Silberfieber
unerschütterlich. Er hat sich vor allem mit den Ozeanriesen und der Titanic beschäftigt, weil sich hier die, wie er Einstein verstanden hatte, größtmögliche Masse in größtmöglicher Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit vorwärtsbewegte. Die Energien, die dabei frei wurden, schienen für ihn grenzenlos zu sein.«
»Aber das ist doch alles totaler Quatsch«, rief Frank. »Was für ein kompletter Schwachsinn«, stimmte Peter ihm zu und nickte bekräftigend mit dem Kopf.
Die Krähenfuße in McCullys Augenwinkeln traten wieder deutlich hervor, als er zu lachen anfing. »O je«, sagte er dann. »Was für ein Glück, dass mich keiner meiner Kollegen jetzt hören kann. Ich würde wahrscheinlich mit Steinen beworfen und mit Schimpf und Schande von der Universität gejagt werden.«
Peter und Frank sahen ihn zweifelnd an, hatte der Professor sie in den vergangenen zwei Stunden zum Narren gehalten?
»Damals, vor hundert Jahren«, fuhr er fort, »war das, was ich Ihnen gerade erzählt habe, nicht so abwegig, wie es heute vielleicht klingt. Und was ich gesagt habe, meine ich durchaus ernst. Georg Felgendreher hat seine Theorien genauso verbreitet, wie ich es geschildert habe. Aber ihm ist ja auch nicht umsonst nur wenig Beachtung geschenkt worden, und als sich seine Theorien später als der Unsinn herausgestellt haben, die sie tatsächlich auch waren, wollte niemand mehr etwas von ihm wissen. Irgendwann verliert sich seine nebulöse Spur in der Geschichte. Aber ich habe noch von ihm gehört, dass er in seiner Heimatstadt Bern verarmt gestorben ist«, McCully schien am Ende seiner Erzählung angelangt zu sein, doch dann fügte er hinzu, »und dass er einen Sohn hatte.«
»Und der scheint jetzt wieder aufgetaucht zu sein«, schlussfolgerte Peter.
McCully nickte zustimmend. »Genau, und aus der Mitteilung der deutschen Kommissarin können wir schließen, dass Pfleiderer den Sohn von Georg Felgendreher in der Schweiz besucht hat, bevor er selber in Hamburg ermordet worden ist.«
»Aber was hat Pfleiderer von Franz Felgendreher gewollt?«, fragte Frank.
»Ich denke, genau das müssen wir herausfinden, um dem Geheimnis der Karte auf die Spur zu kommen«, sagte Peter.
Professor McCully nickte wieder und blickte dann schweigend von Frank zu Peter.
»Nun, um es vorsichtig auszudrücken«, sagte er dann und formulierte seine Gedanken, »nachdem feststeht, dass es sich um die Koordinaten des Ortes der untergegangenen Titanic handelt und Georg Felgendreher die einzig mögliche Verbindung zwischen Einstein und Titanic darstellt, ist Pfleiderer in die Schweiz gereist, um dessen Sohn über die Koordinaten zu befragen, oder …«
»… oder Pfleiderer hatte die Karte von Georg Felgendreher bekommen und wollte seinen Sohn über die Koordinaten auf der Karte ausfragen«, ergänzte Frank.
»Das sind doch alles nur wilde Spekulationen«, mischte sich Peter jetzt ungeduldig ein. »Wer sagt uns denn, dass Pfleiderer wegen der Karte in die Schweiz gereist ist, vielleicht kannte er diese Felgendrehers ja persönlich und wollte den Sohn nur besuchen.«
Zu seiner Überraschung widersprach ihm Frank heftig: »Und dann taucht auf einmal ein Mann auf, der sich Einstein nennt, nach dem berühmten Physiker, mit dem der Vater jahrelang zusammengearbeitet hat, und bringt Pfleiderer um? Wegen einer Karte, auf der die Koordinaten des Untergangs der Titanic eingetragen sind, mit der sich Georg Felgendreher ebenfalls jahrelang beschäftigt hat? Das kann nun wirklich kein Zufall sein, da muss einfach ein Zusammenhang bestehen.«
Frank war selbst ein wenig über seinen wortreichen Ausbrach überrascht, aber McCully stimmte ihm zu. »Ich hätte es nicht treffender formulieren können, nur glaube ich, dass es heute zu spät ist, um diesem Zusammenhang noch auf die Spur zu kommen.«
»Vielleicht noch nicht«, widersprach jetzt Peter, »wir sollten Michael noch einmal anrufen. Er hat sich doch vorhin darüber beschwert, dass wir ihm zu leichte Aufgaben stellen. Jetzt soll er zeigen, was er wirklich kann. Er soll alles über Franz Felgendreher herausfinden, vor allem brauchen wir eine Kontaktadresse oder eine Telefonnummer.«
Er sah zu Frank herüber. »Oder nicht?«, fragte er. »Schließlich sitzt uns die Polizei im Nacken.«
Beim Blick auf die Uhr hatte Frank zuerst protestieren wollen, aber dann überzeugte ihn Peters letzte Bemerkung. Noch waren sie bei ihrer Suche praktisch kein Stück weitergekommen, und morgen würde Frau Hauptkommissarin
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