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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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ihren eigenen Gemächern, stellte sich heraus, dass ihre Intuitionen in dieser Hinsicht durch nichts in ganz Fionavar beeinträchtigt wurden.
    Matt Sören schloss hinter ihnen die Tür. Er und Loren sahen einander an, zum ersten Mal an jenem Tag allein.
    »Nun auch noch Oweins Horn«, resümierte schließlich der Magier, wie um einen längeren Meinungsaustausch zu beschließen.
    Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Eine ernste Sache«, stimmte er zu. »Wirst du versuchen, sie zu erwecken?«
    Loren stand auf und ging hinüber ans Fenster. Es regnete wieder. Er streckte die Hand aus, um ihn wie ein Geschenk aufzunehmen.
    »Ich nicht«, versicherte er endlich. »Aber sie könnten es versuchen.«
    Der Zwerg sagte leise: »Du hast dich zurückgehalten, nicht wahr?«
    Loren drehte sich um. Seine Augen, tiefliegend unter den dichten grauen Augenbrauen, waren unbewegt, doch es lag nach wie vor Kraft in ihnen. »Das habe ich«, gab er zu. »Sie sind allesamt von Mächten durchdrungen, die Fremden und unsere eigenen Leute. Wir müssen ihnen Raum gewähren.«
    »Sie sind sehr jung«, warf Matt Sören ein.
    »Das weiß ich.« »Du bist dir deiner Sache sicher? Du wirst zulassen, dass sie diese Bürde tragen?«
    »Ich bin mir ganz und gar nicht sicher«, antwortete der Magier. »Aber ja, ich werde zulassen, dass sie sie tragen.«
    »Wir werden dabei sein?« Da lächelte Silbermantel. »O mein Freund«, sagte er, »wir werden unsere Schlacht bekommen, keine Angst. Wir müssen zulassen, dass die Jungen die Bürde tragen, doch noch vor dem Ende könnte es sein, dass du und ich die größte Schlacht von allen zu schlagen haben.«
    »Du und ich«, grollte der Zwerg mit seiner tiefen Stimme. Und daraus las der Magier eine ganze Reihe von Dingen ab, unter denen Liebe nicht die geringste aller Empfindungen war.
     
    Am Ende hatte der Prinz zahlreiche Krüge mit Bier genossen. Dafür gab es unendlich viele Gründe, allesamt waren es gute.
    In der Zeremonie, die am Nachmittag stattgefunden hatte, war er zu Ailerons Thronfolger ernannt worden. »Das«, hatte er gesagt, »wird ja langsam zur Gewohnheit.« Ein Satz, mit dem er nur das Offensichtliche zum Ausdruck brachte. Doch man zitierte ihn überall im Schwarzen Keiler. Er leerte noch einen Krug. Oh, unendlich viele Gründe hatte er.
    Schließlich gewann er den Eindruck, allein zu sein und in seinen eigenen Gemächern im Palast, den Gemächern des Prinzen Diarmuid dan Ailell, Thronfolger des Königs von Brennin. Ja, ja.
    Es war längst zu spät, um sich noch schlafenlegen zu wollen. Über die Außenmauern des Palastes machte er sich, wenn auch wegen seines Arms unter Mühen, auf den Weg zu Sharras Balkon.
    Ihre Kammer war leer. Einer Eingebung folgend hangelte er sich zwei Zimmer weiter, dorthin, wo Kim Ford schlief. Das war harte Arbeit, mit seiner Wunde. Als er endlich über die Balustrade kletterte, wobei er den Baum benutzen musste, um einen immer noch unsicheren Halt zu finden, bekam er zur Begrüßung zwei Bottiche mit eiskaltem Wasser ins Gesicht. Und niemand hielt sie davon ab, noch gebot jemand dem Gelächter von Shalhassans Tochter und der Seherin von Brennin Einhalt, die sich vor einigen Stunden schon auf dem Weg zu einer ganz unerwarteten Freundschaft begeben hatten.
    Recht traurig über sein Pech schlüpfte der Thronerbe zuletzt wieder ins Innere des Palastes und machte sich tropfnass auf ins Zimmer der Hofdame Rheva.
    Man suchte sich Trost, wo man nur konnte, in solchen Zeiten. Wie dem auch sei, irgendwann schlief er ein. Während sie selbstgefällig auf ihn herabschaute, hörte Rheva ihn wie im Traum flüstern: »Sie alle beide.« Sie begriff nicht ganz, was er meinte, aber er hatte gerade erst ihre Brüste gelobt und sie war keineswegs ungehalten.
    Kevin Laine, der ihr die Worte vielleicht hätte erklären können, lag ebenfalls wach und hörte sich die sehr lange, sehr private Geschichte Pauls an. Der wieder sprechen konnte, wie es schien, und das auch wollte. Als Schafer fertig war, erzählte Kevin die seine, genauso lang und breit.
    Zum Schluss sahen sie einander an. Der Morgen graute. Nach einer Weile mussten sie lächeln, trotz Rachel, trotz Jean, trotz alledem.

 
Kapitel 16
     
    Am Morgen kam er, sie zu holen. Sie hatte geglaubt, die Tiefen der Verzweiflung bereits im Verlauf der letzten Nacht ausgelotet zu haben, als der Schwan vor dem Eisentor von Starkadh gelandet war. Aus der Luft hatte sie es von weitem schon gesehen, krass abgesetztes Schwarz vor den weißen

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