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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sah ich mich zu Shiro um, der Deirdres Hals immer noch kurz vor dem Punkt hielt, an dem er brechen würde. Von hinten bemerkte ich die Falten in seinem Nacken und die Altersflecken auf dem frisch geschorenen Kopf. Nikodemus’ Schatten war inzwischen so groß wie eine Kinoleinwand und bedeckte die Wand und einen Teil des Bodens. Zuckend und wabernd näherte er sich Shiro.
    Ich drehte mich um und lief so rasch ich konnte den Gang hinunter. »Halten Sie Wort, Japaner«, sagte Nikodemus. »Lassen Sie meine Tochter frei.«
    Ich schaute mich noch einmal um. Shiro gab das Mädchen frei, sie brachte sich eilig in Sicherheit, und gleichzeitig wallte Nikodemus’ Schatten über den alten Ritter hinweg wie eine Welle im Meer. Schlagartig wurde der Raum völlig schwarz, und da war nur noch die brodelnde Masse des Dämonenschattens.
    »Töte den Magier«, knurrte Nikodemus. »Hol das Schwert.« Deirdre stieß einen wilden, urtümlichen Schrei aus, irgendwo raschelte und riss etwas, und es knackte, als würden Knochen brechen oder Gelenke ausgerenkt, dann das stählerne Kratzen von Deirdres Dämonenfrisur. Aus der Dunkelheit schossen ein halbes Dutzend metallische Tentakel zu mir herüber.
    Ich wich zurück, und die Klingen verfehlten mich nur knapp. Dann drehte ich mich um und humpelte weiter. Ich wollte Shiro nicht hier zurücklassen, doch wenn ich bliebe, würde ich nur mit ihm sterben. Ich schämte mich, es fühlte sich an wie eine Messerklinge in meinen Bauch.
    Wieder schossen Tentakel aus der Dunkelheit. Wahrscheinlich hatte Deirdre ihre Transformation in die dämonische Gestalt noch nicht ganz abgeschlossen. Es konnte aber nicht mehr lange dauern, bis sie mich durch den Gang verfolgte. Wenn ich bis dahin nicht draußen war, dann wäre es um mich geschehen.
    Wieder einmal rannte ich, als wäre der Teufel hinter mir her, und fühlte mich ausgesprochen mies dabei.

23. Kapitel
     
     
     
    Das Kreischen erstarb viel schneller, als ich es erwartet hätte. So gut es trotz der fast völligen Dunkelheit möglich war, bewegte ich mich geradeaus. Irgendwann kam ich an zwei Türen auf der linken Seite vorbei und stolperte weiter, bis ich die zweite auf der rechten Seite fand. Dahinter entdeckte ich eine Leiter, die durch eine Art Schacht oder Röhre nach oben führte. Ungefähr siebenhundert Kilometer über mir schimmerte Licht.
    Nachdem ich die ersten Stufen hochgeklettert war, packte mich irgendetwas an den Beinen und verdrehte sie. Ich fiel von der Leiter, der Stock landete klappernd auf dem Boden. Einen Augenblick lang blickte ich in das Gesicht eines Mannes, dann knurrte der Angreifer und drosch mir die Faust aufs linke Auge.
    Ich duckte mich und rollte mich mit dem Schlag ab. Mein Gesicht blieb nahezu unversehrt, was vermutlich bedeutete, dass ich es mit einem Sterblichen zu tun hatte. Leider war er erheblich schwerer und stärker als ich. Er ließ sich einfach auf mich fallen und ging mir an die Gurgel.
    Ich zog die Schultern und den Kopf ein, so gut es ging, und hinderte ihn wenigstens daran, mir den Schädel zu zerquetschen. Dann wollte er mir einen weiteren Schlag versetzen, aber es ist schwer, genau zu zielen, wenn man im Dunkeln auf dem Boden herumrollt. Er verfehlte mich, und nun griff ich zu ein paar schmutzigen Tricks. Ich kratzte ihm mit den Fingernägeln übers Gesicht und erwischte ein Auge. Er fuhr schreiend zurück.
    So konnte ich mich unter ihm herauswinden und ihm einen heftigen Stoß versetzen, der seine Rückwärtsbewegung noch verstärkte. Er stürzte, rollte sich ab und kam wieder hoch. Ich verpasste ihm mit meinen geliehenen guten Schuhen einen Tritt vor den Kopf. Dabei flog ein Schuh durch die Gegend, wie es James Bond sicher nie passiert wäre. Der Ganove strauchelte und schwankte, also legte ich mit dem zweiten Fuß nach. Er war hart im Nehmen, denn auch von diesem Tritt erholte er sich rasch. Schließlich beugte ich mich vor und drosch ihm mehrmals die Faust wie einen Vorschlaghammer in den Nacken. Dabei schrie ich laut, und am Rand meines Gesichtsfeldes tanzten rote Punkte.
    Die Nackenschläge schalteten ihn endgültig aus, und er sank in sich zusammen.
    »Mistkerl«, keuchte ich und tastete umher, bis ich Shiros Stock gefunden hatte. »Nicht mit mir.«
    »Gut gemacht«, sagte Susan, die gerade die letzten paar Leitersprossen herunterkam. Inzwischen trug sie wieder die schwarze Lederhose und den dunklen Mantel. Sie überprüfte noch einmal meinen Gegner, ob er sich auch nicht verstellte. »Wo ist

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