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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zurück, dann dürfen Sie am Leben bleiben und gehen. Weigern Sie sich jedoch, dann werde ich sehr böse auf Sie.«
    Auf Anna Valmonts Oberlippe standen Schweißperlen. Sie blickte mit weit aufgerissenen, wilden Augen, vor Schreck und Angst gelähmt, zwischen ihrer leeren Waffe und dem Mann im Trenchcoat hin und her.
    Die Schüsse würden natürlich Aufmerksamkeit erregen. Ich musste also dringend Zeit schinden. Daher beugte ich mich hinüber und fischte mit einer Hand ein Kästchen aus Valmonts Jackentasche, das an die Fernbedienung eines Videorekorders erinnerte. Ich hob den Sender und legte den Daumen darauf, als wüsste ich, was ich tat. Dann sagte ich zu dem Mann im Trenchcoat: »He, Bogart. Sie und Ihre erstaunlichen Zwillinge werden sich jetzt zurückziehen, sonst wird es hier gleich zappenduster.«
    Der Mann zog die Augenbrauen hoch. »Wie bitte?«
    Ich winkte mit der Fernbedienung. »Klick. Bum. Grabtuch kaputt.«
    Der Schlangenmann fauchte, sein geschmeidiger Körper wand sich nervös, und das Dämonenmädchen schnitt eine böse Grimasse. Der gut gekleidete Mann starrte mich einen Moment lang mit leerem, unbewegtem Blick an. »Sie bluffen nur.«
    »Probieren Sie’s doch aus«, erwiderte ich.
    Er rührte sich nicht und dachte anscheinend nach. Allerdings bewegte sich sein Schatten. Er wand sich und waberte, und bei dem Anblick wurde ich fast seekrank. Er blickte zwischen Valmont, mir und der Röhre hin und her. »Ich nehme an, das ist eine Fernzündung. Ihnen ist sicher bewusst, dass Sie direkt neben dem Gerät stehen?«
    Das war mir durchaus bewusst, und ich hatte keine Ahnung, wie stark der Brandsatz war. Das war aber eigentlich auch egal, weil ich sowieso nicht wusste, auf welchen Knopf ich drücken musste. »Klar doch.«
    »Würden Sie sich lieber selbst töten, als mir das Grabtuch zu übergeben?«
    »Ich würde mich lieber selbst töten, als dass Sie mich töten«, erwiderte ich.
    »Wer sagt denn, dass ich jemanden töten will?«
    Böse starrte ich ihn und das Dämonenmädchen an. »Francisca Garcia hat etwas in dieser Art erwähnt.«
    Der Schatten des Mannes brodelte, doch er betrachtete mich ungerührt und versuchte, mich einzuschätzen. »Vielleicht können wir eine Übereinkunft erzielen.«
    »Wie soll die denn aussehen?«
    Er zog eine großkalibrige Pistole aus der Tasche und zielte auf Anna Valmont. »Geben Sie mir die Fernbedienung, und ich werde diese junge Frau nicht töten.«
    »Der Anführer der Dämonensippe benutzt eine Pistole? Sie machen wohl Witze«, sagte ich.
    »Nennen Sie mich Nikodemus.« Er betrachtete den Revolver. »Ich weiß, das ist neumodisches Zeugs, aber das Rädern und Vierteilen wird auf die Dauer etwas eintönig.« Er winkte mit der Pistole in Valmonts Richtung. »Soll ich bis drei zählen?«
    »Zählen Sie so weit, wie Sie wollen, es bleibt doch immer dieselbe Explosion, haha.«
    »Eins«, sagte Nikodemus.
    »Erwarten Sie wirklich, dass ich jetzt klein beigebe?«
    »Das haben Sie schon öfter getan, wenn eine Frau in Gefahr war. Zwei.«
    Dieser Nikodemus kannte mich und hatte ein Druckmittel ausgewählt, das rasch zu einer Entscheidung führen musste. Ihm war also klar, dass ich auf Zeit spielte. Verdammt. Offenbar konnte ich ihn nicht hereinlegen. »Warten Sie«, sagte ich.
    Er spannte den Hammer des Revolvers und zielte auf Valmonts Kopf. »Drrrr…«
    »Na gut«, fauchte ich und warf ihm aus dem Handgelenk die Fernbedienung hinüber. »Da haben Sie das Ding.«
    Nikodemus ließ die Waffe sinken und drehte sich, um die Fernbedienung mit der linken Hand zu fangen. Ich wartete, bis er nicht mehr in unsere Richtung sah. Dann sammelte ich jedes bisschen Kraft, das ich in so kurzer Zeit aufbieten konnte, stieß die rechte Hand nach vorn und rief: »Fuego!« So breit wie die Tür schoss die Feuerlanze in den Flur und traf Nikodemus’ blutige Brust. Sie schleuderte ihn durch den Flur zurück, bis er auf der anderen Seite gegen die Wand prallte. Er brach nicht ganz hindurch, allerdings nur, weil ein Träger ihn aufhielt. Von den Schultern bis zu den Hüften zerfiel die Mauer hinter ihm zu Staub, die Wucht des Aufpralls warf seinen Kopf abrupt herum. Sein Schatten folgte der Bewegung und klatschte wie nasser Teer rings um ihn gegen die Wand.
    Der Schlangenmann war blitzschnell zur Seite ausgewichen. Das Dämonenmädchen kreischte und sammelte seine messerscharfen Haare vor sich, um sich so gut wie möglich vor dem Feuer abzuschirmen. Auch sie taumelte zurück.
    Die Hitze war

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