Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit
Problem.
Der Freund nickte. „Klar fragst du sie. Sie wird dich schon nicht gleich auffressen, auch wenn sie manchmal so streng guckt.“
Annit übergab Mannito Silbersterns Zügel, atmete tief durch und ging auf die Äbtissin zu. Die Nonne zuckte ein wenig zusammen, als sie Annit bemerkte.
„Ich ... ich wollte mich nur erkundigen, ob Sie schon etwas in Erfahrung bringen konnten“, begann Annit stockend.
Die Igoumeni versuchte, sich nichts von dem anmerken zu lassen, was in ihr vorging. Sie hatte beschlossen, dem Telefonat mit Elena zu erzählen. Denn tief in ihrem Inneren hatte sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass Elena es sich eines Tages doch noch anders überlegen würde.
„Ich habe schon angefangen zu suchen“, erwiderte die Äbtissin. „Aber ich bitte dich, noch ein bisschen Geduld aufzubringen.“ Annits enttäuschter Gesichtsausdruck gab ihr einen Stich ins Herz. Doch sie konnte Annit nichts anderes sagen, wollte sie dem Mädchen nicht noch mehr Schmerz zufügen.
„Und?“, fragte Mannito, als Annit kurz darauf den Stall betrat.
Annit zuckte mit den Schultern. „Ich soll Geduld haben, meint die Igoumeni. Aber für mich hört sich das so an, als ob sie überhaupt nichts rausgekriegt hat und es mir nur nicht sagen will.“
Mannito, der Ranja gerade striegelte, hielt inne. „Sie wird es schon noch herausfinden“, versuchte er Annit Mut zu machen. „Schließlich sind wir ja noch nicht so lange hier.“ Er setzte ein Lächeln auf. „Ich bin sicher, dass es ihr gelingen wird.“
„Ja, vielleicht“, nickte Annit. Betrübt ging sie zu Silberstern und nahm ihm den Sattel ab. Ich kann nur hoffen, dass sie es schafft, meine Eltern zu finden. Und dass ich dabei keine böse Überraschung erlebe.
Diebstahl im Kloster
Zwei Tage später machten sich Annit und Mannito gemeinsam mit den Nonnen daran, den Empfangsraum leer zu räumen. Sie verstauten die vielen Stühle in der gegenüberliegenden Kammer und schoben dann mit den vereinten Kräften den großen, schweren Eichentisch in die hinterste Ecke.
Anschließend holten sie die Stellwände, die sie gebaut hatten, aus der Werkstatt und stellten sie mit einem Meter Abstand zu den Wänden auf. Daran wollten sie während der Ausstellung die Ikonen aufhängen.
„Gut, dass ihr da seid und uns unterstützt“, sagte Mariana, als sie endlich fertig waren. „Allein hätten wir das so schnell nicht geschafft.“
Mannito grinste. „Ist doch klar, dass wir helfen.“
Annit nickte zustimmend. Sie freute sich schon riesig auf die Ausstellung und war sehr gespannt, wie viele Leute kommen und wie viel Geld sie für das Kloster spenden würden.
Geld, das die Nonnen dringend benötigten. Denn nicht nur das Dach im Nebengebäude musste vor dem Winter dringend repariert werden. Auch brauchten die Nonnen neue Fenster für ihre Zellen. Denn der kalte Wind, der im Winter nachts vom Meer herüberwehte, blies durch alle Ritzen, und daher wurde es in den Zellen manchmal empfindlich kalt.
„Vielleicht spenden die Leute ja so großzügig, dass man die Kirche im Winter auch jeden Tag heizen kann“, sagte Annit. Denn die Kirche wurde im Winter bisher nur samstags und sonntags geheizt, weil die Nonnen sparen mussten. An den übrigen Tagen versammelten sie sich in der kalten Kirche, um zu beten.
„Nun, wir werden sehen“, erwiderte Mariana. „Das Wichtigste ist doch, dass wir den Menschen endlich einmal die wunderschönen alten Ikonen zeigen können.“
Später gesellte sich auch die Äbtissin zu ihnen und begutachtete interessiert die Veränderungen in dem großen Empfangsraum. „Das habt ihr ausgezeichnet gemacht“, lobte sie und warf Annit und Mannito einen anerkennenden Blick zu. „Wenn ihr Lust habt, könnt ihr am Nachmittag dabei sein, wenn der Gutachter von der Versicherung kommt“, bot sie an.
„Was will der denn?“, erkundigte sich Annit neugierig.
„Nun, er muss den Wert der alten Ikonen schätzen, damit wir sie für die Ausstellung ordnungsgemäß versichern können“, erklärte die Igoumeni. „Das geschieht zur Sicherheit, falls eine der kostbaren Ikonen während der Ausstellung abhanden kommen sollte.“ Sie rückte ihre Brille zurecht. „Ich glaube zwar kaum, dass so etwas passieren wird. Bisher ist aus unserem Kloster noch nie etwas verschwunden. Aber trotzdem ..."
Annit war ein bisschen blass geworden. Denn sie hatte sich sofort wieder an die seltsame Gestalt
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