Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung
und Silberstern in ihrer Vision dort gesehen hat, bedeutet dies doch zwangsläufig, dass wir auch gut ankommen werden!“
Mannito verspeiste die letzte Olive auf dem kleinen Teller. „Wie es wohl meiner Familie geht?“, fragte er dann wie aus heiterem Himmel. Seine Stimme klang belegt.
Etwas schuldbewusst sah Annit ihren treuen Freund an. Sie war stets so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie gar nicht an Mannito dachte. Er war da. Und darüber war sie auch froh. Punkt. Doch offenbar hatte auch er Heimweh.
Annit legte die Hand auf seinen Arm. „Bestimmt geht es ihnen gut.“
„Bestimmt“, nickte er seufzend. „Manchmal ist es okay. Aber es gibt Momente, da vermiss ich alle ganz arg“, bekannte er entwaffnend ehrlich. „Dann wünsche ich mir nur, einfach wieder bei ihnen zu Hause in Rumänien zu sein.“
„Wenn wir in Syrien bei den Beni Sharqi waren, dann ...“ Dann könnten wir ja vielleicht wieder nach Rumänien, wollte Annit gerade sagen.
Doch dazu kam sie nicht, denn Elena betrat den Raum. Sie hatte Annits letzte Worte mitbekommen. „Ich habe diesen Namen schon einmal gehört“, meinte sie, während sie eine neue Schale voller Oliven auf den Tisch stellte.
Annit schüttelte den Kopf. „Bestimmt hast du dich getäuscht. So heißt der Beduinenstamm in Syrien, wo wir hinmüssen.“
Elena kniffdie Augenbrauen zusammen. „Nein, nein, ich bin sicher. Wenn’s mir wieder einfällt, sage ich es euch.“ Damit verschwand sie wieder in die Küche.
Gegen Mittag kehrte Achmed schließlich aus dem Dorf zurück. Er hatte den Rosenquarz verkauft und händigte Annit das Geld aus. „Hier, das gehört dir. Für die Reise. Außerdem hab ich noch einiges über diesen Beduinenstamm in Erfahrung gebracht“, verkündete er stolz.
Überaus gespannt hörten Annit und Mannito zu, als er weitersprach.
„Die Beni Sharqi sind ziemlich berühmt, weil sie alljährlich ein großes Pferderennen veranstalten. Nur die schönsten und besten Pferde nehmen daran teil. Die Leute kommen von nah und fern dorthin. Das Dorf liegt ein ordentliches Stück weit hinter der türkisch-syrischen Grenze, mitten in der Wüste.“
Elena mischte sich ein. „Ja, deshalb kam mir der Name also bekannt vor.“
Achmed fuhr fort: „Das Rennen findet bald wieder statt. Ihr könntet daran teilnehmen. Und wenn ihr eingeladen werdet, könnt ihr auch in dem Beduinenlager wohnen.“
Annit war total baff. Sie konnte gar nicht glauben, was ihr Vater alles für sie in Erfahrung gebracht hatte. „Das ist ja super“, freute sie sich und sah sich im Geiste bereits in Syrien.
Doch Mannito holte sie rasch zurück in die Wirklichkeit. „Wenn nur der lange Weg nicht wäre“, warf er seufzend ein.
Achmed nickte. „Mohammed fährt regelmäßig nach Syrien“, sagte er.
Annit machte große Augen. „Der Prophet?“
Schmunzelnd schüttelte Achmed den Kopf. „Nein, Mohammed ist Spediteur. Er transportiert alles Mögliche von hier nach Syrien und umgekehrt. Ich kenne ihn gut.“
Annit und Mannito wechselten schnelle Blicke. Ganz offensichtlich dachten sie beide das Gleiche. „Und ... weißt du, wann dieser Mohammed das nächste Mal nach Syrien fährt?“, erkundigte sich Annit atemlos. „Meinst du, er könnte uns vielleicht mitnehmen?“
„Bestimmt“, antwortete Achmed, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Echt?“, hakte Annit mit klopfendem Herzen nach. Achmed blickte kurz zu Elena, dann nickte er. „Warum nicht, wenn er Waren transportieren kann, kann er euch sicherlich auch mitnehmen. Ich kann ihn fragen.“
Annit sprang auf und wäre ihrem Vater am liebsten um den Hals gefallen. Zwar hatte sie vor Mannito so getan, als wäre es überhaupt kein Problem, nach Syrien zu kommen. Doch die Vorstellung, den weiten Weg auf dem Pferd zurückzulegen, hatte ihr schon ein wenig Angst eingejagt.
Mannito sagte nichts, mampfte nur weiter Oliven. Aber auch er schien sichtlich erleichtert.
Beschwerliche Reise in die Wüste
Gesagt, getan! Eine Woche später saßen Annit und Mannito in Mohammeds klapprigem blauem Lkw und fuhren Richtung Syrien. In einem Anhänger hatten Silberstern und Ranja Platz gefunden. Ein Dach hatte der Anhänger nicht, nur eine ziemlich durchlöcherte Stoffplane. Obwohl die Straße voller Schlaglöcher war, raste Mohammed mit einem Affenzahn dahin, sodass Annit mit ihrem Magen zu kämpfen hatte. Das ging nun schon den zweiten Tag
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