Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit
Traum erschienen. Aber warum nur? Warum hat Silberstern mir diesen Traum geschickt?, grübelte sie. Mariana verheimlicht etwas, da bin ich mir jetzt ganz sicher. Und es muss etwas Schlimmes sein. Sonst würde Silberstern mir durch den Traum ja keine Warnung schicken, überlegte Annit weiter. Vermutlich hat es etwas mit diesem Mann zu tun, mit dem Mariana sich gestern gestritten hat. Denn sonst wäre Silberstern nicht so unruhig gewesen, als er ihn entdeckt hat... Aber was hat die Ikone mit der Mutter Maria und dem Jesuskind zu bedeuten?
Annit stand auf und schaute aus dem Fenster. Draußen in dem dunklen Klostergarten war alles still. „Die Mutter Maria mit dem Jesuskind“, murmelte sie und grübelte weiter. Ob die Ikone aus meinem Traum ein Hinweis auf meine leibliche Mutter ist? Und das Kind, das sie in den Armen hält, bin das vielleicht sogar ich als Baby? Wenn das die Botschaft ist, die Silberstern mir geschickt hat, könnte das bedeuten, dass Mariana vielleicht doch etwas über meine Eltern weiß? ... Vielleicht hat der ganze Traum aber auch gar nichts mit mir und meinen Eltern zu tun? Annit dachte erneut an den Mann, mit dem Mariana sich gestritten hatte. Ist er wirklich mein Vater?
Immer neue Fragen schwirrten in Annits Kopf herum - ohne dass sie auch nur auf eine einzige eine Antwort gefunden hätte. Nur eines wusste sie: Dass dieser Traum eine Bedeutung hatte, sonst hätte Silberstern ihn ihr nicht geschickt. Und dass es eine Botschaft von ihm war, bewies der Feuerkreis eindeutig.
Schließlich legte sie sich wieder ins Bett. Sie merkte, dass ihre Gedanken sich im Kreis drehten. Und ihr war auch klar, dass sie keine Antwort finden würde, solange die Igoumeni ihr nicht verriet, was sie wusste. Endlich schlief sie wieder ein.
Als Annit am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Sie wollte Mannito zum Frühstück abholen, doch er war nicht mehr in seiner Zelle. Stattdessen traf sie ihn im Speisesaal an. Er half Mariana gerade, den Tisch zu decken. Der Anblick der Nonne erinnerte Annit sofort wieder an ihren Traum.
„Du siehst ein bisschen müde aus, Annit“, stellte Mariana besorgt fest und strich ihr eine widerspenstige Locke aus der Stirn. „Hast du schlecht geschlafen?“
Annit zuckte bei der Berührung leicht zusammen. Sie wusste plötzlich überhaupt nicht mehr, was sie von der jungen Nonne halten sollte.
Mariana entging natürlich nicht, dass Annit zurückschreckte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie irritiert.
„Nein, nein, alles in Ordnung“, wiegelte Annit schnell ab und fügte in Gedanken hinzu: Genau das Gleiche will ich eigentlich von Mariana wissen. Was stimmt nicht mit ihr, dass sie mir schon zwei Mal im Traum erschienen ist?
„Nun gut“, nickte Mariana und lächelte wieder. „Aber du weißt, wenn du etwas auf dem Herzen hast, kannst du jederzeit zu mir kommen.“ Dann verschwand sie in die Küche.
„Du denkst immer noch an den Streit, den Mariana gestern mit diesem seltsamen Typ hatte, oder?“, fragte Mannito und runzelte nachdenklich die Stirn. „Vielleicht steckt ja gar nicht so viel dahinter, wie wir vermuten. Vielleicht geht es uns ja auch gar nichts an.“
Annit zuckte mit den Schultern. „Ja, vielleicht“, gab sie zurück, obwohl sie eindeutig anderer Meinung war. Natürlich geht es mich etwas an, dachte sie. Sonst hätte Silberstern mir nicht die beiden Träume geschickt. Aber das konnte sie Mannito nicht verraten.
Als sie wenig später Silberstern und Ranja sattelten, fragte Mannito sie ganz unvermittelt: „Was ist eigentlich los, Annit? Du hast kein einziges Wort gesagt beim Frühstück.“
Annit schluckte. „Ich muss ständig an diesen Mann denken“, antwortete sie. „Und dass er vielleicht ... dass er vielleicht mein richtiger Vater sein könnte.“
„Dein Vater?“ Mannito starrte sie entgeistert an. „Wie kommst du denn auf die Schnapsidee?“
„Es könnte doch sein“, erwiderte Annit aufgebracht, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, dass Mannito sie nicht ernst nahm. „Als ich mit der Igoumeni geredet habe, hat sie nur von meiner Mutter gesprochen. Damit ist doch klar, dass mit meinem Vater irgendwas nicht stimmt. Sonst hätte sie ihn doch auch erwähnt.“
Mannito kratzte sich am Kopf. „Das stimmt“, meinte er. „Aber das heißt doch noch lange nicht, dass dieser Mann dein Vater ...“
„Warum denn nicht?“, unterbrach Annit ihn barsch. „Seine
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