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Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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so. Annit lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe und hatte die Augen geschlossen.
    „Geht’s?“, fragte Mannito ungefähr alle zwei Minuten.
    Annit nickte immer wieder tapfer. Doch es war nicht nur das Gerumpel, das ihr auf den Magen schlug. Es war auch der Abschied von ihren Eltern. Elena hatte ganz schrecklich geweint, und auch Achmed hatte sich immer wieder verstohlen über die Augen gewischt. „Gebe Gott, dass wir  uns noch einmal wiedersehen!“, hatte Elena geschluchzt  und ihre Tochter fest an sich gedrückt.
    „Ganz bestimmt“, hatte Annit mit einem dicken Kloß im Hals versichert - obwohl sie sich alles andere als sicher war. Das weiß wirklich nur der liebe Gott, ob ich im Leben jemals wieder nach Dedeli kommen werde!, dachte sie und öffnete die Augen. Ich weiß ja noch nicht mal, was mich in den nächsten Wochen in Syrien erwartet!
    „Geht's?“, erkundigte sich Mannito erneut.
    Annit nickte wieder und schloss die Augen. Sie war glücklich und traurig zugleich. Glücklich, weil sie endlich ihre leiblichen Eltern kennengelernt hatte und sie nach anfänglichen Schwierigkeiten von ganzem Herzen lieben konnte. Und traurig, weil die gemeinsame Zeit so kurz gewesen war. Es gab so vieles, was sie noch nicht von ihnen wusste. Und wer weiß, vielleicht ist Elenas Familie anders drauf als die von Achmed und hat Lust, nach Dedeli zu kommen? Vielleicht sind sie schon auf dem Weg?
    „Hunger?“, fragte jetzt Mohammed. Er war ziemlich groß und kräftig, hatte einen schwarzen Schnauzbart und kaute die ganze Zeit. Ansonsten sprach er nicht viel.
    Annit verneinte. Ihr Magen war wie zugeschnürt.
    Mannito nahm ein Sandwich. „Wie weit ist es denn noch?“
    „Ein gutes Stück“, schmatzte Mohammed.
    Und dann? Wie geht’s dann weiter?, grübelte Annit.  Werden uns diese Beduinen wirklich aufnehmen? „Mit deinem herrlichen Pferd hast du alle Chancen. Und wenn ihr an dem Rennen teilnehmt, könnt ihr dort auch essen und wohnen“, hatte Achmed gemeint. Und wenn nicht? Wenn sie Silberstern nicht akzeptieren? Oder mich? Je näher sie der türkisch-syrischen Grenze kamen, desto unsicherer wurde Annit. Und selbst wenn? Was soll ich da? Zu ihrem Oberhaupt gehen und sagen: „Hallo, ich bin die Annit aus Südholzen. Meine Freundin Carolin hat in einer Vision gesehen, dass ich in der Wüste bei Beduinen leben werde, und außerdem stammt ein Vorfahre unserer Pferde aus Ihrer Zucht. Super! Worauf hab ich mich da bloß eingelassen?
    „Geht’s?“, unterbrach Mannito ihre Gedanken, während Mohammed mit Volldampf durch das nächste Schlagloch rumpelte.
    „Hm.“ Nein. Es geht nicht. Es geht gar nicht. Mir ist schrecklich übel. Der Wagen schaukelt wie ein betrunkener Seemann, die Sandwiches, die Mohammed verspeist, riechen so eigenartig. Und überhaupt...
    „Nach der nächsten Kurve kommt die Landesgrenze“, erklärte Mohammed und wischte sich seine fettigen Finger an der Hose ab. Die Grenzposten kannten Mohammed und winkten ihn einfach nur weiter.
    Nach der Grenze ging das Gerumpel weiter. Die Straßen waren genauso schlecht, die Luft trockener und die Temperaturen höher. Auch das Licht schien irgendwie greller zu sein, und Mohammed verspeiste inzwischen bestimmt schon das zehnte Sandwich.
    Sie durchquerten nun eine mondlandschaftsähnliche Gegend, übersät von unterschiedlich großen und ver- schieden gefärbten Gesteinsbrocken. Sonst gab es weit und breit nichts. Keine Menschen, keine Tiere. Nur Steine und Staub. Die Straße führte steil auf und ab und war gleichzeitig kurvig. Auch wenn Mohammed über die Bodenwellen auf der Anhöhe etwas langsamer fuhr, hob sich Annits Magen jedes Mal. Sie drückte ihre Stirn gegen die Fensterscheibe und hoffte nur, die Fahrt möge bald enden. Boah, Caro! Wenn du wüsstest, was ich hier durchmache, dachte sie gequält und wünschte sich, in Südholzen zu sein, auf ihrem Einrad zu fahren und am Abend in ihr gemütliches Bett fallen zu können.
    Irgendwann hielt Mohammed den Laster endlich an. „So, hier trennen sich unsere Wege“, sagte er, holte eine Landkarte heraus und faltete sie auf. „Wir sind hier. Ich muss geradeaus weiter nach Aleppo, aber ihr müsst euch südlich halten, um zu dem Beduinenstamm zu gelangen.“ Er zeigte auf eine Straße. Dann faltete er die Karte wieder zusammen und drückte sie Mannito in die Hand. „Die könnt ihr behalten“, fügte er hinzu und stieg aus.
    Auch Annit und Mannito hievten sich

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