beiden Tarts den Kranen angegriffen haben und er sich noch leidlich zur Wehr setzen konnte oder ob es umgekehrt war«, sagte Faddon. Er holte ein schmerzstillendes Injektionspflaster aus seiner Medobox und drückte es dem verletzten Echsenwesen an die weiche Halspartie.
»Der Krane konnte nichts dafür«, flüsterte der verwundete Tart kaum hörbar. »Es war die Spoodie-Seuche. Auch uns ...« Blut quoll über seine verhornten Lippen, ein Zittern durchlief den verkrümmten Körper. Sekunden später war er tot.
»Eine Spoodie-Seuche ...«, wiederholte Mallagan und drückte dem Tart die Augen zu. »Vielleicht wird uns der andere mehr darüber sagen, sobald die Lähmung nachlässt.«
Sie schleppten das Echsenwesen mit sich bis in die nahe Zentrale. Niemand hielt sich hier auf. Faddon und Mallagan wuchteten den Gelähmten in einen Sessel und schnallten ihn darin fest. Keiner von ihnen hätte zu sagen vermocht, wann der Tart seine Bewegungsfreiheit zurückerlangen würde.
Scoutie befasste sich bereits mit dem Hyperkom. »Sieht nicht schlecht aus«, sagte sie nach einer kurzen Überprüfung der Anlage. »Ich schlage vor, dass wir die BRODDOM informieren.«
Mallagan verdrehte die Augen. »Kann mir einer von euch verraten, was wir Daccsier sagen sollen?«
»Die Besatzungen des Nestes und der Schiffe sind bewusstlos oder spielen verrückt – wir müssen mit einem Angriff von Feinden des Herzogtums rechnen«, schlug Faddon vor.
»So klar ist das nicht mehr. Der sterbende Tart sprach von einer Seuche. Das muss keineswegs das Werk von Feinden sein.«
»Eine Seuche, die mit den Spoodies zu tun hat.« Scoutie beugte sich über den gelähmten Tart und tastete über seine Schädeldecke. Die Symbionten, deren Sekret Intelligenz und Kraft steigerte, konnten sich bei den meisten Lebewesen selbst unter die Haut des Schädels bohren; bei einem Tart war wegen der dicken Schuppenhaut ein kleiner operativer Eingriff notwendig.
»Ich spüre die Operationsnarbe«, sagte Scoutie. »Sie ist keineswegs frisch aufgebrochen, also hat sich der Spoodie auch nicht befreit, wie das normalerweise beim Tod eines Symbionten geschieht.«
»Gib mir die Verbindung zur BRODDOM!«, bat Mallagan.
Nach wenigen Sekunden erschien das Gesicht des Funkers. »Verbinde mich mit der Ersten Kommandantin, Koohazer!«, sagte Surfo Mallagan.
»Was habt ihr zu berichten?«, rief Daccsier, die offensichtlich ungeduldig auf den Anruf gewartet hatte.
»Die Besatzung des 17. Nestes ist restlos ausgeschaltet«, antwortete Mallagan. »Das Gros liegt bewusstlos in der großen Halle; Einzelne irren ziellos umher und haben wohl den Verstand verloren. Wir konnten sehen, dass sie sich gegenseitig bekämpfen. Einen Tart, der einen Kranen getötet hat, mussten wir lähmen.«
»Ein Tart hat einen Kranen getötet?« Die Kommandantin war fassungslos.
»Wir haben den paralysierten Tart hier in der Zentrale«, sagte Surfo.
»Übrigens erwähnte sein sterbender Kollege eine Spoodie-Seuche«, warf Scoutie ein. »Mehr konnten wir von ihm nicht erfahren. Wenn wir den gelähmten Tart mitbringen, wird er sicher erklären können, was gemeint war.«
Die hellgraue Mähne Daccsiers legte sich eng an den Hals an. Ihre Ohren schienen sich geradezu aufzustellen. »Was sagte der Sterbende?«, stieß sie hervor. »Wiederhole seine Worte, Scoutie!«
Mallagan und die Betschidin sahen sich alarmiert an. Die Erwähnung der Spoodie-Seuche war möglicherweise ein Fehler gewesen, der ihre Rückkehr zur BRODDOM gefährden konnte.
»Wahrscheinlich haben wir uns verhört.«
»Versuche nicht abzuwiegeln, Surfo«, sagte die Kommandantin mit warnendem Tonfall. »Spoodie-Seuche. Stimmt das, Scoutie?«
»Nun ja, wie Surfo schon erklärt ...«
»In den letzten Jahrzehnten trat die Spoodie-Seuche dreimal auf. Die Betroffenen verkrallten sich geradezu ineinander und verloren das Bewusstsein. Genau das habt ihr in der Halle gesehen, es ist der Beweis dafür, dass im Nest der 17. Flotte die Spoodie-Seuche ausgebrochen ist.«
»Dann muss eine Hilfsaktion eingeleitet werden«, schlug Mallagan vor.
»Das wäre zwecklos. Die Betroffenen werden auf jeden Fall sterben, ohne aus ihrer Bewusstlosigkeit zu erwachen. Danach werden ihre Spoodies abfallen.«
»Warum ›Spoodie-Seuche‹?«, fragte
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