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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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Hellgrau vor ihren Augen löste sich in einem kühlen Lufthauch auf. Sie zuckte heftig zusammen und bemerkte erst jetzt, wie ihr Herz raste. Morten hatte die demütige Haltung aufgegeben und kam mit federndem Schritt auf sie zu. „Ich mach dir einen Tee“, bot er an und ging ihr in die Küche voraus. Möbel standen noch keine darin, die mussten sie noch aus Heiðars Wohnung herbeischaffen. In den neuen Schränken mit lichtgrauem Dekor befanden sich aber schon ein paar Vorräte und das wenige Geschirr, das Rúna mitgebracht hatte. Sie trat neben Morten an die Küchenzeile und blickte durchs Fenster in den baumbestandenen Garten hinaus. „Warum muss er immer so fies sein?“ Morten hatte bereits den brandneuen Wasserkocher in Betrieb gesetzt und hängte einen Beutel Lindenblütentee in Rúnas Lieblingsbecher. „Du hast dein Versprechen gebrochen. Fionn verträgt so etwas nicht, Unsterbliche nehmen Abmachungen sehr ernst.“ - „Ich bin aber nicht unsterblich!“ Morten goss kochendes Wasser in die Tasse und schob sie Rúna über die dunkle Granitfläche zu. „Was sollte das eigentlich? Mich zur Vernunft bringen?“, motzte sie. „Nun, ich hoffe, dass ich in dieser Sache vermitteln kann. Du musst versuchen, ein gewisses Verständnis zu entwickeln. Und du solltest nur versprechen, was du halten kannst.“ Er runzelte leicht die Stirn, als suchte er nach passenden Worten. „Durch meine berufliche Tätigkeit habe ich gelernt, mit der Wankelmütigkeit der Menschen umzugehen. Du glaubst gar nicht, was einem Arzt alles versprochen wird. Und ich versuche, die Gedankengänge der Sterblichen nachzuvollziehen. Fionn fällt es schwerer, da er nicht auf dieselbe Weise mit Menschen zu tun hat. Er kann nicht verstehen, dass du seinen Schutz nicht in Anspruch nehmen willst und warum du Heiðar dieser Qual aussetzt.“ Sie drehte sich abrupt nach ihm um. „Heiðar war einverstanden, er hat mir seinen Wagenschlüssel gegeben.“ – „Glaub mir, es quält ihn. Er versucht, es nicht zu zeigen, und er möchte dir jeden Wunsch erfüllen. Deshalb geht er Kompromisse ein, die er kaum ertragen kann. Ich habe mir erlaubt, ihm eine SMS zu senden, nachdem du hier eingetroffen bist, damit er sich keine Sorgen machen muss.“ Rúna biss sich zweifelnd auf die Unterlippe. „Ich will nicht ständig daran denken, was in London passiert ist! Ich muss mir selbst beweisen, dass wir hier in Island in Sicherheit sind.“ – „Du versuchst, das Ganze zu verdrängen und zu vergessen. Eine typisch menschliche Fähigkeit, die Unsterblichen leider völlig abgeht. Unsere Erinnerungen verblassen auch nach Hunderten von Jahren nicht. Fionn wird niemals vergessen, dass sein Sohn beinahe getötet wurde. Eine Zumutung, nachdem er bereits Kristín verloren hat. Unter diesem Aspekt musst du verstehen, dass er alles tut, um euch zu beschützen. Falls man dich nochmals entführt, würde Heiðar nicht zögern, erneut um dich zu kämpfen, egal, wie stark sein Gegner ist. Möglicherweise wäre Fionn nicht rechtzeitig zur Stelle. Willst du ihm das wirklich antun?“ - „Nein, natürlich nicht“, meinte sie kleinlaut und trank einen Schluck Tee. „Ich muss mich bei Fionn entschuldigen.“ – „Keine Sorge, er ist nicht nachtragend. Er möchte bloss, dass du dich in Zukunft an dein Versprechen hältst. Fionn hat angeboten, bei der Jagd nach Stellan zu helfen, falls er bis Ende nächster Woche nicht gefasst ist. Zu Zweit wird es ein Leichtes sein, ihn zu erwischen, es wird also nicht mehr lange dauern.“ – „Das hoffe ich. Ich will einfach bloss in mein altes Leben zurück.“ Morten wollte etwas erwidern, liess es dann aber bleiben. Fionn an seiner Stelle hätte wohl nicht gezögert, ihr klar zu machen, dass sie das nicht mehr konnte.

    Rúna leerte ihre Tasse und verliess mit entschlossenen Schritten die Küche. „Fionn?“ Sie hatte seinen Namen kaum ausgesprochen, als er auch schon in der Eingangshalle stand. Das wütende Flackern war einem wohlwollenden Ausdruck gewichen. Rúna musste einmal heftig schlucken, bevor sie die richtigen Worte fand: „Es tut mir leid, dass ich mein Versprechen nicht gehalten habe. Das wird nicht mehr vorkommen.“ Ihre Worte zauberten ein charmantes Lächeln in das blasse Gesicht. „Wie schön, dass du Vernunft annimmst, meine Liebe, und mir erlaubst, dich weiterhin zu beschützen.“ Er trat vorsichtig näher und strich ganz leicht über ihre Wange. Sie fühlte ein warmes Kribbeln.

    Wenig später kam Heiðar nach

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