Silbermuschel
etwas vollkommen Natürliches.
»Was suchst du eigentlich?«
Er verzog das Gesicht.
»Noch immer meinen Slip!«
Ich lachte, aber meine Kopfhaut wurde plötzlich warm; ich spürte die Feuchte des Verlangens in meinem Mund. Da fiel mir etwas auf, das ich vorher nicht bewußt zur Kenntnis genommen hatte.
»Ach«, entfuhr es mir, »du bist ja beschnitten.«
Er warf mir einen raschen, funkelnden Blick zu.
»Die meisten Jungen schieben doch ihre Eichel auf natürliche Weise aus der Vorhaut, ne?«
Er gebrauchte den japanischen Ausdruck, der »nicht wahr?« bedeutet.
»In Europa ist das nicht ausgesprochen üblich.«
»Ich weiß. Aber japanische Schüler, bei denen das nicht geht, werden in den Duschräumen ausgelacht. Es heißt, daß später keine Frau mit ihnen schlafen will.
Viele lassen sich beschneiden. Heute wird das mit Laserschnitt gemacht.«
»Ich wußte, daß Juden und Moslems das tun«, sagte ich. »Aber Japaner, das ist mir neu.«
Sein Lächeln flackerte spöttisch.
»Wir bilden uns sogar etwas darauf ein. In bezug auf europäische Männer, meine ich. Alles nur Angeberei. Aber was die Hygiene betrifft…«
Er grinste vielsagend, trat dicht an mich heran. Er streichelte meine Haare, drückte mich behutsam an sich. Ich merkte, was er wollte, und erstarrte innerlich.
Nein. Das nicht. Niemals. Ich konnte es nicht. Ich würde es niemals fertigbringen. Ich drehte das Gesicht leicht weg. Er merkte sofort, was los war. Er lächelte sein reizendes Lächeln und strich mir kurz über die Wange, bevor er sich abwandte und seine Jeans anzog.
Das Telefon läutete. Ich fuhr zusammen, rührte mich nicht. Ken beugte sich über das Bett, ergriff den Hörer und hielt ihn mir mit ironischem Ausdruck entgegen. Ich knotete hastig mein Frotteelaken zu und nahm Ken den Hörer aus der Hand.
»Willst du eigentlich deinen Aufenthalt in Japan verschlafen?« fragte Franca.
»Wie war der gestrige Abend? Eine Offenbarung oder ein Reinfall?«
Ken verbiß sich ein Lachen. Er rollte sich jungenhaft auf dem Bett herum, knotete mein Frotteetuch auf und ließ seine Hände über meinen entblößten Busen kreisen.
»Oh«, entfuhr es mir.
Ken legte sich dicht neben mich. Seine Finger strichen wie laue Frische über meine Haut, suchten immer wieder die gleiche Stelle auf. Ich erstickte ein Stöhnen.
156
»Was hast du gesagt?« fragte Franca.
»Ich? Nichts!«
Ken nahm behutsam eine Brustwarze zwischen seine Zähne, löste einen lustvoll atemberaubenden Schmerz aus. Kleine heiße Zangen glühten in meinem Bauch.
Francas ungeduldige Stimme schallte durch den Hörer.
»Nun, ich hoffe, du hast deinen Spaß gehabt.«
Kens Gesicht tauchte hinab, glitt unter meine Brust, abwärts. Seine Hände strichen über meine Hüften, über meine Wirbelsäule, drangen zwischen meine Schenkel, spreizten sie behutsam auseinander. Er drückte sein Gesicht hinein.
Mein Bauch bäumte sich ihm entgegen, öffnete sich, weitete sich bis zu den Hüften. Ich spürte seinen liebkosenden Mund, die Zunge, die immer mehr vordrang, sich tiefer in mein Fleisch schob.
»Ich wollte dich nur daran erinnern«, hörte ich Franca ungeduldig sagen, »daß wir um drei einen Termin haben. Und um sechs ist der Empfang im Imperial. Du wirst doch wohl dabeisein?«
Die warme Zungenspitze verließ mich. Ken hob den Kopf und gab mir durch sein Mienenspiel zu verstehen, daß ich zusagen sollte.
»Gut«, sagte ich. »Ich komme.«
»Hast du schon gegessen?«
»Nein, noch nicht.«
»Ich habe nur ein Sandwich bestellt, in Voraussicht auf das Dinner heute abend. Da gibt es französische Küche. Den einheimischen Fischkonsum habe ich satt. Kannst du in einer Stunde unten sein?«
Ich legte den Hörer auf im selben Augenblick, als Ken sich hochrichtete und mich in seine Arme zog.
»Julie-san, jetzt laß uns mal ein paar Minuten vernünftig reden.«
»Ich glaube kaum, daß ich das kann.«
»Ich auch nicht, aber probieren wir es mal. Also, ich sollte gleich ins Theater zurück. Um vier werden die Instrumente verladen. Unsere Gruppe fährt heute abend nach Sado zurück.«
Ein plötzliches Kältegefühl. Ein tiefer, lähmender Schrecken.
»Ist das wahr? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Weil ich nicht mehr daran gedacht habe.«
Jetzt ist es soweit. Er geht. Mein Herz hämmerte so laut, daß er es hörte und erschrak.
»Liebste«, sagte er ernst, »du darfst nie mehr solche Angst haben! Die Musiker gehen, aber das bedeutet nicht, daß auch ich gehe. Den Lastwagen
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