Silberstern Sternentaenzers Sohn 07 - Das magische Amulett
begrüßte die beiden Besucher, indem er eine leichte Verbeugung andeutete, und forderte sie mit einer einladenden Handbewegung auf, sich ihm gegenüber hinzusetzen.
Wortlos ließen sich Annit und der Stammesfürst auf dem Sandboden nieder.
Der alte Beduine legte seine Hände in den Schoß und verschränkte sie ineinander. Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe, sorgenvolle Falte gebildet. Schließlich begann er ohne Umschweife. „Sag an, Abd al-Umar, was kann das bedeuten? ... Es dauerte nur einen kurzen Moment. Gerade so lange, wie ein Sandkorn braucht, wenn es der Wind weitertreibt. Es war wie ein Energiestoß, der mich und das Mädchen fast zur gleichen Zeit durchzuckt hat. Doch bevor wir realisieren konnten, was überhaupt passiert war, war alles auch schon wieder vorbei. Hast du eine Erklärung dafür, Abd al-Umar, was das war?“
Der Geschichtenerzähler schwieg lange und schloss die Augen. Seine Hände zitterten ein wenig. „Reich mir meinen Burnus, Mädchen“, sagte er schließlich mit heiserer Stimme auf Arabisch.
Der Stammesfürst übersetzte seine Worte.
Welchen Burnus? Was soll das überhaupt sein?, wunderte sich Annit. Ich hab keine Ahnung, was er meint.
„Reich mir meinen Burnus, Mädchen, meinen Umhang!“, wiederholte er mit noch heiserer Stimme. Seine Augen waren weiterhin geschlossen, seine Augenlider zuckten leicht.
Aber er trägt doch schon einen Umhang. Will er sich jetzt umziehen, oder was? Aber meinetwegen. Annit blickte sich suchend um.
Der Eingang zu Abd al-Umars Zelt stand weit offen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Beduinenzelten bestand es nur aus einem einzigen Raum, der überaus spärlich eingerichtet war. Das kleine Zelt beherbergte nur eine Truhe und eine Schlafstätte, das war alles.
„Wo ist der denn?“, fragte Annit schließlich, nachdem sie nirgendwo ein Kleidungsstück entdecken konnte.
„Dort drin, in der Truhe“, übersetzte der Stammesfürst Abd al-Umars knappe Antwort.
Das kann ich ja wohl nicht wissen! Annit stand auf und öffnete vorsichtig die Holzkiste. Ganz obenauf lag ein schwarz-weiß gestreifter Burnus. Annit zögerte kurz, dann holte sie den Umhang heraus und legte ihn auf Abd al-Umars ausgestreckte Arme. Der Geschichtenerzähler tastete das Kleidungsstück ab. Seine Augen waren immer noch geschlossen.
Annit ließ sich wieder in den Sand plumpsen und schielte zum Stammesfürsten. Der wirkte sichtlich angespannt, sein Blick haftete starr auf Abd al-Umar.
Dann endlich schien der Geschichtenerzähler gefunden zu haben, was er suchte. Er zog etwas aus einer Tasche heraus, umschloss es fest mit der Hand und legte den schwarz-weißen Burnus zur Seite. Schließlich öffnete er die Augen, streckte Annit seinen Arm entgegen und öffnete die Handfläche. „Hier.“
„Und was ist das?“ Etwas verwundert guckte Annit von Abd al-Umar zum Stammesfürsten und wieder zurück. „Nimm es!“, übersetzte der Stammesfürst.
Auf Abd al-Umars Hand lag ein Schmuckstück: ein kunstvoll gefertigtes Amulett. Es war ein bisschen geformt wie eine Hand und mit kleinen, glitzernden türkisfarbenen Steinen besetzt. „Nimm es!“
Annit nahm das Amulett. Es fühlte sich merkwürdig an. Sehr warm, beinahe schon heiß.
„Wieso soll ich das bekommen?“ Wieder blickte sie fragend zum Stammesfürsten.
Doch der zuckte nur mit der Schulter. Offenbar hatte er das Schmuckstück auch noch nie zuvor gesehen.
Der Geschichtenerzähler wandte sich dem alten Beduinen zu und redete zu ihm. Annit verstand kein Wort, beobachtete aber, wie der Stammesfürst zunehmend bleicher wurde.
„Was ist los? Was sagt er?“, stieß Annit neugierig hervor, als Abd al-Umar endlich geendet hatte.
Der Stammesfürst holte tief Luft und straffte sich, sodass er nun noch gerader saß als ohnehin schon. „Abd al-Umar erklärt, dass das, was wir beide da erlebt haben, mit deinem Silberstern und seinem Großvater Sahir zusammenhängt. Er wollte eigentlich überhaupt nicht darüber sprechen. Deshalb hat er beim letzten Gespräch auch behauptet, er wisse nichts über Sahir. Aber das stimmt nicht. Dieser Energiefluss, den wir beide gefühlt haben, hat was mit diesen zwei magischen Pferden zu tun“, übersetzte er.
„Und was?“, stieß Annit atemlos hervor.
„Das darf uns Abd al-Umar nicht verraten. Er darf uns nicht die ganze Wahrheit sagen. Nur so viel: Es gibt ein dunkles Geheimnis um Sahir. Doch wir müssen uns selbst auf die Suche machen, um herauszufinden, was das ist. Dieses Amulett ist
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