Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
noch Gnäus!
    »Der Kapitän muß ziemlich entsetzt gewesen sein, als Sie ihn fragten! Wie nah«, mir kam jetzt ein anderer Aspekt in den Sinn, »wie nah steht Ihr früherer Mann eigentlich Ihrem Onkel Publius?«
    »Onkel Publius kann von all dem nichts wissen.«
    »Bestimmt?«
    »Unmöglich!«
    »Und was denkt er über Vespasian?«
    »Onkel Publius unterstützt ihn natürlich. Er ist Geschäftsmann; er will stabile Verhältnisse. Vespasian steht für ein geordnetes Staatswesen: hohe Steuern – aber auch hohe Profite im Handel.«
    »Ihr Onkel liefert diesem Pertinax in mehr als einer Hinsicht eine wunderbare Tarnung.«
    »O Juno, mein guter Onkel!«
    »Ist er das wirklich? Wie hat sich denn Publius in der Debatte über Domitian Cäsar geäußert, die zu Ihrem Streit mit Pertinax führte?«
    »Gar nicht. Er war überhaupt nicht dabei. Er kam nur zu familiären Anlässen in unser Haus. Und jetzt hören Sie auf, meinen Onkel schlechtzumachen!«
    »Ich muß.«
    »Falco! Was soll das? Er ist Sosias Vater!«
    »Eben deshalb! Da könnte ich ihn besonders leicht übersehen –«
    »Didius Falco, eines steht fest: niemand aus dem Kreis ihrer Verwandten – und am allerwenigsten ihr Vater – kann in eine Sache verwickelt sein, in der dieses Kind zu Schaden kam.«
    »Was ist mit Ihrem eigenen Vater?«
    »Wirklich, Falco!«
    »Pertinax war sein Schwiegersohn; eine enge Verbindung.«
    »Nach unserer Scheidung war mein Vater sehr schlecht auf ihn zu sprechen.« Das stimmte mit dem überein, was ich erlebt hatte. Decimus war sichtlich verdrossen gewesen, als ich das Gespräch auf Pertinax gebracht hatte.
    Ich fragte sie, wer alles an der Unterhaltung über Domitian teilgenommen hatte. Sie nannte einige Namen, die mir nichts sagten.
    »Haben Sie schon mal von einer Granatgasse gehört?« Die Frage traf sie überraschend. Sie sah mich mit großen Augen an, während ich hinzufügte: »Sosia ist dort in einem Lagerhaus gestorben. Es gehört einem alten Patrizier, der außerhalb der Stadt auf seinem Landgut langsam verdämmert – er heißt Caprenius Marcellus –«
    »Ich kenne ihn flüchtig. Ich bin auch mal in seinem Lagerhaus gewesen, und Sosia war dabei. Ein alter, verwitterter Knochen ohne Nachkommen. Deshalb hat er einen Erben adoptiert. Das ist ja nichts Ungewöhnliches. Einen ansehnlichen jungen Mann ohne große Aussichten, der froh war, daß ihn Marcellus in seinem ehrwürdigen Haus willkommen hieß, der bereit war, seine Vorfahren zu ehren, der versprach, ihn mit frommer Ehrerbietung zu begraben – und der dafür die Aufsicht über die Besitztümer des Marcellus bekam. Beim Zensor hätte man Ihnen das alles sagen können, wenn Sie gefragt hätten. Der vollständige Name meines Mannes – meines früheren Mannes – ist Gnäus Atius Pertinax Caprenius Marcellus.«
    »Glauben Sie mir«, sagte ich düster, »auf Ihren früheren Mann passen noch ein paar andere schmutzige Namen!«
    Es war angenehm, eine Zeitlang nichts zu sagen.
    »Falco, ich nehme an, Sie haben das Lagerhaus durchsucht?«
    »Allerdings.«
    »Leer?«
    »Als wir es durchsuchten, ja.«
    »Ich glaube nicht«, sagte die Tochter des Senators und klang dabei wie ihre britannische Tante, »daß ein Lümmel im Stab eines Prätors und ein Schnösel im Palast imstande sind, Geschichte zu machen.«
    »Gewiß nicht. Irgend jemand dirigiert diese Affenbande!«
    »Ich glaube auch nicht«, und jetzt klang sie sehr viel weniger bestimmt, »daß Atius Pertinax einen Mord begehen könnte.«
    »Wenn Sie es sagen!«
    »Ja, das sage ich! Sie mit Ihrem Zynismus! Vielleicht werden wir nie herausfinden, was in einem anderen Menschen vor sich geht. Aber wir müssen es versuchen. Bei Ihrer Arbeit müssen Sie sich doch auch auf Ihr Urteil verlassen –«
    »Ich verlasse mich auf Ihres«, erklärte ich, und es war mir sogar ernst mit diesem Kompliment.
    »Aber Sie vertrauen mir nicht!«
    Die Rippen machten mir schwer zu schaffen, und mein Bein tat weh.
    »Ich brauche Ihre Meinung«, sagte ich. »Sie ist mir sehr wichtig. Um Sosias willen können wir uns in diesem Fall keine schönen Gefühle leisten, keine Treue und kein Vertrauen – dann machen wir, wenn wir Glück haben, auch keine Fehler.«
    Mühsam stand ich auf. Ich wollte wieder Distanz gewinnen, nachdem ich diesen Namen ausgesprochen hatte. Es war lange her, seit ich an Sosia gedacht hatte; die Erinnerung war noch immer unerträglich. Wenn ich an Sosia Camillina dachte, wollte ich allein sein.
    Ich raffte meinen Mantel um mich

Weitere Kostenlose Bücher