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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eilte die Leiter hinauf und bereitete mich auf den Kampf vor.

10. Kapitel
     
     
     
    Als ich oben ankam, hörte ich, wie jemand draußen eine Autotür zuschlug. Meinen .357er hatte ich im vergangenen Sommer während eines Kampfs zwischen den Feenhöfen in den Wolken über dem Michigansee verloren, deshalb hatte ich meinen .44er aus dem Büro mit nach Hause genommen. Das Halfter hing neben der Tür an einem Haken, direkt über einem Drahtkorb, den ich an der Wand befestigt hatte. In dem Korb bewahrte ich Weihwasser, zwei Knoblauchzehen und Fläschchen mit Salz und Eisenfeilspänen auf. Das waren die Schutzmittel gegen jeden, der versuchen sollte, mir Blut abzuzapfen, mich ins Elfenland zu verschleppen oder mir alte Kekse zu verkaufen.
    Die Tür bestand aus massivem Stahl und konnte Attacken vermutlich sogar leichter überstehen als die Wand drum herum. Schon einmal hatte ein Dämon bei mir angeklopft, und ich war nicht scharf auf Wiederholungen. Neue Möbel konnte ich mir sowieso nicht leisten, nicht einmal gebrauchte.
    Ich legte das Halfter an, schüttelte mein Schildarmband aus dem Ärmel und nahm Stab und Sprengstock in die Hand. Was durch diese Tür kam, musste außerdem meine Schwelle überwinden, eine Aura schützender Energie, die jedes Heim umgibt. Die meisten übernatürlichen Wesen haben Schwierigkeiten mit Türschwellen. Danach mussten sie sich auch noch mit meinen Schutzsprüchen auseinandersetzen – Barrieren aus geometrisch angeordneter Energie, die jeden physischen oder magischen Angriff reflektierten. Auf einen kleinen, sanften Stoß gegen meine Barrieren folgte ein ähnlicher Stoß gegen denjenigen, der einzudringen versuchte. Ein schneller oder heftiger Vorstoß warf umso mehr Energie auf den Angreifer zurück. Die Schutzsprüche waren zudem mit Ballungen von Feuer und Eis aufgeladen, die eine ebenso zerstörerische Energie entlassen konnten wie eine Landmine.
    Es war eine solide, mehrstufige Verteidigung. Mit etwas Glück sollte sie so gut wie alle gefährlichen Gegner aufhalten, ehe sie überhaupt meine Tür erreichten.
    Da ich eigentlich immer großes Glück habe, holte ich tief Luft, zielte mit dem Sprengstock auf die Tür und wartete. Es dauerte nicht lange. Ich hatte mit blitzenden magischen Entladungen gerechnet, vielleicht auch mit dämonischem Heulen oder einer Art Feuerwerk, wenn die böse Magie auf meine Abwehrsprüche traf. Stattdessen klopfte es siebenmal höflich.
    Misstrauisch beäugte ich die Tür. »Wer ist da?«
    Eine leise, heisere Männerstimme antwortete mir. »Das Archiv.«
    Wie bitte? »Hat das Archiv auch einen Vornamen?«
    Offenbar besaß der Sprecher nicht den geringsten Humor. »Das Archiv«, wiederholte er unbeirrt. »Es wurde in diesem Streit zum Schiedsrichter ernannt und ist gekommen, um mit dem Magier Dresden über das Duell zu sprechen.«
    Mit gerunzelter Stirn starrte ich die Tür an. Während der letzten Sitzung des Weißen Rates hatte jemand am Rande ein Archiv erwähnt, das angeblich neutral sei. Ich hatte an eine uralte Bibliothek gedacht, war jedoch zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, um richtig zuzuhören. »Woher weiß ich, dass Sie sind, was Sie behaupten?«
    Papier raschelte auf Stein, als jemand einen Umschlag unter der Tür durchschob. »Hier ist das Dokument, Magier Dresden«, sagte der Mann. »Außerdem eine Verpflichtung, dass während dieses Besuchs die Gesetze der Gastfreundschaft gelten sollen.«
    Sofort entspannte ich mich ein wenig und ließ den Revolver sinken. Wenn man mit übernatürlichen Geschöpfen Geschäfte macht, kann man sich darauf verlassen, dass sie Wort halten, sofern sie sich zu etwas verpflichtet haben. Meistens jedenfalls.
    Andererseits kannte ich mich. Von allen Wesen, die mir jemals begegnet waren, war ich selbst dasjenige, das sich öfter als alle anderen aus Abmachungen herauswand. Genau deshalb hatte ich Bedenken, irgendjemandem zu vertrauen.
    Ich zog das weiße Blatt aus dem Umschlag und erfuhr, dass der Weiße Rat den Überbringer als Unparteiischen für das Duell akzeptiert hatte. Als ich mit der Hand darüberstrich und einen raschen Spruch wirkte, um das neueste Passwort anzuwenden, das die Hüter mir gegeben hatten, erschien mitten auf dem Blatt ein glühender Drudenfuß wie ein leuchtendes Wasserzeichen. Das Dokument war echt.
    So faltete ich das Blatt wieder zusammen, legte Stab und Stock aber noch nicht weg. Ich sperrte die Tür auf, deaktivierte die Schutzsprüche und öffnete die Tür gerade weit

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