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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Polizei um die weiteren Ermittlungen kümmern.«
    »Davon würde ich abraten.«
    »Warum?«
    »Meine Informationen weisen darauf hin, dass Ihr Misstrauen möglicherweise nicht unberechtigt ist.«
    »Oh.« Offenbar war er sehr besorgt. »Ich glaube, wir sollten uns unter vier Augen unterhalten, Mister Dresden. Am Telefon möchte ich nicht weiter darüber reden. Um zwei Uhr in dem Raum, in dem wir uns das letzte Mal getroffen haben?«
    »Das lässt sich einrichten«, sagte ich.
    »Bis dann.« Vincent legte auf.
    Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Susan am Tisch und las, mit Kaffee und einem Donut versorgt, die Morgenzeitung. Eine gläserne Schiebetür, die früher zur hinteren Veranda geführt hatte, stand offen, und dahinter waren rohe Bretter und Plastik gestapelt. Es war der Anbau, den Michael gerade errichtete, und mittendrin kreischte eine Säge.
    Vater Forthill hatte Soutane und Kragen abgelegt und war eifrig bei der Arbeit. Darunter trug er ein kurzärmliges schwarzes Hemd, außerdem hatte er lederne Arbeitshandschuhe und eine Sicherheitsbrille angezogen. Er zersägte einen Balken, blies den Staub weg und richtete sich auf. »Wie geht es Vater Vincent?«
    »Er ist müde«, berichtete ich. »Ich werde mich mit ihm treffen, falls hier nicht vorher etwas Wichtiges passiert.«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn«, gestand Forthill. Er stellte den Balken, der einmal zu einem Fenster gehören würde, aufrecht hin. »Hier, halten Sie mal.«
    Er hatte sich mehrere Nägel zwischen die Lippen geklemmt, die er jetzt nacheinander herauszupfte und ins Holz schlug. »Und Miss Valmont?«
    »Die duscht gerade. Sie will mit uns zusammenarbeiten.«
    »Nach allem, was ich von ihr gesehen habe, hätte ich das nicht erwartet.«
    »Das muss an meinem Charme liegen, die Damen können mir einfach nicht widerstehen«, erklärte ich ihm.
    »Hm«, brummte er, wobei ihn die Nägel etwas störten.
    »Außerdem ist es nur vernünftig. Schließlich steht sie mit dem Rücken an der Wand.«
    Forthill schlug einen weiteren Nagel ein, runzelte die Stirn und musterte mich nachdenklich.
    »Ich sehe besser mal nach, was sie macht.«
    Als ich das Wohnzimmer halb durchquert hatte, hörte ich, wie jemand eine Autotür zuschlug und den Motor startete.
    Ich rannte zur Vordertür und riss sie gerade rechtzeitig auf, um das zerstörte Heckfenster meines blauen Käfers zu sehen, der auf die Straße einbog und verschwand.
    Ich wühlte in meinen Hosentaschen herum und stöhnte.
    Meine Schlüssel waren weg. »Dieses Miststück«, fluchte ich und schlug in blinder Wut vor den Türrahmen. Allerdings nicht sehr fest. Ich war zwar wütend, hatte jedoch keine Lust, mir die Finger zu brechen. »Dieser uralte Stolpertrick, und ich falle darauf herein.«
    Susan kam seufzend zu mir. »Harry, du bist ein Idiot. Du bist ein guter Mensch, aber ein Idiot, sobald Frauen im Spiel sind.«
    »Erst mein Mantel, jetzt auch noch mein Auto. Das nenne ich Dankbarkeit.«
    Susan nickte. »Kleine Sünden straft der Herr sofort.«
    »Lachst du mich etwa aus?«
    Ihrer Miene war nicht zu entnehmen, was sie dachte. Nur ihre Stimme klang etwas erstickt. »Nein, nein.«
    »Doch, das tust du.«
    Sie lief rosa an und schüttelte den Kopf.
    »Du lachst über meine Qualen.«
    Nun drehte sie sich um, kehrte ins Wohnzimmer zurück und hob die Zeitung, damit ich ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Hinter der Zeitung waren erstickte Geräusche zu hören.
    Brummend marschierte ich zum Anbau. Vater Forthill zog die Augenbrauen hoch.
    »Geben Sie mir etwas, das ich zerstören oder auf das ich fest einschlagen kann.«
    Seine Augen blitzten. »Dabei würden Sie sich nur selbst weh tun. Hier, halten Sie mal.«
    Ich hielt ihm ein weiteres Brett hin, und er trieb ein paar Nägel hinein. Dabei rutschte sein Hemdsärmel ein Stück hoch, so dass ich zwei grüne Linien sah.
    »Warten Sie mal.« Ich griff nach seinem Arm, und da ich das Brett losgelassen hatte, knallte es mir beim nächsten Hammerschlag vor die Stirn. Ich starrte es finster an, dann zog ich ihm den Ärmel hoch.
    An der Innenseite des rechten Arms hatte Forthill eine Tätowierung.
    Das Auge des Horus.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Forthill drehte sich rasch um und zog den Ärmel wieder herunter. »Eine Tätowierung.«
    »Ja, ich weiß. Aber was bedeutet sie?«
    »Das stammt aus meiner Jugend«, antwortete er. »Eine Organisation, der ich mal angehört habe.«
    Sosehr ich mich auch bemühte, ruhig zu bleiben, ich wurde zunehmend

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