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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ungehalten. »Was für eine Organisation?«
    Forthill blinzelte verdutzt. »Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so aufregen, Harry…«
    »Was für eine Organisation?«
    »Nur ein paar Novizen, die zusammen die Priesterweihe bekamen. Wir waren noch grüne Jungs, und… nun ja, wir stießen auf merkwürdige Dinge und fanden alte Aufzeichnungen. Ein Vampir hatte zwei Menschen in der Stadt getötet, und wir brachten ihn zur Strecke. Natürlich glaubte uns niemand.«
    »Natürlich«, stimmte ich zu. »Was ist mit der Tätowierung?« Forthill schürzte nachdenklich die Lippen. »Ich habe lange nicht mehr daran gedacht. Nun ja, am nächsten Morgen ließen wir uns die Tätowierungen stechen und schworen einen Eid, stets wachsam gegenüber den Kräften der Finsternis zu sein und uns gegenseitig zu helfen, wann immer wir konnten.«
    »Und dann?«
    »Als der Kater vorüber war, gaben wir uns große Mühe, damit die älteren Geistlichen keinen Wind davon bekamen«, erwiderte Forthill mit leichtem Lächeln. »Wir waren noch so jung.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Wir stießen in den folgenden Jahren nie wieder auf übernatürliche Phänomene, und irgendwann verloren wir uns aus den Augen. Abgesehen von Vittorio – von Vater Vincent – in der letzten Woche habe ich seit Jahren mit keinem von ihnen gesprochen.«
    »Warten Sie mal – hat Vincent auch so eine Tätowierung?«
    »Vielleicht hat er sie auch entfernen lassen. Das sähe ihm ähnlich.«
    »Was ist aus den anderen Mitgliedern der Gruppe geworden?«
    »Sie sind in den letzten Jahren verstorben«, sagte Forthill. Er zog einen Arbeitshandschuh aus und betrachtete seine runzlige Hand. »Damals dachte wohl keiner von uns, dass wir jemals so alt werden würden.«
    In meinem Kopf setzten sich die Rädchen in Bewegung, und endlich begriff ich, was Sache war. Ich wusste, was geschehen war, und verstand auch die Hintergründe. Intuitiv ging ich zur Vordertür und sammelte unterwegs meine Sachen ein. Vater Forthill folgte mir. »Harry?«
    Ich schritt an Susan vorbei, die ihre Zeitung weglegte, aufstand und mir ebenfalls folgte. »Harry?«
    Dann riss ich die Vordertür auf, und in diesem Augenblick erstarb der Motor von Michaels weißem Pick-up. Michael und Sanya stiegen aus. Sie wirkten leicht zerknittert, waren aber recht guter Dinge.
    Michael fragte mich blinzelnd: »Harry? Mir ist, als hätte ich gerade auf dem Highway eine Frau mit deinem Auto fahren sehen. Was ist denn los?«
    »Such dir alles zusammen, was du für einen Kampf brauchst«, drängte ich ihn. »Wir müssen los.«

28. Kapitel
     
     
     
    Als Vater Vincent auf mein Klopfen hin öffnete, trat ich ihm mit aller Kraft die Tür ins Gesicht. Er taumelte mit einem überraschten Stöhnen zurück. Sofort stieß ich ihm das dicke Ende von Vater Forthills Baseballschläger vor den Hals.
    Der alte Priester gab ein gequältes Krächzen von sich und ging, die Hände an den Hals gepresst, zu Boden.
    Damit ließ ich es noch nicht gut sein. Ich versetzte ihm zwei Tritte in die Rippen, und als er sich herumrollte und fliehen wollte, stellte ich ihm den Fuß in den Nacken, zog meine Waffe und setzte sie ihm auf den Schädel.
    »Dio«, wimmerte Vincent keuchend. »Dio, so warten Sie doch! Bitte, tun Sie mir nichts!«
    »Ich habe keine Zeit für solche Spielchen«, sagte ich. »Hören Sie auf, sich zu verstellen.«
    »Bitte, Mister Dresden, ich weiß beim besten Willen nicht, was Sie meinen.« Er hustete und keuchte, ein paar rote Tropfen fielen auf den Teppich. Offenbar hatte ich ihm die Nase oder die Lippen blutig geschlagen. Mit weit aufgerissenen Augen sah er sich panisch um. »Bitte, tun Sie mir nichts. Ich weiß nicht, was Sie wollen, aber ich bin sicher, wir können darüber reden.«
    Ich spannte den Hahn des Revolvers. »Ich bin sicher, dass wir dies nicht tun können.«
    Er erbleichte. »Nein, warten Sie!«
    »Ich bin diese Spielchen leid. Drei.«
    »Ich weiß nicht…« Er unterbrach sich und musste sich offenbar beherrschen, um sich nicht zu übergeben. »Sie müssen mir sagen…«
    »Zwei«, sagte ich. »Bei der nächsten Zahl werde ich mich nicht lange aufhalten.«
    »Das können Sie doch nicht tun! Nein!«
    »Eins«, sagte ich und drückte ab.
    In dem winzigen Moment zwischen dem Wort und der Tat verwandelte Vincent sich. Auf seiner Haut erschienen grüne Schuppen, und seine Beine verflochten sich zu dem langen, geschmeidigen Körper einer Schlange. Die Augen veränderten sich zuletzt, sie färbten sich gelb und

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