Silberstern Sternentaenzers Sohn 07 - Das magische Amulett
Pferd zu nähern. Beruhigend tätschelte er seinen schönen Körper. Für einen Moment schien es still zu halten - doch nur, um gleich darauf umso heftiger wieder loszulegen. Es bäumte sich so plötzlich auf, dass der alte Beduine beinahe nach hinten in den Wüstensand gekippt wäre. Unverdrossen rappelte er sich wieder auf und ging erneut langsam auf das Pferd zu. „Ganz ruhig, meine schöne Falak, ganz ruhig!“
Doch Falak ließ sich nicht besänftigen, sondern tobte unvermindert weiter.
Mit verkrampften Händen und klopfendem Herzen stand Annit da und ließ den Schimmel keine Sekunde aus den Augen. Sie wird auch gar nicht müde. Wahnsinn, was für ein Pferd!
Da vernahm Annit ganz plötzlich ein leises Wiehern. Wegen des Spektakels, das die wilde Stute veranstaltete, war es kaum zu hören gewesen.
Annit drehte sich um und blickte suchend umher. Da ertönte es wieder. Ganz sanft und harmonisch, ja fast liebevoll, überhaupt nicht wild und aggressiv. Das Wiehern kam eindeutig aus dem Stall. Silberstern?, schoss es Annit durch den Kopf.
Auf einmal schien es auch Falak wahrzunehmen. Sie hielt abrupt inne, hob den Kopf, stellte die Ohren auf und blickte in die Richtung, aus der das Wiehern zu ihr drang.
Annit begriff sofort. Geschwind rannte sie zum Stall, wo Silberstern ihr schon erwartungsvoll seinen Kopf entgegenreckte. Sie band den Rappen los und führte ihn nach draußen. Silberstern wieherte erneut. Ganz leise.
Als der Stammesfürst die beiden kommen sah, ließ er Falaks Führstrick los und wich zurück. Er deutete den umstehenden Beduinen an, sich ebenfalls zurückzuziehen.
Nun stand Falak allein neben dem Anhänger. Sie hielt den Kopf leicht gesenkt, ihre Ohren waren spitz aufgestellt, und ihre Augen blickten interessiert nach vorne. Zu Silberstern, der ganz langsam wie in Zeitlupe auf sie zu schritt.
Jetzt standen sich die beiden Pferde gegenüber. Silberstern schnaubte leise und näherte seine Nüstern Falaks Kopf. Falak hielt ganz still. Silberstern schnupperte sacht über Falaks Hals. Falak peitschte mit dem Schweif, ihr Körper vibrierte noch, aber sie blieb ruhig stehen.
Die zwei Pferde begrüßen sich, dachte Annit aufgeregt und spürte, wie sich Gänsehaut auf ihren Armen ausbreitete. Großmutter und Enkel, sie erkennen sich.
Nun hob auch Falak den Kopf, schnupperte über Silbersterns Kruppe und beknabberte neugierig sein Fell - das war ein eindeutiger Liebesbeweis. Dabei schnaubte sie leise.
Silberstern antwortete ebenfalls mit einem leisen Schnauben.
Annit zitterte vor Anspannung und schlang die Arme um ihren Körper. Verstohlen schielte sie zum Stammesfürsten und konnte erkennen, dass ihn die Szene zutiefst rührte. Auch die anderen Beduinen betrachteten fasziniert die beiden prächtigen Pferde.
Eine ganze Weile blieben Silberstern und Falak so beisammen stehen und beschnupperten sich. Dann näherten sich ihnen die zwei Männer, die zuvor versucht hatten, Falak aus dem Anhänger zu holen. Einer ging auf Silberstern zu und führte ihn weg, während der zweite nach Falaks Führstrick griff.
Doch da ging es sofort wieder los. Falak bäumte sich auf, keilte aus und tobte wieder genau wie zuvor. Erschrocken ließ der Mann den Führstrick los und rannte weg. Erst als der andere Beduine Silberstern wieder zu ihr zurückbrachte, beruhigte sich die wilde Stute.
Besorgt hatte Annit die Szene beobachtet. Offenbar will Falak keinen Menschen an sich heranlassen. Offenbar vertraut die schöne Stute niemandem mehr. Aber sie hat ja auch Schlimmes erlebt. Arme Falak! Annit schluckte. Trotz der Hitze lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Der Vertrau ensbruch, den der Stammesfürst begangen hat, weil er Falak einfach weggab und über Jahre nicht zurückholte, muss echt total schlimm für sie gewesen sein. Ob es ihm wohl jemals gelingen wird, das alles wieder gutzumachen?, überlegte Annit. Oder ist der Vertrauensbruch zwischen den beiden am Ende so groß, dass er niemals mehr rückgängig gemacht werden kann? Dann würde die schöne Stute immer so wild bleiben und wäre für immer für die Menschen verloren?
Annit stieß einen tiefen Seufzer aus und rieb sich die Stirn. Ich kann wirklich nur hoffen, dass es der Stammesfürst schafft, Falaks Vertrauen zurückzugewinnen. Dazu wird er aber sehr viel Zeit aufwenden und sich ganz besonders intensiv um das Pferd kümmern müssen, überlegte Annit. Bei diesem Gedanken spürte Annit plötzlich ein Zucken, das durch ihren ganzen Körper fuhr. Es war ein
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