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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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»Es ist alles hier drin.«
    »Weißt du denn, wie man Magie einsetzt?«, fragte ich.
    »Ich bevorzuge Berechnungen.«
    »Aber du könntest es tun.«
    »Ja.«
    Oh Gott. Wenn die Reaktion meiner Schutzsprüche ein Hinweis war, dann war sie mindestens so stark wie die besten Magier des Weißen Rates, wenn nicht noch stärker. Falls das tatsächlich zutraf…
    »Wenn du so viel weißt«, sagte ich, »wenn du so mächtig bist, warum brauchst du dann einen Leibwächter?«
    »Weil ich mit den Füßen nicht an die Pedale komme.«
    Es war, als hätte mir jemand eine Ohrfeige versetzt. »Oh, richtig.«
    Ivy nickte. »Als Vorbereitung auf das Duell benötige ich einige Informationen. Etwa muss ich wissen, wie ich mit Ihrem Sekundanten Verbindung aufnehmen kann und welche Waffe Sie für das Duell bevorzugen.«
    »Ich habe noch keinen Sekundanten.«
    Ivy zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben noch bis zum heutigen Sonnenuntergang Zeit, sich einen zu besorgen. Sonst ist das Duell ebenso wie Ihr Leben verwirkt.«
    »Verwirkt? Was dann?«
    Das kleine Mädchen starrte mich einen Moment schweigend an. »Ich werde Sie vernichten.«
    Ich schluckte schwer, und es lief mir kalt den Rücken hinunter. Ich glaubte ihr, dass sie es konnte und auch tun würde. »Äh, na gut. Also, ich habe mich auch noch nicht für eine Waffe entschieden. Wenn ich…«
    »Wählen Sie einfach eine, Magier Dresden. Wille, Fertigkeit, Energie oder Fleisch.«
    »Warte mal«, erwiderte ich. »Ich dachte, ich müsste Schwerter oder Pistolen oder so etwas wählen.«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Lesen Sie Ihre Ausgabe des Abkommens. Ich entscheide dann nach den alten Regeln, was möglich und zulässig ist. Ihr Wille mag sich mit dem Ihres Gegners messen, um herauszufinden, wer der Entschlossenere ist. Sie können mit Waffen gegen ihn antreten, jeder wählt diejenige, die er bevorzugt. Sie können magische Kräfte gegen ihn entfesseln oder ihn zu einem waffenlosen Kampf fordern.« Sie überlegte. »Von der letzten Möglichkeit würde ich jedoch abraten.«
    »Danke«, murmelte ich. »Also wähle ich die Magie. Energie.«
    »Ihnen ist natürlich klar, dass er dies ablehnen und Sie zwingen wird, etwas anderes zu wählen.«
    Ich seufzte. »Ja. Aber solange er das nicht getan hat, muss ich nichts anderes benennen, oder?«
    »So ist es«, räumte Ivy ein.
    Es klopfte, und ich stand auf, um zu öffnen. Kincaid nickte knapp, verbeugte sich und sagte: »Die zehn Minuten sind um.«
    »Danke, Kincaid.« Ivy stand auf und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Ihr Sekundant soll diese Nummer anrufen.«
    Nickend nahm ich die Karte entgegen. »In Ordnung.«
    In diesem Moment tauchte Mister aus meinem Schlafzimmer auf und bog träge den Rücken durch. Dann tappte er zu mir und rieb zur Begrüßung die Schulter an meinem Bein.
    Ivy blinzelte überrascht, dann zeigte ihr Kindergesicht nur noch reine, einfache Freude. »Kätzchen!«, sagte sie und kniete sich sofort hin, um Mister zu streicheln. Anscheinend mochte er sie. Er schnurrte laut und marschierte einmal um Ivy herum, während sie ihn kraulte und leise mit ihm sprach.
    Bei den Toren der Hölle, sie war so reizend. Einfach nur ein Kind.
    Ein Kind, das mehr wusste als jeder andere Sterbliche. Ein Kind mit beängstigenden magischen Fähigkeiten. Ein Kind, das mich töten würde, wenn ich nicht zum Duell erschien.
    Aber immer noch ein Kind.
    Ich warf einen Blick zu Kincaid, der mit gerunzelter Stirn Ivys Begeisterung über Mister zur Kenntnis nahm. »Mann, das ist vielleicht unheimlich«, murmelte er.

11. Kapitel
     
     
     
     
    Ivy riss sich nur ungern von Mister los, aber schließlich gingen sie und Kincaid ohne ein weiteres Wort. Ich versperrte hinter ihnen die Tür und lehnte mich an, um mit geschlossenen Augen zu lauschen, bis sie fort waren. Aus irgendeinem Grund war ich lange nicht so müde, wie ich es hätte sein müssen. Sicher lag es daran, dass ich so viele aufwühlende Dinge erlebt hatte, und wahrscheinlich würde ich noch viel müder werden, ehe ich eine Gelegenheit zum Ausruhen bekam.
    Mister rieb sich wieder an meinen Beinen, bis ich mich bückte und ihn streichelte. Daraufhin marschierte er geradewegs zu seinem Futternapf und ignorierte mich. Ich holte eine Cola aus dem Eiskasten, kippte ein bisschen auf eine Untertasse und stellte sie Mister hin. Als ich damit fertig war, hatte ich mich entschieden, was ich als Nächstes tun musste.
    Anrufe erledigen.
    Zuerst rief ich die Nummer an, die Vincent mir gegeben hatte.

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