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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Geschirr und Besteck klapperten, einige Leute redeten. Dann raschelte es, und schließlich knallte es, als der Hörer offenbar auf den Boden fiel. Irgendjemand atmete schwer und schnaufend.
    »Harry«, seufzte jemand anders. Die Stimme klang fast wie Molly, nur weniger fröhlich. »Nein, spiel nicht mit dem Telefon. Gib es mir, bitte.« Wieder klapperte das Telefon, dann sagte die Frau: »Danke, mein Lieber.« Sie nahm den Hörer. »Hallo? Wer ist da?«
    Ich war einen Moment lang in Versuchung, einfach zu schweigen oder eine automatische Aufzeichnung zu imitieren, andererseits wollte ich mich nicht erschüttern lassen. Ich war ziemlich sicher, dass Charity Angst auch übers Telefon riechen konnte, und genau das löste womöglich den Angriff erst aus.
    »Hallo, Charity. Harry Dresden hier. Ich möchte gerne mit Michael sprechen.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen, und ich sah förmlich vor mir, wie Michaels Frau die Augen zusammenkniff. »Das war wohl unvermeidlich«, erwiderte sie. »Wenn eine Situation so gefährlich ist, dass drei Ritter gleichzeitig anwesend sein müssen, dann kommen auch noch Sie aus dem Loch gekrochen, in dem Sie leben.«
    »Eigentlich hat es gar nichts damit zu tun.«
    »Das war aber anzunehmen. Ihre Idiotie schlägt immer im ungünstigsten Augenblick zu.«
    »Ach, hören Sie doch auf, das ist nicht fair.«
    Sie wurde wütend und sprach deutlicher und schärfer, wenngleich nicht lauter. »Nein? Als Michael sich wie nie zuvor auf seine Pflichten konzentrieren und aufmerksam und wachsam sein musste, sind Sie aufgetaucht und haben ihn abgelenkt.« In mir kämpfte die Wut mit meinen Schuldgefühlen um die Vorherrschaft. »Ich will doch nur helfen.«
    »Er hat noch die Narben vom letzten Mal, als Sie ihm nur helfen wollten.«
    Ich hatte Lust, den Hörer gegen die Wand zu schmettern, bis er zerbrach, aber wieder hielt ich mich zurück. Allerdings konnte ich nicht vermeiden, dass der Ärger in meiner Antwort durchschien. »Sie sind wirklich unerbittlich, was?«
    »Das haben Sie auch verdient.«
    »Haben Sie deshalb Ihren Sohn nach mir benannt?«
    »Das war Michael«, erwiderte Charity. »Ich stand noch unter Medikamenten, und die Dokumente waren schon unterzeichnet, als ich aufwachte.«
    Ich bemühte mich sehr, ruhig zu bleiben. Fast gelang es mir. »Hören Sie, es tut mir wirklich leid, wenn Sie das so sehen, aber ich muss dringend mit Michael reden. Ist er da?«
    Mit einem Klicken hob jemand an einer Nebenstelle ab, und Molly meldete sich wieder. »Hallo, Mister Dresden, mein Dad ist nicht da. Sanya sagt, er wolle ein paar Donuts holen.«
    »Molly«, schaltete Charity sich streng ein. »Du musst in die Schule. Trödle nicht herum.«
    »Oh«, machte Molly. »Manchmal glaube ich, sie kann Gedanken lesen oder so.«
    Fast konnte ich hören, wie Charity mit den Zähnen knirschte. »Das ist nicht witzig. Nun mach schon.«
    Molly seufzte. »Mütter sind wohl so.« Damit legte sie auf. Ich unterdrückte mein Lachen mit einem heftigen Hustenanfall, um Charity nicht noch mehr zu erzürnen.
    Ihr Tonfall gab mir allerdings zu verstehen, dass sie sich nicht so leicht täuschen ließ. »Ich sage ihm Bescheid.«
    Ich zögerte. Vielleicht sollte ich besser warten, bis er zurückkehrte. Charity und ich mochten uns nicht besonders, und wenn sie Michael nichts sagte oder zu lange wartete, konnte das meinen Tod bedeuten. Michael und die anderen Ritter waren damit beschäftigt, das Grabtuch zu suchen, und Gott allein wusste, ob ich Michael heute noch erreichen würde. Andererseits hatte ich weder Zeit noch Lust, weiter am Telefon zu hängen und mich mit Charity zu streiten, bis er zurückkehrte.
    Seit ich sie kannte, hatte sie sich mir gegenüber hemmungslos feindselig verhalten. Sie liebte ihren Gatten heiß und innig und fürchtete um seine Sicherheit – und dies ganz besonders, wenn er mit mir zusammenarbeitete. Letztendlich waren ihre Vorbehalte aus ihrer Sicht nicht einmal ganz unbegründet. Schon mehrmals hatte Michael einiges abbekommen, wenn er in meiner Nähe gewesen war. Bei der letzten Gelegenheit hätte ein Schurke, der es auf mich abgesehen hatte, beinahe Charity und ihr ungeborenes Kind getötet, den kleinen Harry. Jetzt machte sie sich Sorgen, sie und ihre Kinder müssten darunter leiden, sobald ich auftauchte.
    Das wusste ich, und trotzdem tat es weh.
    Ich musste mich entscheiden – ihr vertrauen oder nicht. Ich entschied mich dafür. Charity konnte mich nicht leiden, aber sie war kein Feigling und auch

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