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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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mir.«
    »Es ist keine Last, für seine Freunde zu sorgen.«
    »Loren, ich muss darauf bestehen –«
    »Nein.«
    Es folgte eisiges Schweigen. »Ihr seid Euch hoffentlich darüber im klaren«, warnte ihn Gorlaes, und seine Stimme sank beinahe zu einem Flüsterton herab, »dass Ihr mir kaum eine Wahl lasst?« Plötzlich wieder laut geworden, fuhr er fort: »Ich muss die Befehle meines Königs befolgen. Vart, Lagoth …« Die beiden Soldaten an der Tür traten vor.
    Und fielen mit halb gezogenen Schwertern unter mächtigem Gerassel der Länge nach um.
    Hinter den so Gefallenen aber standen ein sehr gelassener Matt Sören sowie der hochgewachsene, tüchtige Mann namens Coll. Als er sie erblickte, empfand Kevin Laine, dessen Kindheitsträume aus solchen Bildern bestanden hatten, einen Augenblick lang unbändige Freude.
    Genau da schwang sich eine raubtierhaft geschmeidige, juwelengeschmückte Gestalt mühelos durchs Fenster in den Raum. Der Prinz landete federnd neben Jennifer, und sie spürte, wie eine verirrte Hand ihr übers Haar strich, ehe er das Wort ergriff.
    »Wer veranstaltet um diese Stunde einen solchen Lärm? Kann denn ein Soldat des Nachts im Palast seines Vaters nicht in Ruhe schlafen, ohne – ja, Gorlaes! Und Metran! Und da ist ja auch Loren! Du bist zurückgekehrt, Silbermantel – und mit unseren Besuchern, wie ich sehe. Gerade noch rechtzeitig.« Die Arroganz in seiner Stimme erfüllte den ganzen Raum. »Gorlaes, lasse schnell eine Nachricht überbringen, mein Vater wird sie sofort willkommen heißen wollen.«
    »Der König«, erwiderte der Kanzler steif, »ist unpässlich, Edler Prinz. Er hat mich geschickt –«
    »Er kann nicht kommen? Dann muss ich ihnen stellvertretend die Ehre erweisen. Silbermantel, würdest du bitte …?«
    Und so stellte Loren sie in aller Ruhe ein zweites Mal vor. Und Diarmuid dan Ailell sagte: »Ein Pfirsich!« und verbeugte sich bedächtig, um Jennifers Hand zu küssen. Gegen ihren Willen musste sie lachen. Er hatte es mit dem Kuss nicht eilig.
    Doch als er sich wieder aufrichtete, waren seine Worte förmlich, und er breitete seine Arme zu einer rituellen Geste aus. »Ich begrüße Euch nun«, setzte er an, und als Kevin sich, einem Impuls folgend, nach Gorlaes umdrehte, sah er, dass sich dessen wohlwollende Miene einen flüchtigen Augenblick lang vor Wut verzerrte. »Ich begrüße Euch nun«, vollendete Diarmuid, bar jeglichen Spotts, das Zeremoniell, »als Gastfreunde meines Vaters und meiner selbst. Das Haus Ailells ist Euer Haus, unsere Ehre ist die Eure. Ein Unrecht, das Euch angetan wird, wird uns selbst angetan. Und bedeutet Verrat an der Eichenkrone des Großkönigs. Seid willkommen in Paras Derval. Ich werde persönlich für Euer Wohlbefinden heute Nacht sorgen.« Erst beim letzten Satz veränderte sich sein Tonfall ein wenig, und ein flinker Seitenblick, boshaft und zugleich amüsiert, streifte Jennifer.
    Wieder errötete sie, aber er hatte sich bereits abgewandt. »Gorlaes«, rügte er mild, »deine Gefolgsleute scheinen zusammengebrochen zu sein. In den wenigen Stunden, seit ich von der Südfeste zurückgekehrt bin, wurde mir bereits von ihrem übermäßigen Alkoholgenuss berichtet. Ich weiß ja, dass wir ein Fest feiern, aber das hier …?« Und dabei war sein Ton so sanftmütig, doch äußerst vorwurfsvoll. Kevin musste sich anstrengen, ein ernstes Gesicht zu wahren. »Coll«, fuhr Diarmuid fort, »lass bitte vier Zimmer im Nordflügel herrichten, und zwar rasch.«
    »Nein.« Das war Jennifer. »Kim und ich werden uns eines teilen. Nur drei.« Sie vermied es konsequent, den Prinzen anzusehen. Kimberley, die ihn beobachtete, fand, dass er die Augenbrauen höher hob, als es ihnen eigentlich zustand.
    »Auch wir werden uns ein Zimmer teilen«, äußerte Paul Schafer ruhig. Und Kevin spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. O Abba, dachte er, vielleicht wird er hier darüber wegkommen. Vielleicht.
    »Mir ist heiß. Warum ist es nur überall so heiß?« fragte Metran, der Erste Magier, ohne jemand bestimmten anzusprechen.
    *
    Der Nordflügel des Palastes, jene Seite, die der Stadt abgewandt war, gewährte Ausblicke auf einen von Mauern umgebenen Garten. Als sie endlich in ihrem Zimmer allein waren, öffnete Kevin die gläsernen Türen und trat auf einen breiten, gemauerten Balkon hinaus. Der abnehmende Mond stand hoch am Himmel, hell genug, das Gebüsch und die wenigen Blumen zu beleuchten, die unter ihrem Gemach wuchsen.
    »Kein besonderer Garten«, stellte er

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