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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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rechtzeitig die Arme, um die Splitter abzuwehren, doch ich konnte Sanya nicht helfen. Nikodemus drückte dessen Säbel zur Seite, der Russe rollte sich blitzschnell ab und entging so dem nächsten Hieb, der ihm den Kopf abgetrennt hätte. Dabei rutschte Sanyas verletzter Arm hilflos über den Boden. Nikodemus ergriff die Gelegenheit und trat mit der Hacke seines Stiefels darauf.
    Sanya schrie vor Schmerzen laut auf.
    Nikodemus hob das Schwert zum tödlichen Hieb.
    Gentleman Johnny Marcone eröffnete mit der Kalaschnikow das Feuer.
    Marcone schoss drei knatternde Salven ab. Die erste zerfetzte direkt über dem Grabtuch Nikodemus’ Brust und Hals. Die zweite traf seinen Arm und die Schulter und trennte fast den Arm vom Rumpf. Die letzte Salve verletzte seine Hüfte und den Oberschenkel auf der anderen Seite. Nikodemus verzog vor Zorn das Gesicht, doch die Kugeln hatten seinen Körper verstümmelt, und er stürzte vom Wagen herunter.
    Unten ertönten weitere dämonische Schreie, dann knirschte Metall. Die Schreie entfernten sich in Richtung Lokomotive, und kurz darauf stieg Michael an der äußeren Leiter des Stückgutwagens herauf. Sein Schwert steckte in der Scheide.
    Ich sprang los, um Sanya zu versorgen, dessen Bein stark blutete. Er hatte schon den Gürtel abgenommen, und ich half ihm, den Oberschenkel abzubinden.
    Marcone betrachtete die Stelle, wo Nikodemus gestürzt war. »Verdammt, er hätte zusammenbrechen sollen. Jetzt müssen wir ihm folgen und das Grabtuch suchen.«
    »Nein, nicht nötig«, erklärte ich ihm. »Sie haben ihn nicht getötet, er hat wahrscheinlich nur eine Mordswut.«
    Michael drängte sich an Marcone vorbei, um Sanya zu helfen, und riss sich einen Streifen von seinem weißen Gewand ab.
    »Glauben Sie wirklich?«, fragte Marcone. »Es hat ihn doch ganz schön erwischt.«
    »Ich glaube, man kann ihn nicht umbringen«, sagte ich.
    »Interessant. Kann er schneller laufen, als ein Zug fährt?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Haben Sie noch ein Magazin?«, wollte Marcone von Sanya wissen.
    »Wo ist Deirdre?«, fragte ich Michael.
    Er schüttelte den Kopf. »Verwundet. Sie ist durch die Wand des Waggons in den nächsten durchgebrochen. Es war zu gefährlich, sie in der Enge allein zu verfolgen.«
    Ich stand auf und kroch zum Viehwagen hinüber, um meinen Stab zu holen. Nach kurzem Zögern nahm ich auch Marcones Gewehr an mich und kehrte zurück.
    Wie sich herausstellte, hatte ich mich geirrt. Nikodemus konnte nicht schneller laufen als ein Zug.
    Er flog schneller als der Zug.
    Unvermittelt kam er aus dem Himmel herabgesegelt, seinen Schatten ausgebreitet wie riesige Fledermausflügel. Mit blitzendem Schwert hielt er auf Marcone zu. Im Vergleich zu dessen Reflexen hätte eine Klapperschlange wie eine lahme Ente ausgesehen. Er duckte sich und rollte sich ab, um der Klinge des Denariers zu entgehen.
    Nikodemus segelte bis zum nächsten Waggon, wo er in der Hocke und zu uns gewandt landete. Auf seiner Stirn war ein glühendes Zeichen erschienen, das sich auf schwindelerregende Weise drehte und wand. Seine Haut war hässlich vernarbt, wo Marcones Schüsse ihn getroffen hatten, doch sie war intakt, und ihr Zustand besserte sich von Sekunde zu Sekunde. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt, sein Schatten waberte von ihm weg und tauchte in die Lücke zwischen seinem und unserem Güterwagen. Metall knirschte, unser Waggon klapperte und bebte.
    »Er koppelt uns ab!«, rief ich. Da entfernte sich Nikodemus’ Wagen auch schon von unserem. Die Lücke wuchs zusehends.
    »Los!«, rief Sanya. »Ich komme zurecht!«
    Michael stand auf und sprang ohne Zögern über die Lücke hinweg. Marcone warf das Sturmgewehr weg und sprang mit rudernden Armen hinterher. Er schaffte es gerade noch, auf dem Dach des vorderen Wagens zu landen.
    Ich malte mir aus, wie es wäre, das Ziel zu verfehlen und vor dem nachfolgenden hinteren Zugteil auf den Schienen zu landen, dann ließ ich Marcones Gewehr fallen und konzentrierte all meine Willenskraft auf meinen Stab. Im Sprung stieß ich den Stab hinter mich und rief: »Forzare!«
    Der Energiestoß trug mich hinüber. Genau genommen sogar viel zu weit. Ich landete näher bei Nikodemus als Michael und Marcone, schlug aber wenigstens nicht direkt vor seinen Füßen auf.
    Michael baute sich neben mir auf, Marcone folgte seinem Beispiel. Er hielt in jeder Hand eine Automatik.
    »Der Kerl ist nicht sehr schnell, was?«, sagte Nikodemus. »Du dagegen bist ein würdiger Gegner, freilich nicht sehr

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