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Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Titel: Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PERRY RHODAN
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anderes tun können?
    Als er sich dem Toten näherte, streckte dieser abwehrend beide Arme aus. »Halt! Bleib stehen, wo du bist, Jen Salik.«
    Mit klopfendem Herzen hielt Salik inne. »Warum lässt du mich nicht an dich heran?«, erkundigte er sich.
    »Du hast diese Situation selbst vorhergesehen. Es war klar, dass du mich während einer seelischen Krise unter einem Vorwand abschalten und das nachher vielleicht bedauern würdest.«
    »Von Krise kann nicht die Rede sein. Wir haben unser Ziel erreicht, und ich werde bald wieder unter Menschen weilen. Das ist kein Vorwand. Überzeuge dich durch einen Koordinatenvergleich davon.«
    »Das hätte keinen Sinn«, sagte der Tote. »Für dich war es ein Leichtes, alle Geräte zu manipulieren, solange ich in meinem Behälter lag. Im Augenblick willst du dich meiner entledigen, das hast du selbst vorhergesehen. Aber meine Bestattung wäre identisch mit meinem Verlust für dich. Ich stünde dir in den langen Jahren, die deine Reise währt, nicht mehr zur Verfügung.«
    »Es ist möglich, dass ich eine Sperre programmiert habe, die dich vor meinen Emotionen schützt«, schränkte Salik ein. »Leider habe ich so oft in deine Programmierung eingegriffen, um ein wenig mehr Abwechslung ins Bordleben zu bringen, dass ich mich an die Details nicht mehr erinnere. Trotzdem kannst du dich den Tatsachen nicht verschließen, Quiryleinen: Ich benötige dich nicht mehr.«
    »Du glaubst, dass du mich nicht mehr benötigst. Das ist der Unterschied.«
    In was habe ich mich da nur hineinmanövriert?, fragte sich Jen Salik bestürzt.
    »Einverstanden«, wandte er sich an den Toten und deutete auf das Schachspiel. »Wagen wir eine Partie.«
    Mit ungelenken Schritten begab Quiryleinen sich an den Tisch mit dem Spiel und ließ sich auf einem Sitz nieder. Salik tat, als wollte er gegenüber Platz nehmen. Im Niedersinken warf er sich jedoch über den flachen Tisch, riss dabei alle Figuren um und landete auf dem Orbiter. Der Tote rutschte seitwärts von dem verankerten Sitz, und Salik kam auf ihm zu liegen. Dabei versuchte er, Quiryleinens Hemd aufzureißen und das Schaltelement der Mikropositronik zu erreichen.
    Der Orbiter bewegte sich sehr langsam, aber in jeder seiner Bewegungen steckte große Kraft. Als Salik das Element schon berührte, wurde er im Nacken gepackt und seitwärts gezerrt. Die Umklammerung war so fest, als wolle der Tote ihm das Genick brechen. Im nächsten Moment wurde er jedoch zur Seite geschleudert.
    Benommen blieb Salik liegen und sah zu, wie Quiryleinen die Schachfiguren einsammelte und sie aufstellte. »Wir spielen das Spiel«, beharrte der Tote.
    Saliks Irritation hatte sich mittlerweile in Entsetzen verwandelt. Es würde nicht einfach sein, Quiryleinen abzuschalten oder ihn dazu zu bringen, sich in den Sarg zu legen. Er rieb sich den Nacken und kroch, ohne den Orbiter aus den Augen zu lassen, zurück zum Tisch.
    Quiryleinen streckte einen Arm aus, offenbar um einen weiteren überraschenden Angriff Saliks zu verhindern; mit der anderen Hand schob er seinen Königsbauern um zwei Felder nach vorn. Dabei sahen seine toten Augen weder Salik noch das Spiel an.
    Mit zitternder Hand ergriff der Ritter der Tiefe ebenfalls eine Figur.
    Sie spielten eine Zeit lang. Jen Salik war so unkonzentriert, dass er nach vielen Jahren zum ersten Mal ein Spiel verlieren würde. Nur nahm er das kaum wahr, denn seine Gedanken kreisten ausschließlich um die Frage, wie er den Toten ausschalten konnte.
    »Matt«, sagte Quiryleinen nach einer Weile.
    »Ich habe keine Lust zu einer Revanche«, erläuterte Salik. »Es gibt einiges für mich zu tun. Du kannst in den Behälter zurückkehren.«
    Für einige hoffnungsvolle Sekunden erschien es ihm, als könnte er mit dieser Strategie Erfolg haben. Quiryleinen erhob sich jedenfalls und tappte schwerfällig durch die Zentrale. Erst wenige Schritte vor dem Sarg blieb er stehen. »Wir werden aufräumen«, verkündete er monoton.
    In diesem Augenblick wurde eine Hyperfunksendung empfangen. Jemand bat im offiziellen Auftrag der Kosmischen Hanse um Identifizierung.
    Salik seufzte. »Da hörst du es«, sagte er triumphierend. »Wir befinden uns im Gebiet der Hanse und werden von einer Kogge angefunkt.«
    »Das gehört nur zu deinem Täuschungsmanöver«, behauptete der Tote.
    Saliks Gedanken überschlugen sich. Falls der Kommandant der Kogge zur Nervosität neigte, reagierte er beim Anblick des ihm fremden Schiffes vielleicht falsch, vor allem, wenn die

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