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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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die Aufforderung überflüssig. Wie die Karte aussah, hätten sie alle mittlerweile aus dem Gedächtnis beschreiben können, so oft hatten sie sie sich schon angesehen. Um Franks Überlegungen zu bestätigen, gingen sie trotzdem zurück in die Bibliothek und rollten die Karte wieder aus. Es stimmte: Das Deckblatt der Karte, das Einstein um den Stein gewickelt hatte, und ihre Karte zeigten dieselbe Gestaltung und Farbgebung der Pfeile.
    »Ich glaube auch, dass du Recht hast«, sagte Peter. »Gestern hätte ich das noch für zu weit hergeholt gehalten, aber schließlich hätte derjenige, der den Stein durch das Fenster geworfen hat, ohne Weiteres auch einen der vielen anderen unbemalten Steine von der Friedhofsmauer nehmen können. Ich denke, es war Absicht, dass er den weißen Stein genommen hat.«
    »Das bedeutet aber auch, dass Einstein weiß, was es mit den Pfeilen auf sich hat. Er kann sie deuten. Er kennt die Erklärung. Das Einzige, was ihm fehlt, sind die Koordinaten«, sagte Professor McCully.
    Peter schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, wem dieser Anschlag gegolten hat. Hätte Einstein nicht genauso gut ins Haus eindringen können, um sich die Karte zu holen?«
    »Keine Ahnung«, mischte Frank sich ein, »aber viel spricht dafür, dass er allein unterwegs ist. Vielleicht hat Marie Curie anderweitige Verpflichtungen. Aber wir sollten nicht zu viel spekulieren. Ein Anschlag auf Ken ist jedenfalls unwahrscheinlich, schließlich haben wir ihm die Karte erst gestern Abend gezeigt. Ganz sicher wollte Einstein uns nur beweisen, dass wir noch immer mit ihm rechnen müssen und er noch längst nicht aufgegeben hat«, sagte Frank, und nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Oder dass einer von uns als Nächster dran ist.«
    Auch Peter starrte noch immer auf die steinernen Pfeilsymbole und die Kreise, die Einstein eingezeichnet hatte. Dann sagte er: »Man kann eventuell sogar noch etwas sehen. Einstein arbeitet sich gegen den Uhrzeigersinn vor. Wenn das alles Absicht ist, wird der nächste Stein schwarz sein.«
    Schweigend betrachteten sie den am linken Kartenrand in Form von schwarzem Mauerwerk eingezeichneten Pfeil, der nach Westen zeigte.

28
    Für weitere Nachforschungen blieb ihnen jedoch keine Zeit. Die Sonntagsruhe von Hampstead Heath wurde durch das Hupen des herbeigerufenen Taxis unterbrochen.
    »Das Taxi ist da. Wir müssen aufbrechen«, sagte Ken McCully. Peter ging aus dem Haus, um dem Fahrer zu sagen, dass er sich noch ein paar Minuten würde gedulden müssen.
    Dann trugen sie ihre notdürftig gepackten Rucksäcke und McCullys Reisetasche zum Eingang. Frank versuchte noch, aus einem herumstehenden Wäschekorb einen behelfsmäßigen Schutz für die eingeschlagene Fensterscheibe zu basteln, während der Professor schon wieder in seinem Bibliothekszimmer verschwunden war. Mit vier Büchern in der Hand kam er wieder heraus und bemerkte Franks unbeholfene Bemühungen im Wäschezimmer.
    »Lassen Sie das sein, Frank. Ich werde von unterwegs meinen Gärtner anrufen. Der sieht regelmäßig im Haus nach dem Rechten, wenn ich verreist bin. Er wird sich auch um das zerbrochene Glas kümmern.«
    Dann packte er die vier Lexika und Geschichtsbücher über das frühe 20. Jahrhundert, wie Frank durch einen neugierigen Blick auf die Buchtitel feststellte, in seine Reisetasche, und sie verließen McCullys Haus.
    Wieder saß Frank in einem der klassischen Londoner Taxis.
    Diesmal stimmte sogar die Farbe, denn es war einfach nur klassisch schwarz. Peter sah ihn von der Seite an, und man konnte seinem Grinsen ansehen, dass auch er an Franks gestrige Taxifahrt und Tracys wundersame Erzählung denken musste.
    »Warum hast du denn nicht deine nette Taxifahrerin von gestern angerufen?«, fragte er neckend. »Wir hätten ihr doch mal die Namen Einstein und Marie Curie als Stichworte geben können, bestimmt hätten wir dann erfahren, ob die beiden mal miteinander Fußball gespielt haben.«
    Peter konnte nicht an sich halten und dachte sich immer neue stichelnde Bemerkungen und möglichst unsinnige Stichworte aus. In Professor McCully, dem er die ganze Geschichte noch mal erzählen konnte, fand Peter auch den dankbaren Zuhörer, den er sich schon am Abend zuvor für seine Späße gewünscht hatte. Einen Großteil der einstündigen Taxifahrt verbrachte Peter also mit einer ausgiebigen Schilderung der Atlantiküberquerung der Boca Juniors im Jahre 1912, wobei er mit großem Vergnügen zwischendurch bei Frank immer wieder nach

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