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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Bewegung machen, ist der Magier tot. Hier haben Sie kein Recht auf Erlösung.«
    Shiro schwieg einen Moment. »Dann machen wir einen Handel.«
    Nikodemus lachte. »Meine Tochter gegen den Magier? Nein. Ich habe noch viel mit ihm vor, und sein Tod wird mir ebenso jetzt wie später nützen. Wenn Sie ihr etwas antun, werde ich ihn sofort töten.«
    Shiro betrachtete den Denarier gleichmütig. »Ich meinte nicht Ihre Tochter.«
    Auf einmal machte sich ein komisches Gefühl in meiner Magengrube breit.
    Ich hörte, dass Nikodemus lächelte. »Sehr klug, alter Mann. Sie haben gewusst, dass ich diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen kann.«
    »Ich kenne Sie«, sagte Shiro.
    »Dann sollte Ihnen klar sein, dass Ihr Angebot nicht ausreicht. Bei weitem nicht.«
    Shiro zeigte keine Überraschung. »Nennen Sie Ihren Preis.« Jetzt sprach Nikodemus etwas leiser. »Schwören Sie, dass Sie keinen Fluchtversuch unternehmen, keine Hilfe rufen und sich auch nicht insgeheim befreien werden.«
    »Damit Sie mich ewig hier festhalten können? Nein. Ich gebe Ihnen den heutigen Tag. Vierundzwanzig Stunden. Das ist genug.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tun Sie das nicht. Ich wusste, was ich getan habe. Michael wird Sie…«
    Nikodemus versetzte mir einen Schlag auf die rechte Niere, der mir den Atem raubte. »Schweigen Sie«, sagte er. Dann wandte er sich wieder an Shiro und nickte bedächtig. »Vierundzwanzig Stunden. Abgemacht.«
    Shiro nickte ebenfalls. »Lassen Sie ihn jetzt gehen.«
    »Nun gut«, sagte Nikodemus. »Sobald Sie meine Tochter freigelassen und das Schwert abgelegt haben, ist der Magier frei. Ich schwöre es.«
    Der alte Ritter lächelte. »Ich kenne den Wert Ihrer Versprechungen, und Sie kennen den Wert der meinen.«
    Mein Folterknecht zuckte zusammen, beugte sich vor und sagte: »Beschwören Sie es.«
    »Ich schwöre es.« Shiro legte die Hand leicht auf die Schwertklinge und hob sie, um uns eine dünne, gerade Linie zu zeigen, aus der die ersten Blutstropfen quollen. »Lassen Sie ihn frei, und ich werde seinen Platz einnehmen, wie Sie es wollen.«
    Nikodemus’ Schatten wand sich und brodelte vor meinen Füßen auf dem Boden, einige Ausläufer waberten begierig zu Shiro hinüber. Der Denarier stieß ein wildes Lachen aus und nahm die Klinge von meinem Hals. Mit ein paar raschen Schnitten löste er die Fesseln um meine Handgelenke.
    Ohne die Seile, die mich aufrecht gehalten hatten, stürzte ich sofort nach vorn. Mein Körper schrie innerlich vor Schmerzen. Ich spürte kaum, dass Nikodemus gleich danach auch meine Füße befreite. Ich gab keinen Ton von mir – zum einen, weil ich zu stolz war, um ihn merken zu lassen, wie mies ich mich fühlte, zum anderen, weil ich nicht einmal mehr genug Kraft hatte, um zu wimmern.
    »Harry«, sagte Shiro, »stehen Sie auf.«
    Mühsam gehorchte ich. Die Verletzung am Bein brannte und tat weh, der Muskel zuckte und verkrampfte sich immer wieder.
    »Welche Dummheit«, sagte Nikodemus.
    »Mutig ist es«, erwiderte Shiro. »Harry, kommen Sie hier herüber, und stellen Sie sich hinter mich.«
    Ich schlurfte zu Shiro. Der alte Mann ließ Nikodemus keine Sekunde aus den Augen. Mir war schwindlig, beinahe hätte ich das Gleichgewicht verloren. Von den Knien abwärts spürte ich meine Beine nicht, und ich hatte heftige Krämpfe im Rücken. »Ich weiß nicht, wie weit ich laufen kann«, knirschte ich.
    »Sie müssen.« Shiro ging neben Deirdre in die Hocke, setzte ihr ein Knie auf den Rücken und legte ihr einen Arm um die Kehle. Sie rührte sich gerade wieder, doch der alte Mann übte etwas Druck aus, und sie ergab sich leise wimmernd. Dann machte er mit Fidelacchius eine rasche Bewegung und schleuderte die Tropfen gegen eine Wand. Schließlich steckte er die Klinge mit einer fließenden Bewegung in die Scheide, zog sie aus dem Gürtel und hielt mir die Waffe hin. »Nehmen Sie das.«
    »Äh«, sagte ich, »im Umgang mit diesen Dingern habe ich mich nicht gerade bewährt.«
    »Nehmen Sie das Schwert.«
    »Davon werden Michael und Sanya nicht erbaut sein.«
    Shiro dachte einen Augenblick nach. »Sie werden es verstehen. Nehmen Sie das Schwert jetzt an sich.«
    Ich schluckte schwer und gehorchte. Der Holzgriff kam mir viel zu warm vor, und ich spürte die Energie, die in Wellen von der Waffe ausging.
    »Sie werden Sie abholen. Gehen Sie jetzt, zweiter Gang rechts und die Leiter hinauf.«
    Nikodemus beobachtete mich, als ich durch die Tür ins Zwielicht des Flurs taumelte. Noch einmal

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