Silberstern Sternentänzers Sohn 01 - Der geheimnisvolle Hengst
alles in Ordnung war. Denn diesem wild gewordenen Bauern traute sie inzwischen alles zu. Erleichtert stellte sie fest, dass der schwarze Araberhengst bei den anderen Pferden auf der Wiese stand und friedlich graste. Als er Annit erblickte, trabte er sofort auf sie zu. Zärtlich strich sie ihm über die weichen Nüstern. „Was würde ich denn ohne dich machen“, flüsterte sie und spürte, dass ihr plötzlich Tränen in die Augen stiegen. „Du bist doch jetzt meine Familie“, fügte sie leise hinzu und wischte sich die Tränen weg.
Roccos Freund aus Warschau
Annit war froh, dass der Bauer sich in den nächsten Tagen nicht mehr blicken ließ. Dafür tauchte Roccos polnischer Freund Pawell auf.
„Und, wie läuft’s?“, erkundigte er sich.
Rocco, der mit Annit zusammenstand, grinste ihn an. „Könnte nicht besser gehen“, antwortete er und schlug dem Freund auf die Schulter. „Du kriegst natürlich einen Ehrenplatz bei jeder Vorstellung. Zum Dank für deine Hilfe.“
Pawell winkte ab. „Ist doch nicht der Rede wert. Ich konnte das Ganze mit den Behörden von hier aus doch viel besser regeln als du. Und die paar Plakate.“ Dann sah er Rocco mit gespielt vorwurfsvoller Miene an. „Aber wenn du mir diese junge Dame nicht bald vorstellst, kündige ich dir auf der Stelle die Freundschaft.“
Rocco schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Wie konnte ich das nur vergessen! ... Also, das ist Annit.“ Dann deutete er mit dem Kopf auf seinen Freund. „Annit, darf ich dir Pawell vorstellen! ... Pawell hat das beste Restaurant mit den größten Portionen in ganz Warschau, auch wenn man es ihm nicht ansieht“, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.
Annit musste sich ein Lachen verkneifen, während sie Roccos Freund die Hand reichte. Denn Pawell sah aus wie die Regentonne, die bei ihren Eltern auf dem Hof stand. Klein und unsagbar rund.
„Wenn ihr beide Zeit habt, lade ich euch zum Essen ein“, erwiderte Pawell gut gelaunt, ohne auf Roccos flapsige Bemerkung einzugehen. „Und ich könnte euch auf der Fahrt ein bisschen was von Warschau zeigen.“
„Super“, platzte Annit sofort heraus und warf Rocco einen fragenden Blick zu. „Wir haben doch Zeit, oder?“
Rocco tat so, als müsste er überlegen. „Na schön“, meinte er schließlich. „Eine kleine Pause haben wir uns wohl verdient.“
Annit sprang vor Freude in die Luft. Endlich lerne ich Warschau kennen, die Stadt, auf die ich mich schon seit Wochen freue, jubelte sie innerlich.
Wenig später brachen sie in Pawells Wagen Richtung Warschau auf. Nach etlichen Kilometern überquerten sie die Weichsel und fuhren auch ein Stück an der alten Stadtmauer entlang. Am Marktplatz in der Altstadt stellte Pawell sein Auto dann ab.
Annit gefiel die lebendige Atmosphäre auf diesem Platz sehr. Straßenhändler verkauften hier ihre kleinen Kunstwerke. Vor den Cafes standen Tische und Stühle mit großen bunten Sonnenschirmen, die viele Gäste zum Verweilen einluden.
Vor einem großen Haus mit Erkern und Buntglasfenstern blieb Pawell schließlich stehen, verbeugte sich leicht und deutete auf die schwere Eichentür. „Bitte eintreten!“, forderte er sie mit feierlicher Stimme auf und folgte den beiden in den modern eingerichteten Gastraum. Von dort führte Pawell sie weiter in die große Küche, in der seine Mitarbeiter gerade dabei waren, das Mittagessen zuzubereiten. In vielen Töpfen brodelte und köchelte es.
„Hm, das riecht aber lecker“, stellte Annit fest, die inzwischen einen Bärenhunger hatte.
„Du kannst von allem probieren, wenn du willst“, bot Pawell freundlich an und zeigte auf den großen Herd.
Annit und Rocco entschieden sich nach einigem Hin und Her für einen polnischen Krauteintopf, der hier Bigosch hieß.
Als sie kurz darauf gemeinsam an einem der Tische im Restaurant saßen und mit großem Appetit ihr Bigosch aßen, erzählte Pawell ihnen von dem riesigen National park Kampinos, der sich nordwestlich von Warschau er streckte.
„Wenn ihr mal Zeit habt, müsst ihr unbedingt dorthin“, sagte er. „Ihr werdet staunen, dort gibt es neben Bibern, Wildschweinen und Kranichen sogar Elche.“
Annit hörte aufmerksam zu. Als sie schließlich ihren Teller leer gelöffelt hatte, wischte sie sich mit der weißen Stoffserviette den Mund ab und sah Pawell an. „Gibt es in Warschau eigentlich auch ein Internet-Cafe?“, wollte sie wissen. „Ich will
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