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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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Christine Keller von ihnen definitiv die Übergabe der Karte fordern.
    »O. K., mal sehen, was Michael um zwei Uhr morgens noch so zu bieten hat.«

23
    Frank wollte gerade auflegen, als Michael nach dem neunten Klingeln den Hörer abnahm.
    »Hast du schon geschlafen?«, fragte Frank.
    »Nein, ich habe gerade die Goldfische gefuttert.« Michaels Tonfall war nicht zu entnehmen, ob er Witze machte. Frank versuchte, sich zu erinnern, ob einer von Michaels Mitbewohnern Goldfische hatte. Da ihm das äußerst unwahrscheinlich erschien, beschloss er, die Bemerkung einfach zu ignorieren.
    »Michael, wir haben eine neue Aufgabe für dich, und diesmal dürfte sie wesentlich schwieriger zu lösen sein.«
    »Lass hören.« Michael war ungewöhnlich kurz angebunden, sodass Frank vermutete, dass er tatsächlich schon geschlafen hatte.
    »Wir haben einen Namen herausbekommen. Er lautet Franz Felgendreher. Die Kommissarin aus Hamburg hat uns verraten, dass Professor Pfleiderer diesen Felgendreher vor seinem Tod in der Schweiz besucht hat. Die Auskunft hat sie wohl von seiner Sekretärin bekommen, aber mehr wissen wir auch nicht. Kannst du darüber mal nachforschen? Franz Felgendreher muss Pfleiderer etwas über die Karte erzählt haben. Vielleicht hatte Pfleiderer die Karte sogar von ihm.«
    »Franz Felgendreher in der Schweiz? Nee, den Namen habe ich wirklich noch nie gehört«, sagte Michael, »aber ich werde mich dahinterklemmen. Mal sehen, ob ich etwas herausfinden kann, aber ich sage euch gleich, ihr Superdetektive, heute, beziehungsweise heute Nacht wird das nichts mehr werden. Wo steckt ihr eigentlich?«
    Frank nannte ihm Adresse und Telefonnummer von Professor Kenneth McCully, und Michael versprach, am nächsten Morgen so schnell wie möglich zurückzurufen.
    Nachdem Frank aufgelegt hatte, herrschte eine Weile unschlüssiges Schweigen. Peter und Frank dachten, dass sie den Professor noch gar nicht gefragt hatten, ob er ihnen wohl in seinem Haus eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten könnte. Doch so flink und unkompliziert, wie sie ihn den ganzen Abend über erlebt hatten, kam von ihm noch das Angebot, bevor sie fragen mussten.
    »Ich nehme an, dass Sie sich zu dieser späten Stunde nicht noch einmal in die Nacht hinausbegeben und sich mit Einstein messen wollen, oder liege ich da falsch? Im oberen Stockwerk gibt es ein Gästezimmer, das ich Ihnen anbieten kann. Ich schlage vor, wir verschieben alles Weitere auf morgen, vielleicht gibt es dann ja auch schon Neuigkeiten von Ihrem Freund aus Hamburg.«
    Sie dankten McCully. Als Peter sich anschickte, dem Professor in den ersten Stock zu folgen, verharrte Frank in seinem Sessel.
    »Ich bleibe lieber hier unten und mache mir hier mein Bett zurecht, wenn Sie nichts dagegen haben, Ken. Am Feuer ist es gemütlicher, und ich habe das Gefühl, ich kann hier besser auf die Karte aufpassen.«
    »Wie Sie möchten Frank, schlafen Sie gut, und lassen Sie niemanden an die Karte heran, sonst sind wir es, die morgen hinter ihr herjagen müssen.«
    Peter und McCully stiegen die Treppe hinauf, und einige Minuten lang hörte Frank noch die Geräusche der Nachtvorbereitungen. Als er sicher sein konnte, dass beide eingeschlafen waren, öffnete er die Tür zum Flur und vergewisserte sich, dass die Eingangstür abgeschlossen war. Er machte einen Kontrollrundgang durch die Zimmer im Erdgeschoss, obwohl er weder die Räume kannte noch wusste, ob Professor McCully es gutheißen würde, dass er die Zimmer einfach betrat. Er stieß auf nichts Beunruhigendes, aber das ungute Gefühl, das ihn schon beschlichen hatte, als er das Haus von Kenneth McCully von Weitem erblickt hatte, ließ ihn nicht los. Er ging zurück ins Bibliothekszimmer und warf einen letzten suchenden Blick aus dem Fenster, aber auch draußen war alles ruhig. Dann rollte er den alten Schlafsack, den der Professor ihm noch gegeben hatte, direkt vor dem erlöschenden Kaminfeuer aus. Noch einmal horchte er auf die Geräusche des alten Londoner Hauses. Nichts von allem, was er einordnen konnte, das schwache Knacken der Äste im Wind, das an- und abschwellende Knattern eines Automotors oder die zischenden Kohlen im Kamin, hatte etwas Seltsames an sich.
    Trotzdem ließ ihn die eigenartige Atmosphäre des hoch über der Stadt gelegenen Professorenhauses lange nicht einschlafen. Umstellt von den uralten Bäumen des Landschaftsparks und den verwitterten Grabsteinen des Kirchenfriedhofs wirkte das Haus wie ein Fremdkörper, dessen feindliche

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