Silberstern Sternentaenzers Sohn 07 - Das magische Amulett
Wind nicht sagen: Wehe heftiger. Und du kannst dem Regen nicht sagen: Tropfe schneller.“
„Ungeduldig!“, fauchte Annit aufgebracht. „Davon kann ja wohl echt keine Rede mehr sein. Ich bin inzwischen schon eine halbe Ewigkeit hier und hab Geduld ohne Ende gezeigt. Warum erklärt mir der Typ nicht einfach: Pass auf, Mädchen, es ist so und so ...“
Der Stammesfürst legte ganz sacht eine Hand auf Annits Schulter. „Weil es hier nicht um die Bauanleitung für einen Schafsstall geht, sondern um ein magisches Geheimnis. Magie ist ein Vogel. Du kannst sie nicht einsperren. Sie kommt, wenn es der Augenblick erlaubt.“
„Trotzdem!“ Annit stampfte noch einmal mit dem Fuß auf. „Und außerdem ... Abd al-Umar sagte, es würde mir nicht gefallen, was ich erfahre. Wenn ich schon wüsste, was es ist, müsste ich es doch gar nicht mehr suchen“, stieß sie hervor, merkte aber sogleich selbst, welchen Unsinn sie gerade von sich gab, und musste schmunzeln. „Also gut. Ich hab ja eh keine Wahl“, seufzte sie dann ergeben.
„Jedenfalls wissen wir, dass das Amulett die Lösung birgt. Das ist doch schon ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Suche nach dem Geheimnis. Und wir wissen auch, dass es etwas mit Silberstern und Sahir zu tun hat.“ Der Stammesfürst ließ seinen Blick in die Weite schweifen. „Schon sehr bald wird hier in der Nähe ein großer Basar stattfinden, zu dem viele Leute anreisen, auch von weither. Einige befreundete Beduinenstämme werden auch da sein. Vielleicht können wir ja dort etwas über das Geheimnis des Amuletts in Erfahrung bringen? Vielleicht weiß ja jemand etwas darüber und kann uns helfen?“, überlegte er laut.
„Das ist eine sehr gute Idee“, nickte Annit. „Und wann ist bald?“
„In einer Woche.“
„So lange? Können wir die nicht vorher anrufen? Oder ihnen eine Mail schreiben? Ich hab keine Lust mehr, zu warten.“
„Geduld ist ein Kamel, mit dem du durch die Wüste kommst. Du wirst warten müssen“, entgegnete der Stammesfürst und wandte sich ab.
Annit rollte mit den Augen. Sie beschloss aber zugleich, bis dahin nicht untätig herumzusitzen, sondern auf eigene Faust nach des Rätsels Lösung zu suchen.
Das Zauberritual
Gleich am nächsten Tag begann Annit damit, die Dorfbewohner nach dem geheimnisvollen Amulett zu fragen. Als Erstes lief sie zum Schafsgehege, wo sich Alisha und Sabeth aufhielten, und zeigte den Mädchen das kunstvolle Schmuckstück mit den türkisfarbenen Steinen. „Kennt ihr das? Habt ihr so was schon mal gesehen? Habt ihr eine Ahnung, was das sein könnte?“
Alisha wischte sich ihre Hände an ihrem Gewand ab. Dann nahm sie neugierig das Amulett und betrachtete es eingehend. „Es ist sehr hübsch. Was ist damit? Und warum bist du deswegen so aufgeregt?“
„Ich hab es gefunden und will es nun der Besitzerin zurückgeben“, stieß Annit hektisch hervor.
„Es gehört mir“, behauptete Sabeth dann und nahm es Alisha aus der Hand. „Ich hab es schon vermisst. Gut, dass du es mir zurückbringst!“
Wie? Das Ding gehört ausgerechnet Mannitos kleiner Freundin? Das darf doch wohl nicht wahr sein! „Echt?“
Alisha stieß ihre Cousine grinsend in die Seite. „Sabeth redet Unsinn.“ Sie nahm ihr das Amulett wieder ab und gab es Annit zurück. „Ich habe es noch nie an jemandem hier im Dorf gesehen.“ Sie zuckte die Schultern. „Wenn es keinen Besitzer hat, gehört es dir.“ Dann nahm sie Sabeth entschlossen an der Hand und zog sie zu den Schafen.
Während die beiden Beduinenmädchen sich wieder an die Arbeit machten, entfernte sich Annit einige Schritte.
„Was hast du denn da?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Mannito! Beim Klang seiner Stimme spürte Annit einen leichten Stich in ihrem Herzen und ein warmes Gefühl durchströmte sie. Verlegen wich sie seinem Blick aus. „Ach nichts“, wehrte sie rasch ab und bemühte sich um einen belanglosen Ton. Seltsam, früher wäre er der Erste gewesen, dem ich von diesem Amulett erzählt hätte. Aber nun ist alles irgendwie anders.
Doch so leicht ließ sich ihr Kumpel nicht abwimmeln. „Du hast da doch was“, beharrte er in ernstem, drängendem Ton und griff entschlossen nach ihrer Hand.
„Sabeth ist da hinten. Mit Alisha.“ Annit wollte sich losreißen.
Doch Mannito hatte mehr Kraft und verstärkte seinen Griff. Seine Finger hielten ihre Hand sanft, aber dennoch fest umschlossen.
„Jetzt zeig schon, Annit! Komm!“
Widerwillig öffnete Annit ihre Hand, in der
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