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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Schulter gehängt hatte. Mit peitschendem Schwanz kam er zu mir.
    Ich wich seitlich aus, damit der Tisch zwischen uns blieb, und rief: »Susan!«
    Mit einem einzigen Hieb zerbrach der Schlangenmann den Tisch und walzte durch die Trümmer weiter auf mich zu, bis Susan einen Trockner von der Wand riss und ihn dem Angreifer auf den Kopf fallen ließ.
    Der Denarier sah es kommen und duckte sich im letzten Moment, doch der Trockner streifte ihn noch und warf ihn zu Boden. Wieder zischte der Schlangenmann und ringelte sich rückwärts, bis er im Schacht verschwand.
    Schnaufend beobachtete ich den Lüftungsschacht noch einige Sekunden, aber er tauchte nicht wieder auf. Dann zerrte ich die noch halb betäubte Valmont zur Tür. »Was für eine Bruderschaft?«, fragte ich Susan.
    Sie presste die Lippen zusammen und wich meinem Blick aus. »Nicht jetzt.«
    Frustriert und voller Sorge knirschte ich mit den Zähnen, doch sie hatte recht. Der Rauch wurde dicker, und wir konnten es nicht rechtzeitig sehen, wenn große, grüne Schuppenwesen auftauchten. So schleppte ich Valmont mit, vergewisserte mich, dass ich das Grabtuch hatte, und folgte Susan hinaus. Sie lief wieder barfuß und war so schnell, dass ich ihr hustend und mit der benommenen blonden Diebin im Schlepptau kaum folgen konnte.
    Wir liefen eine Treppe hinauf, oben öffnete Susan eine Doppeltür und sah sich zwei Gorillas in den roten Uniformen der Wachleute gegenüber. Sie wollten uns aufhalten. Susan behalf sich mit einem rechten Haken und einem linken Schwinger, dann stiegen wir über die beiden hinweg. Sie taten mir beinahe leid. Von einer Dame bewusstlos geschlagen zu werden machte sich bestimmt nicht gut in ihrem Verbrecherlebenslauf.
    Als wir das Gebäude durch einen Nebeneingang verließen, erwartete Martin uns schon mit der dunklen Limousine. Vor dem Hotel lärmten Sirenen, Leute riefen, und die Feuerwehr bahnte sich mit blökenden Martinshörnern einen Weg zum Eingang.
    Martin zuckte zusammen, als er Susan sah, dann eilte er uns entgegen.
    »Nehmen Sie sie«, keuchte ich.
    Er nahm mir Valmont ab und trug sie wie ein schlafendes Kind zur Limousine. Ich folgte ihm. Als er die blonde Diebin verstaut hatte und hinterm Lenkrad saß, stieg auch Susan ein. Die Röhre mit dem Grabtuch über die Schulter gehängt, wollte ich als Letzter folgen.
    Irgendetwas packte mich von hinten und wickelte sich mir wie ein weiches, elastisches Seil um die Hüften. Verzweifelt griff ich nach der Autotür, knallte sie jedoch zu, als ich rückwärts weggeschleift wurde. Im nächsten Moment landete ich neben dem Notausgang auf dem Boden.
    »Harry!«, rief Susan.
    »Fahrt los!«, rief ich zurück. Ich nahm das Grabtuch und wollte es zum Auto werfen, aber irgendetwas hielt mir den Arm fest. »Fahrt los, holt Hilfe!«
    »Nein!«, kreischte Susan und wollte die Tür wieder öffnen. Martin war schneller. Die Verriegelungen rasteten ein, der Motor heulte auf, und der Wagen fuhr mit quietschenden Reifen auf die Straße und entfernte sich.
    Ich wollte weglaufen, doch etwas blockierte meine Füße, und ich konnte nicht einmal aufstehen. Nikodemus hatte sich über mir aufgebaut. Seine Henkersschlaufe war das Einzige an ihm, was noch nicht mit Blut getränkt war. Sein Schatten, sein verdammter Schatten hatte sich mir um die Hüfte, die Beine und die Hände gewickelt und wand sich, als lebte er. Ich wollte auf magische Weise antworten, doch die Tentakel des Schattens wurden auf einmal eiskalt, viel kälter als natürliches Eis oder kalter Stahl, und meine gesamte Kraft löste sich in Wohlgefallen auf.
    Eines der Schattententakel nahm mir die Röhre aus den tauben Händen, waberte durch die Luft und überreichte sie Nikodemus. »Ausgezeichnet«, sagte er. »Ich habe das Grabtuch. Und ich habe Sie, Harry Dresden.«
    »Was wollen Sie?«, keuchte ich.
    »Nur reden«, versicherte Nikodemus mir. »Ich möchte mich bloß höflich mit Ihnen unterhalten.«
    »Leck mich doch.«
    Jetzt funkelte kalte Wut in seinen Augen, und er zog den schweren Revolver.
    Na, prima, Harry, sagte ich mir. Das hast du jetzt davon, dass du den Helden gespielt hast. Gleich kriegst du ein Sechserpack Neunmillimeterbonbons zu fressen.
    Nikodemus erschoss mich nicht.
    Er schlug mir den Griff des Revolvers auf den Kopf.
    Es blitzte hinter meinen Augen, ich stürzte und war bewusstlos, bevor ich mit der Wange den Boden berührte.

21. Kapitel
     
     
     
    Die Kälte weckte mich.
    Ich kam in völliger Dunkelheit unter einem Schwall

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