Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit
weiß bestimmt einen Rat, wünschte sie im Stillen.
„Ist es wegen der Ikonen? Machst du dir deshalb Sorgen?“, hakte Mariana nach einer Weile nach, weil Annit immer noch nichts gesagt hatte. „Aber selbst wenn dir diese Sache sehr nachgeht wie uns allen, sollten wir nicht versuchen, auf eigene Faust etwas unternehmen zu wollen. Das könnte gefährlich werden“, fuhr sie fort und machte ein ernstes Gesicht. „Man weiß bei solchen Leuten nie, wozu sie fähig sind.“
Annit zuckte erschrocken zusammen. Hat Mariana mich etwa gestern Abend gesehen, als ich mit Mannito unterwegs war und er auf die Leiter gestiegen ist? Will sie mir jetzt sagen, dass uns etwas Schreckliches passiert, wenn wir weiter wegen der Ikonen nachforschen?, schoss es ihr durch den Kopf. Sie will mich warnen. Und das kann nur bedeuten, dass sie irgendwie in dieser Sache mit drinsteckt.
Am liebsten wäre Annit davongerannt, um allein zu sein. Doch sie durfte sich auf keinen Fall etwas anmerken lassen. Ich darf jetzt nichts Falsches sagen, sonst ist Mariana eventuell gewarnt, überlegte sie. Und Mannito und ich schweben in Gefahr. „Ist schon klar“, antwortete sie daher mit fester Stimme und nickte nur kurz. Dann schnitt sie weiter Paprika und Tomaten in Streifen, als ob nichts geschehen wäre. Doch in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Wenige Minuten später klingelte ihr Handy. Annit warf Mariana einen entschuldigenden Blick zu und sprang auf. Während sie ihr Handy aus der Hosentasche zog, rannte sie aus der Küche. „Carolin?“, fragte sie atemlos, als sie draußen allein im Klostergarten stand.
Die Freundin aus Deutschland war tatsächlich am anderen Ende. „Ist schon wieder was passiert?“, erkundigte sich Carolin besorgt. „Du klingst so komisch.“
Annit schilderte kurz das Gespräch eben mit Mariana in der Küche.
„Das hört sich schon etwas verdächtig an", bestätigte Carolin. „Und es passt auch irgendwie zu dem, was Ami gemeint hat.“
Annit presste das Handy fest an ihr Ohr, damit sie auch wirklich jedes Wort der Freundin mitbekam. Ihr Herz klopfte heftig vor Aufregung.
„Ami vermutet, dass Mariana ein dunkles Geheimnis umgibt“, berichtete Carolin. „Silberstern ahnt, dass sie etwas zu verbergen hat. Wahrscheinlich etwas Schreckliches. Aber ganz sicher ist sich Ami da auch nicht.“
Annit hielt vor lauter Aufregung die Luft an. „Und hat Ami auch gesagt, was das sein könnte?“, wollte sie wissen.
„Nein“, antwortete Carolin. „Sie hat nur gemeint, dass Mariana nicht unbedingt selbst die Diebin sein muss. Es könnte auch sein, dass sie den wahren Täter zwar kennt, aber an dem Diebstahl und den Fälschungen gar nicht beteiligt war.“
Als Carolin weiter von dem Gespräch mit Ami erzählte, tauchte die alte Frau vor Annits innerem Auge auf - so, als sei sie selbst dabei gewesen. Sie sah Ami in ihrem Wohnwagen sitzen, umgeben von ihren vielen Kräutern, die sie im Wald für ihre Heilrituale sammelte. „Ich erkenne einen Schatten“, hörte sie Ami sagen. „Dieser Schatten hat ein dunkles Herz, das verloren ist, wenn ihm niemand hilft. Aber es gibt nur einen einzigen Menschen, der diesem Schatten helfen kann, sich zu befreien.“
Und das bin ich, dachte Annit. Denn sie war sich sicher, dass Ami ihr das hatte mitteilen wollen. Nur ich kann herausfinden, wer die Ikonen gestohlen hat. Selbst wenn Mariana in den Ikonen-Diebstahl nicht verstrickt ist, muss sie den wahren Täter kennen. Sonst wäre sie nicht in meinen Träumen erschienen. Und wenn Mariana es nicht war, kann es nur der Mann gewesen sein, der nachts um das Kloster herumgeschlichen ist. Der Schatten, von dem Ami gesprochen hat. Der dunkle Schatten, der vielleicht sogar mein leiblicher Vater ist.
Nächtlicher Ausflug ins Dorf
Nach dem Telefonat mit Carolin hing Annit noch kurz ihren Gedanken nach, dann zwang sie sich, zurück zu Mariana in die Küche zu gehen. Mariana schöpft vielleicht Verdacht, wenn ich nicht wieder auftauche, dachte sie.
„Alles in Ordnung?“, fragte Mariana freundlich, als Annit sich wieder hingesetzt hatte.
Annit setzte ein Lächeln auf. „Meine Freundin aus Deutschland hat angerufen“, antwortete sie. „Ich hab sie gefragt, wie es zu Hause so läuft.“ Und das war ja noch nicht einmal gelogen.
Mariana rührte in dem großen Topf, dem ein köstlicher Duft nach Gemüse und Kräutern entströmte. „Es ist schön, wenn man gute Freunde
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