Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Winnington
Vom Netzwerk:
daß, solange Victoria lebte, Tibet niemals überfallen werden würde. Es ist übrigens auch wahr, drei Jahre nach ihrem Tod überfielen die britischen Streitkräfte Tibet und marschierten nach Lhasa.“
    Ich nahm eine goldene Schale in die Hand und war erstaunt über ihr Gewicht. Zum ersten Mal hielt ich so ein kostbares Metall zwischen den Fingern.
    Die meisten der Silbersachen waren mit Steinen eingelegt und schienen von größeren Stücken abgeschlagen worden zusein. In einem solcher Stücke prangte ein grüner, polierter Stein. Vater beleckte ihn mit der Zunge. „Ungeschliffener Smaragd“, sagte er. „Dieser Stein alleine würde ausreichen, um unsere nächste Reise zu finanzieren.“

    „Aber es gehört uns nicht. Müssen wir nicht das ganze Zeug zurückgeben?“ Ich wollte mich absichtlich nicht zu sehr freuen.
    „Ich glaube kaum, daß wir jemals herausfinden können, wem das Zeug gehörte“, sagte er. „Ich nehme an, es ist alles aus Klöstern zusammengestohlen. Wir können unmöglich den ganzen Himalaja absuchen, um zu fragen, wer es verloren hat. Wir würden es geradezu herausfordern, selbst beraubt oder festgenommen zu werden. Und wenn wir’s bei den Behörden abliefern, die würden es sowieso selbst behalten. Nein, Jack, hier gilt die Regel, wer find — gewinnt. Aber noch sind wir nicht raus aus dem Schneider. Am besten, wir suchen uns einige der wertvollsten, massivsten Sachen heraus — jetzt gleich — und verstecken den Rest.“ Er blickte sich um. „Wir müssen eine gute Stelle finden, um es zu verstecken. Aber ich nehme an, diese Burschen glauben, wir haben alles mitgenommen, und werden hier gar nicht erst suchen.“
    Wir packten nur wenig Gold ein. Dafür füllten wir einen Tsambasack voll mit wertvollen Steinen, versteckten den Rest oben am Hügelabhang und bedeckten alles mit Felsbrocken. Als wir unten ankamen, stand die Sonne im Zenit, und Silberhuf hatte einige Stunden lang aufgeladen.
    Er öffnete seine Augen, als wir vorbeigingen, und ich hörte das leise Summen des anlaufenden Motors.
    „Wie geht es dir jetzt?“ fragte Vater.
    „Danke sehr, viel besser“, antwortete Silberhuf. „Meine Batterien waren so gut wie leer. Ich konnte nicht widerstehen, euch bei der Fesselung zuzuschauen, und das gab meinen Batterienden Rest. Sehr rohe Gesellen, diese Räuber. Sie hätten mir bestimmt die Augen ausgerissen und meine Hufe abgeschnitten. Sie haben wirklich vor nichts anderem Achtung als vor Geld und Schnaps. Ich bin euch beiden wirklich außerordentlich dankbar, daß ihr gekommen seid, um mich zu befreien — und besonders, weil ihr kamt trotz meines unfreundlichen Verhaltens, als ich euch beiden davonlief.“
    Mein Vater sah sehr verlegen aus, er lächelte verkrampft und sagte, es sei nicht der Rede wert und er sei erfreut, ihm zu helfen, und lauter solche dämlichen Phrasen. Er endete damit: „So, und jetzt schließe deine Augen noch mal, damit wir sicher sind, daß du nun kräftig genug bist, um mit uns aufzubrechen, sobald wir hier abmarschbereit sind.“
    Als wir uns entfernten, fügte er zu mir gewandt hinzu: „Mein Gott, Jack, ist das ein höfliches Pferd. Wer es auch programmiert haben mag, es muß ein sehr gut erzogener Mensch gewesen sein.“
    Aber wir hatten noch nicht die Höhle erreicht, da rief Silberhuf: „Halt! Mike! Jack! Seht dort, Südwest bis Süd. Etwa acht Kilometer von uns entfernt.“
    In dem grellen Sonnenlicht konnten wir nichts erkennen. Vater ging und holte das Fernglas des Mönchs. Er sah nur einmal durch und gab mir das Glas. Als mir die entfernten Berge im Glas entgegensprangen, entdeckte ich zwei winzige Gestalten zu Pferd. Sie kamen in dem rennenden Galopp der mongolischen Pferde, den sie den ganzen Tag durchhalten können, auf uns zu. Vater schritt sofort zur Tat.
    „Alle Waffen nach innen“, sagte er, und wir ergriffen beide einen Arm voll, stapelten sie sorgfältig in der Höhle auf und schleppten alles mögliche, was so herumlag, in die Höhle — ohne den Juwelensack zu vergessen.
    „Was wollen wir jetzt tun?“
    Ich versuchte meine Stimme ruhig zu halten, aber sie zitterte trotzdem. Wir standen am Höhleneingang und konnten die beiden Reiter, die eine kleine Staubwolke vor sich her trieben, jetzt deutlich erkennen.
    „Ich kann sie doch nicht einfach abknallen“, sagte Vater. „Ich glaube, am besten ist, wir lauern ihnen in der Höhle auf und hauen sie zusammen.“
    Ich muß sehr blaß und verängstigt ausgesehen haben, denn er fügte

Weitere Kostenlose Bücher