Silberlinge
unerträglich, in diesem Backofen konnte ich kaum noch atmen. Der Rückschlag der Explosion warf auch mich um. Ich rollte mich ab, bis ich meinerseits gegen die Wand prallte, kauerte nieder und schirmte mein Gesicht ab, während die roten Flammen erloschen und einer dicken schwarzen Rauchwolke wichen. Es dröhnte mir in den Ohren, und ich konnte vorübergehend außer meinem eigenen Herzschlag nichts hören.
Wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte, dann hätte ich auf diesen Feuerspruch verzichtet. Dazu hatte ich mir eigens einen Sprengstock angefertigt. Diese schnelle Magie war schwierig, gefährlich und kaum zu kontrollieren. Der Sprengstock half mir, die Energien zu bündeln und genauer zu zielen. Er half mir auch, Explosionen zu vermeiden, die mir die Lungen von innen verbrannten.
Im dichten Rauch tastete ich umher, konnte kaum atmen und nichts mehr sehen. Mit einer Hand ertastete ich ein Handgelenk, dann eine Schulter. Anna Valmont. Ich zerrte sie fort, fand mit der anderen Hand die Röhre und kroch zum Lüftungsschacht.
Dort war frische Luft. Valmont hustete und rührte sich, sobald ich sie hineingezogen hatte. Inzwischen brannte es im Lager, so dass ich in der Lüftungsröhre etwas sehen konnte. Valmont hatte eine Augenbraue verloren, eine Seite ihres Gesichts war rot und voller Blasen. »Los jetzt!«, schrie ich sie so laut an, wie ich konnte. Sie blinzelte, verstand aber offenbar, was ich wollte, als ich sie an mir in Richtung der Waschküche vorbeischob, und setzte sich steif in Bewegung.
Sie kroch nicht so schnell, wie es mir lieb gewesen wäre, doch sie war den Monstern und dem Feuer nicht ganz so nahe wie ich. In meinen Ohren dröhnte mein Herzschlag, und der Schacht kam mir auf einmal bedrückend eng vor. In ihren dämonischen Gestalten waren die Denarier stärker als Anna Valmont und ich, und wenn ich nicht ungeheures Glück gehabt hatte, dann würden sie sich bald von meinem Angriff erholen und uns verfolgen. Wir mussten möglichst schnell mit einem Auto fliehen, um sie abzuschütteln. Ich versetzte Valmont einen Stoß und geriet allmählich in Panik, während ich in meiner Fantasie Bilder von peitschenden Tentakeln heraufbeschwor, die mich in Stücke rissen, und von giftigen Schlangenmäulern, die mich in die Beine bissen, während Schuppenhände mich an den Füßen festhielten.
Valmont stolperte aus dem Lüftungsrohr in die Waschküche. Ich folgte ihr dicht genug, um an eine Sendung über die Paarungsgewohnheiten von Brüllaffen zu denken, die ich mal gesehen hatte. Allmählich funktionierten meine Ohren wieder, und ich hörte draußen im Flur den Feueralarm.
»Harry?«, sagte Susan. Sie blickte zwischen Valmont und mir hin und her und half der Frau beim Aufstehen. »Was ist passiert?«
Ich richtete mich auf und erklärte hustend: »Wir müssen hier raus. Sofort.«
Susan nickte, dann versetzte sie mir einen festen Stoß. Ich taumelte zur Seite und prallte mit Kopf und Schulter gegen einen Wäschetrockner. Die Haare des Dämonenmädchens rankten sich aus dem Luftschacht, dann folgte ihr restlicher Körper mit Schuppen, Krallen und allem Drum und Dran. Mit schwindelerregender Anmut rollte sie sich ab.
So schnell die Denarierin auch war, Susan war schneller. Das Dämonenmädchen wollte gerade die Lippen zu einem höhnischen Grinsen öffnen, da trat Susan ihm schon mit dem Absatz mitten hinein. Im Mund des Wesens knirschte es, und es schrie überrascht und schmerzvoll auf.
»Susan«, rief ich, »Pass…«
Ich hatte nicht einmal mehr genug Zeit, ihr die Warnung zuzurufen. Ein halbes Dutzend Tentakel sausten wie Speere auf sie los.
Susan wich mühelos aus. Sie sprang quer durch den Raum bis zu den Waschmaschinen, doch die Denarierin fing sich sofort wieder und setzte nach. Wieder schlug sie mit ihren scharfen Haaren zu, Susan duckte sich jedoch und riss mit einer Hand die Tür einer Waschmaschine auf. Dann knallte sie die Tür zu, klemmte die Haare ein und trat der Dämonin mit der gleichen Bewegung von der Seite vor das Kniegelenk.
Das Dämonenmädchen kreischte vor Schmerzen und wand sich. Sie war stark genug, um sich aus der Waschmaschine zu befreien, doch im Augenblick steckte sie fest. Susan langte unterdessen nach oben und nahm ein altmodisches Bügelbrett aus der Wandhalterung, drehte sich um sich selbst und drosch es mit der Kante zuerst auf die Denarierin. Nacheinander traf Susan das verletzte Bein, den Hals und den Nacken. Bei den ersten beiden Schlägen schrie die
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