Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
bestimmt. Zuordnung: wahrscheinlich unbedeutend. Daher nähere Erforschung aufgeschoben. Entfernung zum Standort des Nestes: 107 Lichtjahre.«
Mallagan fasste Scoutie um die Taille, hob sie hoch und tanzte mit ihr wenigstens einige Schritte weit durch die Zentrale. Faddon beobachtete es mit Missvergnügen, aber schließlich siegte auch bei ihm die Begeisterung über die Entdeckung.
»Das werde ich dir nie vergessen, Scoutie!«, rief Surfo freudestrahlend. »Du hast uns auf die Spur der SOL gebracht.«
»Vielleicht«, schränkte Faddon ein. »Wir sollten auf dem Boden bleiben. Keiner von uns weiß, wie die SOL aussieht oder ausgesehen hat. Sie kann würfelförmig sein oder wie eine Pyramide konstruiert ...«
»Verdirb uns nicht jede Freude!«, schnaubte Mallagan. »Du kennst die Überlieferungen so gut wie jeder von uns. Die SOL, von der unsere Vorfahren stammen, soll riesig gewesen sein. Als riesig wurde auch das Schiff bezeichnet, das Kommandant Yistor entdeckte.«
»Vor allem stellte Yistor deutlich klar, dass dieses Schiff keine Einheit der Herzoglichen Flotten ist, sondern eine unbekannte Konstruktion«, sagte Scoutie.
»Meinetwegen«, murmelte Faddon. »Da könnte etwas dran sein. Aber Yistor sprach ebenso von Schwierigkeiten und höchster Gefahr. Da seine Meldung die einzige geblieben ist, müssen wir annehmen, dass Yistor und seine Leute die Bedrohung nicht meistern konnten. Wenn die Besatzung eines großen Raumschiffs nicht damit fertig wurde, wie sollen wir es schaffen?«
»Ich weiß nicht, Brether«, antwortete Mallagan ruhig. »Aber ich bin mir sicher, dass ich jedes Risiko eingehen werde, wenn ich dadurch die SOL finden kann.«
»Wahrscheinlich gehen wir überhaupt kein Risiko ein, wenn wir dorthin fliegen«, behauptete Scoutie. »Bleiben wir hier, werden wir vom Quarantänekommando mitsamt dem Stützpunkt vernichtet. Ganz davon abgesehen, dass wir möglicherweise die Spoodie-Seuche in uns tragen und deshalb sowieso zum Tod verurteilt sind. Und ehrlich gesagt, ich möchte die SOL vor meinem Tod wenigstens einmal sehen.«
22.
»Daccsier hat uns bewusst nur den kleinsten Bootstyp überlassen«, sagte Brether Faddon verbittert. »Es hat einen Aktionsradius von maximal sechzig Lichtjahren. Das sind für uns mindestens siebenundvierzig Lichtjahre zu wenig.«
»Im Hangarbereich des Nestes wird es viele Schiffe und Hunderte von Beibooten geben. Wo liegt also das Problem?« Surfo Mallagan schaute sich suchend um, dann ging er zu einem der abgeschalteten Kontrollpulte und aktivierte die große Bildwand. Es dauerte nicht lange, dann zeigten rund hundert Teilbereiche die einzelnen Hangars, und in neunzehn davon standen Raumschiffe des Standardtyps. Außerdem zählte Mallagan zweiunddreißig kleine Hangars, die für nesteigene Raumschiffe und Kurierboote vorgesehen waren.
»Elf Kurierboote stehen uns zur Verfügung.« Scoutie lachte zufrieden. »Da sie für Flüge von einem Nest zum nächsten konstruiert sind, genügen sie für unseren Zweck auf alle Fälle. Wie groß ist ihre Reichweite?«
»Keine Ahnung«, antwortete Mallagan. »Wir wissen nicht einmal, wie weit das nächste Nest von diesem hier entfernt ist. Auf jeden Fall mehr als lächerliche einhundertundsieben Lichtjahre. Sucht euch ein Boot aus!«
Sie entschieden sich aufs Geratewohl und ließen sich auf einer Übersichtsprojektion der oberen Kuppel den kürzesten Weg zum Hangar zeigen.
Wenig später starteten sie und verließen die Nähe des Nestes mit höchster Beschleunigung.
Das Kurierboot beendete den Flug auf der Zeitbahn genau bei den von Yistor übermittelten Koordinaten. Eine kleine Sonne wurde von der Ortung erfasst. Die Auswertung zeigte, dass sie sich im Stadium unaufhaltsamer Abkühlung befand. Nach einigen Minuten stand fest, dass ein einziger Planet den langsam sterbenden Stern umkreiste.
»Funken wir die DALURQUE an, Surfo?«
»Das Schiff befand sich in Gefahr, Scoutie«, erinnerte Mallagan. »Falls auf dem Planeten etwas existiert, was uns ebenso gefährlich werden könnte, sollten wir keinesfalls selbst auf uns aufmerksam machen.«
»Ich glaube, Yistors Schiff meldet sich!« Scoutie lachte halb, und halb schüttelte sie den Kopf wegen des aufleuchtenden Hyperkom-Empfangssignals. Sie schaltete auf Empfang.
Der Schirm zeigte ein wirr wechselndes Muster aus farbigen Wellenlinien, die Lautsprecherfelder übertrugen nur monotones Rauschen.
»Das ist kein Hyperfunkspruch«, sagte die junge Betschidin, nachdem sie
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