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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Ritter bugsierten auch Marcone herab, und er löste den Haken. Nun zog die Hubschrauberpilotin das Seil wieder ein, schaltete den Scheinwerfer aus und drehte in einem Bogen ab. Es dauerte eine Weile, bis meine Augen sich an das Mondlicht gewöhnt hatten. Ich blieb in der Hocke, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Harry«, rief Michael, »wohin müssen wir?«
    »Nach vorne, haltet Ausschau nach einem Stückgutwagen«, erwiderte ich. »Oder nach einem anderen Waggon, in den er leicht springen konnte.«
    Michael nickte. »Sanya, du übernimmst die Rückendeckung.«
    Der große Russe hielt das Gewehr wie ein geübter Soldat und ließ sich zurückfallen, während Michael die Führung übernahm, eine Hand an das Schwert gelegt. Er agierte mit der Anmixt und Zielstrebigkeit einer Raubkatze.
    Ich warf Marcone einen bösen Blick zu. »Solange Sie hinter mir sind, gehe ich keinen Schritt weiter.«
    Wieder lächelte er und nahm das Gewehr von der Schulter. Auch seine Bewegungen verrieten große Übung. Er folgte Michael.
    Ich zog den alten Übermantel auf, bis ich die Pistole leicht erreichen konnte. Wahrscheinlich sah es überhaupt nicht militärisch aus. Eher wie in einem billigen Western. Den Stab in der linken und den Stock in der rechten Hand, folgte ich Marcone.
    So sprangen wir auf den polternden Güterwagen nach vorn, wie man es aus Westernfilmen kennt. Wäre ich schwindelfrei und nicht so aufgeregt gewesen, dann hätte es vielleicht sogar Spaß gemacht.
    Auf einmal bückte Michael sich und hob die geschlossene Faust neben sein Ohr. Marcone hielt sofort an, bückte sich ebenfalls und legte das Gewehr an. Geschlossene Faust heißt: anhalten, Lage prüfen. Ich hockte mich hin.
    Michael drehte sich zu uns um, zeigte mit zwei Fingern auf seine Augen, hob anschließend drei Finger und deutete auf den Güterwagen vor uns. Das sollte bedeuten, dass er da vorn drei Ganoven erkennen konnte. Michael winkte Sanya, und der Russe huschte lautlos nach vorn. Dann deutete er auf mich und auf das Ende des Zuges. Ich nickte und beobachtete diesen Bereich.
    Als ich mich über die Schulter umsah, kletterten Michael und Sanya schon zwischen den Wagen nach unten.
    Danach blickte ich wieder nach hinten und entdeckte einen Alptraum, der über die Wagendächer auf uns zugelaufen kam.
    Welcher Schöpfungsprozess dieses Wesen auch immer erschaffen hatte, es war kein freundlicher gewesen. Das vierbeinige, schlaksige Ungeheuer erinnerte entfernt an eine Katze, hatte jedoch kein Fell. Die Haut war ledrig, faltig und gesprenkelt, der Kopf eine Mischung zwischen einem Jaguar und einem Wildschwein. Aus dem sabbernden Maul ragten Hauer und Reißzähne, und es kam ohne Anmut, aber sehr schnell gerannt.
    Erschrocken hob ich den Sprengstock, sandte meine Energie hinein und sprach das Befehlswort, um einen Feuerstoß zu entfesseln, der das Wesen im Gesicht traf, als es sich gerade auf mich stürzen wollte. Es stieß einen schrecklichen, unheimlichen Schrei aus und fiel vor Schmerzen zuckend vom Wagendach herunter.
    Die Feuerlanze hatte mich vorübergehend geblendet, und ich sah nur noch grüne Flecken. Den nächsten Angreifer hörte ich zwar, konnte ihn aber nicht ausmachen. Daher legte ich mich flach auf den Boden und rief: »Marcone!«
    Das Gewehr knallte dreimal, das Wesen kreischte, und als ich wieder etwas erkennen konnte, lag es etwa drei Meter entfernt auf dem Waggon. Es schleppte die Hinterbeine nach und versuchte immer noch, sich mit einer Kralle weiterzuziehen.
    Marcone ging zu ihm, hob das Jagdgewehr und verpasste ihm gelassen einen Fangschuss zwischen die Augen. Das Wesen zuckte noch einmal und rutschte schlaff vom Wagen herunter.
    Marcone schaute hinterher. »Was war das?«
    »Eine Art Wachhund«, erklärte ich.
    »Interessant. Ein Dämon?«
    Ich rappelte mich wieder auf. »Vermutlich nicht. Dämonen sind normalerweise härter im Nehmen.«
    »Was war es dann?«
    »Woher soll ich das wissen? So was ist mir noch nie begegnet. Wo sind Michael und Sanya?«
    Wir sahen uns um. Der nächste Wagen vor uns war oben offen, die Seitenwände bestanden aus Brettern, zwischen denen Lücken klafften. Möglicherweise war es ein Viehwagen. Drei bewusstlose oder tote Männer lagen auf der Ladefläche. Michael kletterte bereits an der vorderen Wand hoch, um den nächsten Waggon zu erreichen.
    Wir stiegen hinüber. »Tot?«, fragte Marcone.
    »Sie schlafen nur«, meinte Sanya.
    Marcone nickte. »Wir sollten sie töten. Diese Männer sind Fanatiker. Wenn

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