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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Honorar hätte ich sogar ein Stachelschwein gestreichelt.
    »Danke.«
    »Alles im Preis inbegriffen«, sagte ich und führte sie in den Schankraum.
    Ich war froh, daß sie mitkam. Ich hatte keine Lust, allein zu essen. Es war mein Geburtstag. Keiner wußte es. Ich war jetzt dreißig.
    In Massilia logierten wir in einem Gasthof am Hafen. Er war nicht besser und nicht schlechter als das übrige Massilia, nämlich schrecklich. Zu viele Fremde sind nicht gut für eine Stadt. Ich war ganz steif von der langen Reise, und der Schmerz in den Rippen quälte mich. Außerdem spürte ich ständig ein merkwürdiges Prickeln, so, als würden wir beobachtet. Das Essen schmeckte scheußlich.
    Die Akustik im Speisesaal war grauenhaft. Ein ohrenbetäubender Lärm. Zwischendurch ließ mich der Kapitän unseres Schiffes nach draußen rufen. Die Vereinbarungen über unsere Reise waren knapp: Zahlung im voraus, kein besonderer Komfort, Abfahrt im Morgengrauen, um Ihr Gepäck müssen Sie sich selbst kümmern, und sehen Sie zu, wie Sie zum Hafen finden, sonst verpassen Sie das Schiff. Vielen Dank. Was für eine herrliche Stadt!
    Als ich zu Helena zurückkehrte, versuchte sie gerade, den Hund des Wirts zu vertreiben, der seine Schnauze in meine Suppenschale getaucht hatte. Wir waren in Südgallien, wo man sich darauf versteht, Fremde zu quälen, also gab es Fischeintopf – eine körnige, rötliche Pampe voller Muschelsplitter. Ich stellte meine Schale auf den Boden – für den Hund. Es gibt nicht viele Strafen, die härter sind als ein Geburtstag in Massilia, den man mit hungerndem Magen und einem Mädchen verbringt, das ein Gesicht macht, als würde man schlecht riechen.
    Ich überredete Helena, sich in den Garten zu setzen, was zur Folge hatte, daß auch ich hinausging – und nur deshalb hatte ich sie überredet: ich brauchte frische Luft. Die Dämmerung brach herein. Die Geräusche des Hafens klangen zu uns herüber, irgendwo plätscherte Wasser, irgendwo platschten Frösche in einem Fischteich. Wir waren allein. Es war kühl. Wir setzten uns trotzdem auf eine Steinbank. Wir waren beide müde, und beide waren wir ein bißchen gelöster als sonst, jetzt, da Rom nur noch eine Schiffsreise entfernt war.
    »Hier ist es ruhiger! Fühlen Sie sich jetzt besser?«
    »Machen Sie mich nicht verrückt!« fuhr sie mich an, worauf ich konterte, heute sei mein Geburtstag.
    »So ein Pech!« meinte sie nur.
    »Tja, Marcus«, murmelte ich vor mich hin. »Da feierst du fünfhundert Meilen von zu Hause, und was gibt es? Sandige Fischsuppe, schlechten gallischen Wein, Rippenschmerzen, eine hartherzige Klientin …« Während ich so redete, lächelte mich Helena Justina schließlich doch noch an.
    »Beklagen Sie sich nicht. Sie sind selbst schuld. Wenn ich gewußt hätte, daß heute Ihr Geburtstag ist, hätte ich Ihnen einen Kuchen geschenkt. Wie alt werden Sie?«
    »Dreißig. Von nun an geht es abwärts, dem schwarzen Boot über den Styx entgegen. Wahrscheinlich hänge ich auch in Charons Fähre über der Bordwand … Und wie alt sind Sie?« Es war eine dreiste Frage, aber ihre Stimme hatte so geklungen, als täte es ihr wirklich leid, daß sie keinen Kuchen für mich hatte.
    »Oh … Dreiundzwanzig.«
    Ich lachte. »Zeit genug, einen neuen Mann an Land zu ziehen …« Und ganz beiläufig fügte ich hinzu: »Die Damen, mit denen ich zu tun habe, erzählen mir meistens gern von ihren Scheidungen.«
    »Heute ist doch Ihr Festtag«, schnaubte Helena.
    »Dann tun Sie mir den Gefallen und erzählen Sie … Wo ging es schief?«
    »Unzucht in der Kavalleriekaserne!«
    »Lügnerin!« Ich mochte sie nicht, aber das konnte nicht stimmen. Dafür war sie viel zu streng. Und das war ja wohl der Grund, weshalb sie mir nicht gefiel. »Also hatte er schuld? Was war denn mit ihm? Zu geizig bei den Opalohrringen oder zu großzügig mit den syrischen Flötenspielerinnen?«
    Sie sagte bloß: »Nein.«
    »Hat er Sie geschlagen?«
    Inzwischen hatte mich eine unersättliche Neugier gepackt.
    »Nein. Wenn Sie es wirklich wissen wollen«, sagte sie und gab sich einen Ruck, »er hat sich kaum für mich interessiert, ich war ihm gleichgültig. Wir waren vier Jahre verheiratet. Wir hatten keine Kinder. Keiner von uns war untreu –« Sie hielt inne. Wahrscheinlich war ihr klar, daß man in diesem Punkt nie sicher sein konnte. »Es gefiel mir, einen eigenen Haushalt zu führen, aber wozu? Also habe ich mich von ihm getrennt.«
    Sie war eine verschwiegene Person. Ich bereute schon,

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