Silbermuschel
mich hineinglitt. Ich umklammerte seine Schultern, zog im Inneren meines Leibes die Muskeln so fest zusammen, daß es schmerzte. Er merkte, was ich wollte, und bewegte sich kaum in mir. Wir stöhnten leise, Mund gegen Mund. Unsere Augen waren geschlossen, wir waren so eng vereint, wie zwei Menschen es nur sein konnten, doch nicht genug, noch nicht genug. Mein Leib wurde immer härter und enger. Im Hinaufschwingen seiner Herztöne spürte ich, wie seine Erregung mit jedem Atemzug wuchs. Wir zitterten beide, und auch seine Worte zitterten, als er sie zwischen meinen Lippen hervorstieß.
»Ich kann nicht mehr!«
»Komm!« flüsterte ich. Und da bewegte er sich in mir, immer schneller und stärker, bis ich vor Schmerz und Lust aufschrie und er mit seinen Lippen meinen Schrei erstickte. Aufgelöst und hochgetragen in unerträglicher Spannung und Begierde, überließen wir unsere Körper sich selbst. Wir dachten nicht mehr, unsere Körper dachten für uns, bestimmten ihren eigenen Rhythmus. Mein Herz schlug in meiner Brust, in meiner Stirn, in meinem Bauch. Sein Haar bedeckte ganz mein Gesicht, er flüsterte heiser zwischen meinen Lippen.
»Mach die Augen auf!«
»Ich kann nicht.«
»Sag, wenn ich dir weh tue.«
»Hör nicht auf. Mach weiter.«
Jede Bewegung wiederholte sich in unseren Gedanken. Wir verloren uns in uns, fanden uns wieder, ein sanftes Anbranden, unerträglich und unvergleichlich.
»Stärker?«
»ja, stärker.«
Wir trieben in andere Welten, bis wir das Bewußtsein verloren und in einem Lustkrampf gemeinsam in den Tod gingen.
Dann lagen wir ineinandergeklammert, hörten unser Blut rauschen, spürten die Wärme unserer klammen Haut. Unsere Lippen waren aufeinandergepreßt, wir streichelten uns mit den Zungenspitzen, unsere Wimpern schlugen ineinander. Ich hatte meine Hände in seinem Haar vergraben, ich tastete die Fülle wie eine Blinde, ich glättete sie unter meiner Handfläche. Nach einer Weile bewegte er sich. Da öffnete auch ich die Augen. Wir sahen uns an und lächelten.
»Schon verrückt, nicht wahr?« sagte er, ganz nahe an meinem Mund.
»Ich will, daß es immer so bleibt«, flüsterte ich.
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Ich streichelte sein Gesicht.
»Ach, Liebster! Ich weiß noch so wenig über dich«.
»Vielleicht«, sagte er dumpf, »war ich bisher nur ein Reisender im eigenen I eben. Immer empfand ich alles als provisorisch, doch mit dir an meiner Seite glaube ich an ein Leben, das niemals endet. Stößt man über gewisse Grenzen hinaus, ist der Tod nur eine vorüberziehende Wolke, und dahinter liegen die Sternenräume. Wir gelangen dort hin, wo die Zeit stillzustehen scheint und das Universum den Atem anhält.«
»Wie du reden kannst!« sagte ich.
Er küßte mich auf die Nasenspitze.
»Ich gebe mir Mühe, sonst glaubst du am Ende noch, daß du auf einen dubiosen Typ hereingefallen bist.«
Er streckte sich an meinem Körper entlang, um soviel wie möglich von meiner Haut zu berühren, schlang beide Arme um meinen Hals. Ich lehnte den Kopf an seine Brust, streichelte sie mit der Zunge. Ich fröstelte leicht, und er lachte leise in meinem Haar. Ich merkte, daß er mich von neuem begehrte.
»Was machst du nur mit mir? Ich dachte, du wolltest packen. Dich von Franca verabschieden.«
»Wer ist Franca?« murmelte ich.
Er schüttelte sich vor Lachen. Ich legte mich auf ihn. Er drückte sein Gesicht an meine Brust, umfaßte mit den Lippen die empfindlichen Spitzen. Ich fiel wieder auf das Bett zurück, und eine Weile sprachen wir nicht mehr. Ich wühlte in seinem Haar, breitete es über meinem Körper aus wie eine Decke und stöhnte unter seinen Liebkosungen.
»Du mußt aufstehen«, sagte er schließlich und hielt mich fest.
»Ich kann nicht.«
Er hob mich hoch.
»Steh auf«, flüsterte er, dicht an meinem Mund.
»Na schön«, sagte ich.
Wir duschten uns schnell, zogen uns an. Ich trat ganz dicht an ihn heran.
Unsere Blicke hielten einander fest. Ich knöpfte ihm die Jeans zu, langsam und leidenschaftlich, als würde ich sie öffnen.
»Wenn du mich so anfaßt«, sagte er kehlig, »weiß ich nicht, was gleich passieren wird.«
»Franca wartet«, hauchte ich.
Er lächelte.
»Wer ist Franca?«
Ich nahm meine Tasche, stopfte blindlings meine Sachen hinein, riß einige Kleidungsstücke vom Bügel. Das Telefon schellte. Ich streckte die Hand aus, nahm den Hörer ab.
»So. Geruhst du mal wieder auf der Bildfläche zu erscheinen?« Francas 280
Aufregung knisterte geradezu durch den Hörer. »Was
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