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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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hinein.
    »Ich bin nur hier reingegangen, um ein paar Kleidungsstücke zu holen, und dann finde ich … das hier.«
    Den Raum nutzte Professor McCully anscheinend als eine Art Wäschezimmer, denn mit Ausnahme von zwei großen Kleiderschränken und einer kleineren Kommode, auf der fein säuberlich gefaltet Hemden und Pullover aufgeschichtet lagen, war das Zimmer leer. Ein empfindlich kalter Luftstrom, der von draußen hereinwehte, war deutlich zu spüren. Doch McCully hatte nicht aus Versehen ein Fenster offen gelassen. Die Luft kam von einem Loch im unteren rechten Viertel einer der quadratisch abgeteilten Fensterscheiben. Die Glasscherben waren über den Teppichboden verstreut, und mitten zwischen den Splittern lag ein faustgroßer, mit weißer Farbe überstrichener Stein. Von dem Stein waren einzelne Farbpartikel abgeplatzt, die auf dem dunkelgrünen Teppich aussahen wie Puderzucker auf einem Billardtisch.
    Alle drei bückten sich gleichzeitig nach dem Stein, doch Frank und Peter ließen McCully den Vortritt.
    »Das ist ein Stein aus der Friedhofsmauer, von dort, wo meine Hofeinfahrt anfängt. Sie wurde weiß gestrichen, damit die Mauer beim Rangieren besser sichtbar ist und man nicht dagegen fährt«, erläuterte McCully sachlich, so als wolle er damit gleichzeitig erklären, weshalb jemand die Scheibe seines Wäschezimmers damit eingeworfen hatte. Vorsichtig, um sich an den herumliegenden Scherben nicht zu schneiden, hob McCully den Stein auf. Festgehalten von einem Gummiband steckte auf der Unterseite ein kleines Stück Papier.
    McCully zog das Gummiband ab, legte den Stein auf die Fensterbank und faltete den Zettel auseinander. Frank und Peter hatten sich um ihn herum postiert und erkannten das ursprüngliche Deckblatt der Landkarte, welches Frank mit Hilfe des Wasserkochers abgelöst hatte. Der entscheidende Unterschied zu ihrem Kartenblatt war allerdings, dass hier nach wie vor die von Einstein so heiß begehrten Koordinaten fehlten.
    »Einstein war also im Institut und hat das alte Deckblatt gefunden, das wir für ihn da gelassen haben«, stellte Frank fest.
    »Ja, aber er ist nicht darauf hereingefallen, er weiß, dass das nicht die Karte ist, nach der er sucht, er will die Koordinaten«, bestätigte Peter.
    »Und er will uns warnen.« Frank deutete mit dem Zeigefinger auf die Kreise, die mit einem dicken schwarzen Stift um die beiden Pfeile, die nach Osten und nach Süden zeigten, gezogen worden waren.
    Professor McCully runzelte die Stirn.
    »Das Ganze wird tatsächlich immer geheimnisvoller. Ganz sicher hat dieser Anschlag mit dem Rätsel um die Karte zu tun. Ich fasse zusammen: Wir haben jetzt das McCory-Muster des Stoffbandes, die unerklärliche Koordinatenangabe des Titanic-Untergangs auf der Karte, einen geheimnisvollen Psychiatrie-Patienten in der Schweiz und jetzt auch noch eine nächtliche Unglücksbotschaft. Aus der Art ihrer Überbringung dürfen wir wohl auch durchaus darauf schließen, dass es sich hier um eine Drohung handelt. Was meinen Sie, meine Herren?«
    »Das Klirren von heute Nacht«, dachte Frank laut, »ich habe heute Nacht ein Klirren gehört, aber ich war zu müde, um aufzustehen und nachzusehen, zudem war ich mir nicht ganz sicher. Das muss er gewesen sein. Der Stein, der durch die Scheibe geschleudert wurde.«
    Peter schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nichts gehört.«
    McCully schüttelte bestätigend den Kopf.
    »Nein, ich auch nicht, die Zimmer oben sind zu abgelegen. Selbst wenn wir wach gewesen wären, hätten wir es nicht unbedingt gehört.«
    Frank nahm den Stein, den McCully auf das Fensterbrett gelegt hatte, in seine rechte Hand. Er wog ihn und ließ ihn dann in die linke Hand gleiten. Weiße Farbreste blieben an seinen Handflächen hängen.
    »Diese Pfeile auf der Karte«, sagte er dann, »die sind kein Zufall gewesen. Einstein hat den nach Osten zeigenden roten Pfeil am rechten Kartenrand und den nach Süden zeigenden weißen Pfeil am unteren Kartenrand mit einem Stift eingekreist, um uns zu warnen. Der weiße Pfeil bezieht sich auf uns.«
    Frank überlegte laut weiter. »Ihr müsst bedenken, Einstein hat Professor Pfleiderer umgebracht. Er hat ihn mit einem roten Ziegelstein erschlagen. Und jetzt dieser weiße Stein. Auf der Karte ist der Pfeil, der am rechten Kartenrand eingezeichnet ist, als rotes Mauerwerk dargestellt. Der Pfeil, der nach Süden zeigt, sieht aus wie eine weiße Steinmauer. Schauen wir uns noch mal die Karte an«, forderte er sie auf.
    Eigentlich war

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