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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mich, aber ich erwartete keine Antwort.
    »Falco«, begann Helena vorsichtig. »Sie wissen doch, ich bin unten an der Küste gewesen. An dem Tag, als ich so wütend war –«
    Ich lachte vor mich hin. »Es war nicht der einzige!«
    »Hören Sie zu! Da war etwas, das ich Ihnen nie erzählt habe. Sie waren dabei, Schieferwaren zu verladen. Klobige Gerätschaften – Becher, Schalen, Kerzenhalter, Tischbeine in Gestalt grinsender Seelöwen. Scheußliches Zeug. Weiß der Himmel, wer so was kauft. Man muß es ölen, sonst zerbröckelt es mit der Zeit …«
    Bei dem Gedanken an den Untersetzer, den ich meiner Mutter mitgebracht hatte, überkam mich das schlechte Gewissen. »Tja, Verehrteste, so etwas könnte denen als Tarnung dienen. Haben Sie mal gefragt –«
    »Natürlich. Falco, der Mann, der diesen Kitsch aus Britannien exportiert, ist – Atius Pertinax.«
    Pertinax! Mitdem Namen hatte ich hier am allerwenigsten gerechnet. Pertinax trieb Handel mit minderwertigen Haushaltswaren! Atius Pertinax: der Ädil mit der spitzen Nase, der mich verhaftet hatte, als er nach Sosia suchte, der Kerl, der mich hatte durchprügeln und meine Wohnung zu Kleinholz machen lassen! Ich stieß ein Wort hervor, das die Sklaven in den Gruben benutzten, das Helena aber hoffentlich nicht verstand.
    »Kein Grund, ausfällig zu werden«, erwiderte sie gelassen.
    »Doch, Verehrteste, mehr als genug! Kennen Sie diese Zecke?«
    Helena Justina, die Tochter des Senators, die mich immer wieder so sehr in Erstaunen setzte, erklärte mit einer Stimme, die, wie es es sonst gar nicht ihre Art war, immer leiser wurde: »Didius Falco, besonders helle sind Sie nicht. Ja, ich kenne ihn. Natürlich kenne ich ihn; ich war mit ihm verheiratet.«
    Das viele Reisen bekam mir ganz und gar nicht. Ich fühlte mich zerschlagen. Mir war übel.

XXXV
    »Jetzt glauben Sie, ich sei es gewesen.«
    »Was?«
    Da schlägt man sich monatelang mit einem Problem herum und kommt einfach nicht weiter. Und plötzlich begreift man in einer halben Sekunde mehr, als das Hirn überhaupt fassen kann.
    Deshalb hatte Decimus meine Frage nach Pertinax so widerwillig beantwortet: dieser Pertinax war sein mißratener Schwiegersohn. Atius Pertinax! Jetzt wußte ich Bescheid. Jetzt wußte ich, wie die Silberschweine nach Italien geschafft wurden, von wem und mit welcher Tarnung: versteckt unter einer Ladung, die so unansehnlich war, daß die Leute vom Zoll in Ostia, die für die Luxussteuer zuständig sind und in künstlerischen Dingen einen ausgezeichneten Geschmack besitzen, nur einen Blick auf das scheußliche Schieferzeug im Laderaum warfen und einmal tief seufzten, aber nie und nimmer auf den Gedanken gekommen wären, das Schiff zu durchsuchen. Die gute Helena hatte versucht, für unsere Überfahrt Plätze auf einem Schiff zu besorgen, dessen Ballast aus Silberschweinen bestand!
    Mehr noch: Zuvor hatte dieser Atius Pertinax, der Ädil im Bezirk Porta Capena, wahrscheinlich schon beim Prätor herumgeschnüffelt und erfahren, daß der Freund seines Prätors, also Decimus, den verlorenen Barren auf dem Forum versteckt hielt. Wahrscheinlich hatte er auch die Entführung von Sosia Camillina arrangiert. Als ich seine Pläne vereitelt hatte, war er dahintergekommen, wo Sosia steckte, hatte es ihrem Vater gesagt und dann Publius als Vorwand benutzt, mich zu verhaften. Das alles war in blinder Hast geschehen, denn der verlorene Barren konnte ihn verraten.
    Helena war seine Frau. Das war mein erster Gedanke.
    »Sie denken bestimmt«, beharrte sie, »ich sei in die Sache verwickelt.«
    Aber jetzt war sie nicht mehr seine Frau. Das war mein zweiter Gedanke.
    »Sie sind zu anständig«, sagte ich.
    Der zweite Gedanke ist immer der bessere.
    Sie ließ nicht locker.
    »Bekommt Ihr müdes Hirn das noch zusammen?« fragte sie. »Die beiden Männer, die Triferus meinem Onkel Gaius genannt hat, sind Pertinax und Domitian, der Sohn von Vespasian.«
    »Ja«, sagte ich und kam mir genauso nutzlos vor, wie sie immer behauptet hatte. So mußte es sein: Weil sie mit Pertinax verheiratet gewesen war, hatte sich Gaius geweigert, uns die Namen zu nennen.
    Es entstand eine lange Pause. Dann fragte ich: »Sagen Sie, Verehrteste, wann haben Sie das eigentlich alles herausgefunden?«
    Sie schwieg einen Moment. »Als sich der Kapitän auf dem Schiff meines Mannes weigerte, uns mitzunehmen. Gnäus und ich sind friedlich auseinandergegangen. Uns nicht mitzunehmen war so kleinlich und gehässig.«
    Sie nannte ihn also immer

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