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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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bekamen schmale Schlitze, und über dem ersten öffnete sich ein zweites Paar grün glühender Augen.
    Der Hammer traf eine leere Kammer. Klick.
    Die Schlange wand sich und wollte mich beißen, doch ich hatte schon Platz gemacht. Wild entschlossen und unrasiert stürmte Michael herein und hob Amoracchius, die strahlend weiß glühende Klinge. Fauchend drehte sich der Schlangenmann zu ihm um. Michael setzte zu einem horizontalen Schnitt an, doch der Gegner duckte sich und huschte auf schimmernden grünen Schuppen zur Tür.
    Als er halb draußen war, drosch Sanya ihm ein anderthalb Meter langes, fünf Zentimeter dickes Kantholz auf den Kopf. Der Schlag presste sein Kinn platt auf den Boden. Er zuckte noch einige Male, dann blieb er reglos liegen.
    »Du hattest recht«, meinte Michael und schob das Schwert wieder in die Scheide.
    »Wir sollten ihn nach drinnen schaffen, ehe ein Zimmermädchen ihn sieht«, schlug ich vor.
    Michael nickte und packte den Schlangenmann am Schwanz, um ihn ins Hotelzimmer zurückzuzerren.
    Sanya blickte herein, nickte und stellte das Kantholz nicht ohne innere Genugtuung ab. Mir fiel auf, dass er nur mit einer Hand zugelangt hatte. Du meine Güte, ich musste wirklich öfter trainieren. »Gut«, sagte der große Russe. »Ich bring das zum Truck, dann komme ich zu euch.«
    Ein paar Minuten später erwachte der Schlangenmann in einer Ecke des Hotelzimmers. Michael, Sanya und ich hatten uns vor ihm aufgebaut. Seine Zunge schnellte einige Male hervor, mit beiden Augenpaaren sah er sich nervös um.
    »Was habe ich übersehen?«, zischte und lispelte er.
    »Eine Tätowierung«, erklärte ich. »Vater Vincent hatte eine an der Innenseite des rechten Arms.«
    »Da war keine Tätowierung«, beharrte der Schlangenmann. »Vielleicht war sie mit Blut bedeckt. Du hast einen dummen Fehler gemacht. Das ist verständlich. Die meisten Verbrecher sind nicht sehr klug, deshalb warst du auch von Anfang an im Nachteil.«
    Wieder fauchte der Schlangenmann und raschelte unruhig mit den Schuppen. Um den Hals und die Schultern klappte eine Haube auf wie bei einer Kobra.
    Michael zog Amoracchius, Sanya hob Esperacchius. Die beiden Klingen strahlten reinweißes Licht ab, woraufhin der Schlangenmann sich sofort fügte und vor ihnen zurückwich. »Was wollt ihr?«
    »Reden«, sagte ich. »Und das läuft so: Ich stelle die Fragen, und du wirst sie beantworten. Solange du das tust, sind wir Freunde.«
    »Was, wenn nicht?«, zischelte der Schlangenmann.
    »Dann bekomme ich ein Paar neue Stiefel.«
    Raschelnd rieben die Schuppen übereinander. Er ließ die beiden Ritter nicht aus den Augen. »Fragt.«
    »Meiner Ansicht nach ist Folgendes passiert: Irgendwie hat euer netter Club erfahren, dass die Kirchenmäuse den Auftrag hatten, das Grabtuch zu finden und zu stehlen. Ihr dachtet, ihr könntet es ihnen einfach wegnehmen, als sie die Stadt verlassen wollten, aber ihr habt sie verpasst. Gaston LaRouche konntet ihr zwar noch erwischen, doch er hatte das Grabtuch nicht bei sich. Also habt ihr ihn gefoltert, bis er euch alles verraten hat.«
    »Nachdem er uns alles verraten hatte«, sagte der Schlangenmann, »hat Nikodemus sich mit seinem kleinen Miststück vergnügt.«
    »Wie schön, wenn Vater und Tochter sich so gut verstehen. Ihr habt also herausgefunden, was LaRouche wusste, ihn umgebracht und seinen Leichnam als Hinweis liegen lassen, wo das Grabtuch zu finden wäre. Ihr dachtet, ihr könntet die Behörden der Sterblichen die Suche erledigen lassen und ihnen dann das Grabtuch abnehmen.«
    »Mühsame Kleinarbeit, das ist unter unserer Würde.«
    »Du verletzt meine Berufsehre, Schlangenmann. Ihr konntet herausfinden, wen die Kirche herüberschickte, und habt den armen Vater Vincent am Flughafen abgefangen. Du hast dann seinen Platz eingenommen.«
    »Darauf wäre doch jedes Kind gekommen«, zischelte der Denarier.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich. »Aber jetzt wird es interessant. Warum habt ihr beschlossen, mich anzuheuern?«
    »Was denkst du denn?«
    »Um die Ritter im Auge zu behalten«, sagte ich. »Oder um sie zu zwingen, mich abzuschirmen, was sie ablenken sollte. Vielleicht dachtet ihr auch, ich könnte für euch tatsächlich das Grabtuch finden. Wahrscheinlich trifft alles zugleich zu. Drei gute Gründe sind besser als einer. Du hast mir sogar eine Stoffprobe des Grabtuchs gegeben, damit ich es leichter ausfindig machen konnte.« Ich lehnte mich zurück. »An dieser Stelle ging ich etwas in die Irre. Ich

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